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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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sondern zur Neubildung der preußischen Staatsverfassung führe, ist zu unserer
Genugthuung von den einsichtigsten Organen der öffentlichen Meinung schon
mit Nachdruck hervorgehoben worden. Wir können nur wünschen, daß dies
bis zur Eröffnung der neuen Landtagssession und während dieser Session so
lange, bis die Regierung mit ihrer Absicht hervorgetreten ist. mit steigender
Kraft und mit steigender Klarheit über den wahren Umfang der vorliegenden
r. Aufgabe geschehen möge.




Kleine Besprechungen.

Die Arnoldi'sche Buchhandlung zu Leipzig hat ein Lieferungs¬
werk begonnen, welches unter den zahlreichen Freunden und Freundinnen der
Lieder Franz Schubert's mit Beifall und Freude begrüßt werden wird: Il¬
lustrationen zu Franz Schubert's vorzüglichsten Liedern von
Robert Stieler; uns liegt das erste Heft mit sechs Blättern vor: Ständ¬
chen, Die Stadt, Am Meere, Der Doppelgänger, Des Mädchens Klage, Der
Lindenbaum. Der Farbendruck ist, wie bereits bei früheren Prachtwerken der¬
selben Verlagshandlung, in vorzüglicher Weise aus der lithographischen An¬
stalt von I. G. Bach dargestellt. Jedes dieser und der künftigen Blätter,
von denen jedes für sich cartonnirt ist, enthält auf farbigem Grunde eine vom
reichsten und sinnigsten Blüthen-, Blätter- und Rankenwerk umrahmte weiße
Tafel von mannigfaltigster Form, -- bald einer Laube gleich, bald wie ein
Blätterdom gebildet u. f. w. --, welche in der oberen Hälfte, wiederum farbig,
die Illustration und zu deren Füßen den Text des Liedes enthält. Die Il¬
lustrationen selbst sind außerordentlich zart und sorgfältig ausgeführt und der
Stimmung des Textes aufs glücklichste angepaßt. Als besonders gelungen
bezeichnen wir die Compositionen zu den Liedern "Die Stadt", "Des Mädchens
Klage", "Der Lindenbaum". Die Gelehrten, welche die Erforschung des Lebens
der menschlichen Seele zu ihrer Berufsaufgabe gemacht haben, mögen darüber
streiten, ob die gleichzeitige Zusammenwirkung von Musik und Malerei auf
unsere Sinne und Empfindung eine angenehme oder störende sei. Aber un¬
zweifelhaft wirken Poesie und bildende Kunst vortrefflich zusammen. Und vor
Allem ist das deutsche Lied eines der anregendsten Motive für die schaffende
Kraft unserer besten Künstler. Schubert's Lieder sind längst Volkslieder in
des Wortes edelstem Sinne geworden. Sie haben hier eine ihrer würdige
illustrirte Darstellung und Ausgabe gefunden, die gleichzeitig von Sängern,
welche ihrer Noten sicher sind, in Salons und Concerten als elegantes Lib¬
5". retto benutzt werden mag.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Bl""t.
Verlag, von F. L° Hervig. -- Druck von Hüthel " Legler in Leipzig.

sondern zur Neubildung der preußischen Staatsverfassung führe, ist zu unserer
Genugthuung von den einsichtigsten Organen der öffentlichen Meinung schon
mit Nachdruck hervorgehoben worden. Wir können nur wünschen, daß dies
bis zur Eröffnung der neuen Landtagssession und während dieser Session so
lange, bis die Regierung mit ihrer Absicht hervorgetreten ist. mit steigender
Kraft und mit steigender Klarheit über den wahren Umfang der vorliegenden
r. Aufgabe geschehen möge.




Kleine Besprechungen.

Die Arnoldi'sche Buchhandlung zu Leipzig hat ein Lieferungs¬
werk begonnen, welches unter den zahlreichen Freunden und Freundinnen der
Lieder Franz Schubert's mit Beifall und Freude begrüßt werden wird: Il¬
lustrationen zu Franz Schubert's vorzüglichsten Liedern von
Robert Stieler; uns liegt das erste Heft mit sechs Blättern vor: Ständ¬
chen, Die Stadt, Am Meere, Der Doppelgänger, Des Mädchens Klage, Der
Lindenbaum. Der Farbendruck ist, wie bereits bei früheren Prachtwerken der¬
selben Verlagshandlung, in vorzüglicher Weise aus der lithographischen An¬
stalt von I. G. Bach dargestellt. Jedes dieser und der künftigen Blätter,
von denen jedes für sich cartonnirt ist, enthält auf farbigem Grunde eine vom
reichsten und sinnigsten Blüthen-, Blätter- und Rankenwerk umrahmte weiße
Tafel von mannigfaltigster Form, — bald einer Laube gleich, bald wie ein
Blätterdom gebildet u. f. w. —, welche in der oberen Hälfte, wiederum farbig,
die Illustration und zu deren Füßen den Text des Liedes enthält. Die Il¬
lustrationen selbst sind außerordentlich zart und sorgfältig ausgeführt und der
Stimmung des Textes aufs glücklichste angepaßt. Als besonders gelungen
bezeichnen wir die Compositionen zu den Liedern „Die Stadt", „Des Mädchens
Klage", „Der Lindenbaum". Die Gelehrten, welche die Erforschung des Lebens
der menschlichen Seele zu ihrer Berufsaufgabe gemacht haben, mögen darüber
streiten, ob die gleichzeitige Zusammenwirkung von Musik und Malerei auf
unsere Sinne und Empfindung eine angenehme oder störende sei. Aber un¬
zweifelhaft wirken Poesie und bildende Kunst vortrefflich zusammen. Und vor
Allem ist das deutsche Lied eines der anregendsten Motive für die schaffende
Kraft unserer besten Künstler. Schubert's Lieder sind längst Volkslieder in
des Wortes edelstem Sinne geworden. Sie haben hier eine ihrer würdige
illustrirte Darstellung und Ausgabe gefunden, die gleichzeitig von Sängern,
welche ihrer Noten sicher sind, in Salons und Concerten als elegantes Lib¬
5». retto benutzt werden mag.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Bl»«t.
Verlag, von F. L° Hervig. — Druck von Hüthel » Legler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/288>, abgerufen am 28.06.2024.