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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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auf den Punkt hin, der auch uns, trotz unsrer augenblicklichen Niederlage
bei der Revisionsabstimmung, mit ruhiger Zuversicht auf den künftigen Sieg
erfüllt: das erstarkte Bewußtsein der Solidarität der Völker gegenüber diesem
gemeinsamen Todfeind ihres Gedeihens. Wie der Wortlaut der einzelnen
Antijesuitengcsetze gefaßt sein mag, dünkt uns -- vorausgesetzt, daß sie der
Staatsgewalt die nöthige Elasticität des Handelns verstatten -- von unter--
geordneter Bedeutung im Vergleiche zu dem hohen Werth der Thatsache, daß
gleichzeitig alle frei- und national-denkenden Männer, und mehr als
eine europäische Negierung auf Mittel sinnen, des gefährlichsten Feindes aller
modernen Cultur- und Staatenbildung sich zu erwehren.




Kleine Besprechungen.

Lübeckische Zustände im Miitelalter ist der Titel einer Anzahl
von Vorlesungen, (Lübeck. Bolhoevener) welche der Lübecker Obcrappellations-
gerichtsrath or. C. W. Pauli, aus meist ungedruckten Urkunden der Stadt¬
bücher u, s. w. seiner Vaterstadt schöpfend, vor seinen Mitbürgern in dem
langen Zeitraum von 1852 bis 1868 gehalten hat. Diese Urkunden sind
dem überaus interessanten Werke theils unter den Anmerkungen, theils als
"Urkundenbuch" zu dem fünften Vortrag "über die frühere Bedeutung Lübecks
als Wechselplatz des Nordens" beigedruckt. Auch dem großen Publicum
können diese Vorträge als eine Quelle klarer Erkenntniß des deutschen Mittel¬
alters, als treuer und weiser Führer durch die große Zeit der deutschen Hansa
bestens empfohlen werden. Denn weit mehr als verschollenes Recht: ein reiches Bild
des mächtigen Lebens und Wirkens seiner Vaterstadt auf allen Gebieten entrollt
uns der Verfasser in seiner schmucklosen Weise. Vorzugsweise aber wird diese Arbeit
der deutsche Geschichtsforscher, Rechtshörer, Rechtslehrer und Sprachforscher
willkommen heißen. Nur eines wäre bei erneutem Abdruck zu wünschen: daß
alle Anmerkungen an den Fuß des Textes gesetzt würden, zu welchem sie ge¬
hören, statt wie jetzt ans Ende des einzelnen Vortrage., Das erschwert die
Lectüre erheblich und zieht oberflächliche Leser leicht von dem reichen Quellen¬
B. schatz des Werkes ab.




Verantwortlicher Redacteur - Or. Haus Blum.
Verlag von A. L. Hcrsiin. -- DniF van Hüthel " Lüstler in Leipzig.

auf den Punkt hin, der auch uns, trotz unsrer augenblicklichen Niederlage
bei der Revisionsabstimmung, mit ruhiger Zuversicht auf den künftigen Sieg
erfüllt: das erstarkte Bewußtsein der Solidarität der Völker gegenüber diesem
gemeinsamen Todfeind ihres Gedeihens. Wie der Wortlaut der einzelnen
Antijesuitengcsetze gefaßt sein mag, dünkt uns — vorausgesetzt, daß sie der
Staatsgewalt die nöthige Elasticität des Handelns verstatten — von unter--
geordneter Bedeutung im Vergleiche zu dem hohen Werth der Thatsache, daß
gleichzeitig alle frei- und national-denkenden Männer, und mehr als
eine europäische Negierung auf Mittel sinnen, des gefährlichsten Feindes aller
modernen Cultur- und Staatenbildung sich zu erwehren.




Kleine Besprechungen.

Lübeckische Zustände im Miitelalter ist der Titel einer Anzahl
von Vorlesungen, (Lübeck. Bolhoevener) welche der Lübecker Obcrappellations-
gerichtsrath or. C. W. Pauli, aus meist ungedruckten Urkunden der Stadt¬
bücher u, s. w. seiner Vaterstadt schöpfend, vor seinen Mitbürgern in dem
langen Zeitraum von 1852 bis 1868 gehalten hat. Diese Urkunden sind
dem überaus interessanten Werke theils unter den Anmerkungen, theils als
„Urkundenbuch" zu dem fünften Vortrag „über die frühere Bedeutung Lübecks
als Wechselplatz des Nordens" beigedruckt. Auch dem großen Publicum
können diese Vorträge als eine Quelle klarer Erkenntniß des deutschen Mittel¬
alters, als treuer und weiser Führer durch die große Zeit der deutschen Hansa
bestens empfohlen werden. Denn weit mehr als verschollenes Recht: ein reiches Bild
des mächtigen Lebens und Wirkens seiner Vaterstadt auf allen Gebieten entrollt
uns der Verfasser in seiner schmucklosen Weise. Vorzugsweise aber wird diese Arbeit
der deutsche Geschichtsforscher, Rechtshörer, Rechtslehrer und Sprachforscher
willkommen heißen. Nur eines wäre bei erneutem Abdruck zu wünschen: daß
alle Anmerkungen an den Fuß des Textes gesetzt würden, zu welchem sie ge¬
hören, statt wie jetzt ans Ende des einzelnen Vortrage., Das erschwert die
Lectüre erheblich und zieht oberflächliche Leser leicht von dem reichen Quellen¬
B. schatz des Werkes ab.




Verantwortlicher Redacteur - Or. Haus Blum.
Verlag von A. L. Hcrsiin. — DniF van Hüthel » Lüstler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/88>, abgerufen am 22.07.2024.