Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Frankreich und die allgemeine Wehrpflicht von Max Jähns. VII. Schon im Jahre 1806 begab es sich, daß Napoleon in offener Sitzung Am 30. Mai schloß man den Frieden von Paris und zehn Tage später *)- voutirav- Instiwtions "iliwirss ,5 z?^nos. ") Ott- Geschichte der letzten' Kämpfe Napoleon's, Grenzboten III. 1872. 51
Frankreich und die allgemeine Wehrpflicht von Max Jähns. VII. Schon im Jahre 1806 begab es sich, daß Napoleon in offener Sitzung Am 30. Mai schloß man den Frieden von Paris und zehn Tage später *)- voutirav- Instiwtions «iliwirss ,5 z?^nos. ") Ott- Geschichte der letzten' Kämpfe Napoleon's, Grenzboten III. 1872. 51
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0401" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128329"/> </div> <div n="1"> <head> Frankreich und die allgemeine Wehrpflicht<lb/><note type="byline"> von<lb/> Max Jähns.</note> VII.</head><lb/> <p xml:id="ID_1367"> Schon im Jahre 1806 begab es sich, daß Napoleon in offener Sitzung<lb/> des Staatsrathes laut ausrief: „Wenn ich falle, so wird auf der Fahne derer,<lb/> die mich verdrängen, geschrieben stehn: „Keine Conscription mehr!"*)<lb/> Ein prophetisches Wort; es geschah genau wie er vorausgesagt. Schon der<lb/> Graf von Artois, welcher 1814 als Generalstatthalter dem Könige vorauseilte,<lb/> verkündete überall: nun nehme das Kriegführen ein Ende, die Conscription<lb/> höre auf! Es ist unberechenbar, wieviel diese tausendfach wiederholte Verheißung<lb/> dazu beitrug, den Bourbonen den Weg zum Thron, ja zum Herzen Frankreichs<lb/> zu ebnen. — Trotz dieses friedlichen Programms mußte sich jedoch natur¬<lb/> gemäß gleich die erste Thätigkeit der neuen Regierung dem Heere zuwenden.<lb/> Die erste Verordnung, welche sie traf, war der Befehl, die weiße Kokarde auf¬<lb/> zustecken. Zugleich richtete sie eine Ansprache an die Armee in demselben<lb/> Sinne, in welchem Artois zu den ihn begrüßenden Marschällen gesprochen:<lb/> Frankreichs Heer habe den französischen Namen verherrlicht; darum mache<lb/> der König auf jede ihrer Heldenthaten Anspruch. Endlich wurde angekündigt,<lb/> daß ausgedehnte Beurlaubungen stattfinden würden, von welcher Gunst aber<lb/> alle Ausreißer ausgeschlossen seien, die sich nicht in kurzer Frist gestellt hätten.<lb/> Die Desertion hatte nämlich ganz außerordentlichen Umfang angenommen<lb/> und mußte mit ernsten Zwangsmaßregeln bedroht werden.**)</p><lb/> <p xml:id="ID_1368"> Am 30. Mai schloß man den Frieden von Paris und zehn Tage später<lb/> verlieh Louis XVIII. bei Eröffnung der Kammern jene Charte, deren für<lb/> das Heerwesen wichtigster Satz lautet: eonserixtion est adolis, 1'al-in6<z<lb/> hö reernts xg.r als enMMinents voloutAires.^ — Vorläufig handelte es sich<lb/> jedoch nicht um Recrutirung, sondern um Reorganisation der starken vor¬<lb/> handenen Armee.</p><lb/> <note xml:id="FID_107" place="foot"> *)- voutirav- Instiwtions «iliwirss ,5 z?^nos.</note><lb/> <note xml:id="FID_108" place="foot"> ") Ott- Geschichte der letzten' Kämpfe Napoleon's,</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1872. 51</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
Frankreich und die allgemeine Wehrpflicht
von
Max Jähns. VII.
Schon im Jahre 1806 begab es sich, daß Napoleon in offener Sitzung
des Staatsrathes laut ausrief: „Wenn ich falle, so wird auf der Fahne derer,
die mich verdrängen, geschrieben stehn: „Keine Conscription mehr!"*)
Ein prophetisches Wort; es geschah genau wie er vorausgesagt. Schon der
Graf von Artois, welcher 1814 als Generalstatthalter dem Könige vorauseilte,
verkündete überall: nun nehme das Kriegführen ein Ende, die Conscription
höre auf! Es ist unberechenbar, wieviel diese tausendfach wiederholte Verheißung
dazu beitrug, den Bourbonen den Weg zum Thron, ja zum Herzen Frankreichs
zu ebnen. — Trotz dieses friedlichen Programms mußte sich jedoch natur¬
gemäß gleich die erste Thätigkeit der neuen Regierung dem Heere zuwenden.
Die erste Verordnung, welche sie traf, war der Befehl, die weiße Kokarde auf¬
zustecken. Zugleich richtete sie eine Ansprache an die Armee in demselben
Sinne, in welchem Artois zu den ihn begrüßenden Marschällen gesprochen:
Frankreichs Heer habe den französischen Namen verherrlicht; darum mache
der König auf jede ihrer Heldenthaten Anspruch. Endlich wurde angekündigt,
daß ausgedehnte Beurlaubungen stattfinden würden, von welcher Gunst aber
alle Ausreißer ausgeschlossen seien, die sich nicht in kurzer Frist gestellt hätten.
Die Desertion hatte nämlich ganz außerordentlichen Umfang angenommen
und mußte mit ernsten Zwangsmaßregeln bedroht werden.**)
Am 30. Mai schloß man den Frieden von Paris und zehn Tage später
verlieh Louis XVIII. bei Eröffnung der Kammern jene Charte, deren für
das Heerwesen wichtigster Satz lautet: eonserixtion est adolis, 1'al-in6<z
hö reernts xg.r als enMMinents voloutAires.^ — Vorläufig handelte es sich
jedoch nicht um Recrutirung, sondern um Reorganisation der starken vor¬
handenen Armee.
*)- voutirav- Instiwtions «iliwirss ,5 z?^nos.
") Ott- Geschichte der letzten' Kämpfe Napoleon's,
Grenzboten III. 1872. 51
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |