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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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zucht ließ das Knabenhafte der Aufgebote von 1813 fo scharf hervortreten.,
und der Verein all dieser Erscheinungen mit dem überwältigenden Eindruck
schließlichen Unterliegens hat nicht wenig dazu beigetragen, die allgemeine
Wehrpflicht bei den Franzosen zu discreditiren und das Axiom von der Noth¬
wendigkeit "alter Soldaten" zum festsitzenden Aberglauben der Nation zu
machen.




Me Lisenbcchnprozecte zur Verbindung Luropas mit
Mafien"

Mit Recht kann unsere Zeit das Verdienst für sich in Anspruch nehmen,
die Entwickelung des Weltverkehrs durch Eröffnung neuer und wichtiger
Verbindungswege in höherem Maße gefördert zu haben, als alle früheren
Jahrhunderte. Wir brauchen nur an jene bereits vollendeten gewaltigen
Werke der Neuzeit zu denken, welche, wie die Pacific-Eisenbahn, der Suez-
Canal, der Mont-Cenistunnel u. a., auf die gesammte moderne Culturbe¬
wegung von größtem Einflüsse gewesen sind, oder jener der Zukunft vorbe-
haltenen Pläne zur Untertunnelung der Meerenge zwischen England und
Frankreich; zur Durchstechung des Panama-Isthmus u. a. zu gedenken. Eine
große Aufgabe harrt indessen noch der Lösung: die Herstellung eines Schienen¬
weges zwischen Europa und Ostasien. Bei der Verwirklichung dieses Planes
sind nicht allein die Interessen des Weltverkehrs betheiligt, es knüpft sich daran
auch die Frage der Hegemonie in Asien; letztere wird ohne Zweifel derjenigen
Nation zufallen, welche zuerst den Schienenweg nach dem Herzen Asiens voll¬
endet haben wird. Für jetzt sind die Briten und Russen die einzigen Rivalen
in diesem großartigen Wettkampfe. England strebt nach Südosten, nach seinen
Besitzungen in Ostindien; Nußland sucht nicht blos Indien -- durch Afgha¬
nistan -- zu erreichen; es umklammert auch bereits das Reich der Mitte,
China.

Für die britische Herrschaft in Indien ist der Bau einer Eisenbahn,
welche Ostindien mit Europa verbindet, eine Lebensfrage; von dem Besitze
Indiens hängt Englands maritime Machtstellung überhaupt ab; außerdem ist
die Größe des in Indien arbeitenden englischen Privatcapitals von schwer-'
wiegenden Einflüsse. 1869 bezog England von Ostindien beispielsweise 481
Millionen Pfund roher Baumwolle. 80 Millionen Pfund Wolle, Is Millionen
Pfund Thee; der Werth der Einfuhr nach England betrug 40 Millionen
Pfd. Sterl.; für den Export Englands ist der indische Markt von großartiger
Bedeutung. Im Eisenbahnbau Indiens allein arbeiten ungefähr 100 Millio-


zucht ließ das Knabenhafte der Aufgebote von 1813 fo scharf hervortreten.,
und der Verein all dieser Erscheinungen mit dem überwältigenden Eindruck
schließlichen Unterliegens hat nicht wenig dazu beigetragen, die allgemeine
Wehrpflicht bei den Franzosen zu discreditiren und das Axiom von der Noth¬
wendigkeit „alter Soldaten" zum festsitzenden Aberglauben der Nation zu
machen.




Me Lisenbcchnprozecte zur Verbindung Luropas mit
Mafien»

Mit Recht kann unsere Zeit das Verdienst für sich in Anspruch nehmen,
die Entwickelung des Weltverkehrs durch Eröffnung neuer und wichtiger
Verbindungswege in höherem Maße gefördert zu haben, als alle früheren
Jahrhunderte. Wir brauchen nur an jene bereits vollendeten gewaltigen
Werke der Neuzeit zu denken, welche, wie die Pacific-Eisenbahn, der Suez-
Canal, der Mont-Cenistunnel u. a., auf die gesammte moderne Culturbe¬
wegung von größtem Einflüsse gewesen sind, oder jener der Zukunft vorbe-
haltenen Pläne zur Untertunnelung der Meerenge zwischen England und
Frankreich; zur Durchstechung des Panama-Isthmus u. a. zu gedenken. Eine
große Aufgabe harrt indessen noch der Lösung: die Herstellung eines Schienen¬
weges zwischen Europa und Ostasien. Bei der Verwirklichung dieses Planes
sind nicht allein die Interessen des Weltverkehrs betheiligt, es knüpft sich daran
auch die Frage der Hegemonie in Asien; letztere wird ohne Zweifel derjenigen
Nation zufallen, welche zuerst den Schienenweg nach dem Herzen Asiens voll¬
endet haben wird. Für jetzt sind die Briten und Russen die einzigen Rivalen
in diesem großartigen Wettkampfe. England strebt nach Südosten, nach seinen
Besitzungen in Ostindien; Nußland sucht nicht blos Indien — durch Afgha¬
nistan — zu erreichen; es umklammert auch bereits das Reich der Mitte,
China.

Für die britische Herrschaft in Indien ist der Bau einer Eisenbahn,
welche Ostindien mit Europa verbindet, eine Lebensfrage; von dem Besitze
Indiens hängt Englands maritime Machtstellung überhaupt ab; außerdem ist
die Größe des in Indien arbeitenden englischen Privatcapitals von schwer-'
wiegenden Einflüsse. 1869 bezog England von Ostindien beispielsweise 481
Millionen Pfund roher Baumwolle. 80 Millionen Pfund Wolle, Is Millionen
Pfund Thee; der Werth der Einfuhr nach England betrug 40 Millionen
Pfd. Sterl.; für den Export Englands ist der indische Markt von großartiger
Bedeutung. Im Eisenbahnbau Indiens allein arbeiten ungefähr 100 Millio-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/343>, abgerufen am 30.12.2024.