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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Statut durch die Generalversammlung selbständig feststellen und nach Umstän¬
den abändern zu lassen; auch ist die Verwaltung der Vereine eine durchaus
autonome, von der obersten Postbehörde unabhängige, welche letztere
ihrerseits das Gedeihen der Einrichtung auf jede mögliche Weise zu fördern
sucht. Die Gesammtzahl der Postbeamten, welche den für jeden Ober-Post-
directions-Bezirk besonders errichteten Vereinen beigetreten sind, beträgt bereits
mehr als 8000; die Beträge der Spareinlagen belaufen sich an ordentlichen
(d. i. fortlaufenden) Beiträgen aus mehr als 7000 Thaler monatlich,
während die außerordentlichen (d. i. einmaligen) Beiträge die Höhe von circa
10,000 Thalern erreicht haben. Der Zinsfuß für die Spareinlagen beträgt
3Vz Procent, derjenige für Vorschüsse S bis 6^ Procent, Neuerdings sind
die Fonds der Vereine sehr zweckmäßig zur Anschaffung von Nähmaschinen
für die Familien der Mitglieder verwandt worden; Letztere können den Preis
für die gekaufte Maschine in monatlichen Abschlagszahlungen an den Verein
berichtigen. Die Gewährung von Vorschüssen unter billigen Rückzahlungs-
bedingungen hat sich als ein vielfach benutztes Mittel zur Ueberwindung augen¬
blicklicher Noth und Bedrängniß, wie solche bei gering besoldeten Beamten
nur zu oft vorkommt, erwiesen; eine zahlreiche, ehrenwerthe Classe von Staats¬
bürgern ist in den Stand gesetzt, sich den Händen gewissenloser Wucherer ent¬
ziehen zu können. In Krankheitsfällen bietet der Verein den Mitgliedern die
Mittel für Pflege und Heilung. Alle diese Einrichtungen, welche das ganze
Gebiet der Reichspost umfassen, sind ohne jede Ostentation und mit derjenigen
Schnelligkeit ins Werk gesetzt worden, welche alle Reformmaßregeln der
obersten Postbehörde Deutschlands auszeichnet. Die Territorial-Verwaltungen
in Württemberg und vielleicht auch in Bayern werden nach dem Vorgange
der Reichspost, wie verlautet, die Organisation für ihre Verwaltungs-Bezirke
ebenfalls ins Werk setzen. Dagegen regt sich in den sonstigen Beamtenkreisen
der deutschen Staaten noch keine Hand; mit der alten Lethargie treibt
man die Politik des ZuWartens, hofft auf die Staatshülfe, und lebt von der
Hand in den Mund. "Dem stagnirenden Einflüsse solcher traditionellen Resig¬
nation gegenüber kann das von der Reichs-Postverwaltung gegebene Beispiel
nicht laut genug hervorgehoben werden. Die von ihr ins Leben gerufenen
Vereine werden bald sich zum Range wirthschaftlicher Mächte aufge¬
schwungen haben, die ein erfreuliches Gedeihen der Verhältnisse des Post¬
beamtenstandes garantiren. Möge die deutsche Beamtenwelt diesem Beispiele
folgen!


G. T.


Mit Ur. beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches
durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Aus¬
landes zu beziehen ist.
Leipzig, im Juni 1872.Die Berlagshandlung




Verantwortlicher Redacteur: 5>r. Haus Blum.
Verlag von F. L. Hcrvig. -- Druck von Hiithcl Legler in Leipzi".

Statut durch die Generalversammlung selbständig feststellen und nach Umstän¬
den abändern zu lassen; auch ist die Verwaltung der Vereine eine durchaus
autonome, von der obersten Postbehörde unabhängige, welche letztere
ihrerseits das Gedeihen der Einrichtung auf jede mögliche Weise zu fördern
sucht. Die Gesammtzahl der Postbeamten, welche den für jeden Ober-Post-
directions-Bezirk besonders errichteten Vereinen beigetreten sind, beträgt bereits
mehr als 8000; die Beträge der Spareinlagen belaufen sich an ordentlichen
(d. i. fortlaufenden) Beiträgen aus mehr als 7000 Thaler monatlich,
während die außerordentlichen (d. i. einmaligen) Beiträge die Höhe von circa
10,000 Thalern erreicht haben. Der Zinsfuß für die Spareinlagen beträgt
3Vz Procent, derjenige für Vorschüsse S bis 6^ Procent, Neuerdings sind
die Fonds der Vereine sehr zweckmäßig zur Anschaffung von Nähmaschinen
für die Familien der Mitglieder verwandt worden; Letztere können den Preis
für die gekaufte Maschine in monatlichen Abschlagszahlungen an den Verein
berichtigen. Die Gewährung von Vorschüssen unter billigen Rückzahlungs-
bedingungen hat sich als ein vielfach benutztes Mittel zur Ueberwindung augen¬
blicklicher Noth und Bedrängniß, wie solche bei gering besoldeten Beamten
nur zu oft vorkommt, erwiesen; eine zahlreiche, ehrenwerthe Classe von Staats¬
bürgern ist in den Stand gesetzt, sich den Händen gewissenloser Wucherer ent¬
ziehen zu können. In Krankheitsfällen bietet der Verein den Mitgliedern die
Mittel für Pflege und Heilung. Alle diese Einrichtungen, welche das ganze
Gebiet der Reichspost umfassen, sind ohne jede Ostentation und mit derjenigen
Schnelligkeit ins Werk gesetzt worden, welche alle Reformmaßregeln der
obersten Postbehörde Deutschlands auszeichnet. Die Territorial-Verwaltungen
in Württemberg und vielleicht auch in Bayern werden nach dem Vorgange
der Reichspost, wie verlautet, die Organisation für ihre Verwaltungs-Bezirke
ebenfalls ins Werk setzen. Dagegen regt sich in den sonstigen Beamtenkreisen
der deutschen Staaten noch keine Hand; mit der alten Lethargie treibt
man die Politik des ZuWartens, hofft auf die Staatshülfe, und lebt von der
Hand in den Mund. "Dem stagnirenden Einflüsse solcher traditionellen Resig¬
nation gegenüber kann das von der Reichs-Postverwaltung gegebene Beispiel
nicht laut genug hervorgehoben werden. Die von ihr ins Leben gerufenen
Vereine werden bald sich zum Range wirthschaftlicher Mächte aufge¬
schwungen haben, die ein erfreuliches Gedeihen der Verhältnisse des Post¬
beamtenstandes garantiren. Möge die deutsche Beamtenwelt diesem Beispiele
folgen!


G. T.


Mit Ur. beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches
durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Aus¬
landes zu beziehen ist.
Leipzig, im Juni 1872.Die Berlagshandlung




Verantwortlicher Redacteur: 5>r. Haus Blum.
Verlag von F. L. Hcrvig. — Druck von Hiithcl Legler in Leipzi«.
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[0476] Statut durch die Generalversammlung selbständig feststellen und nach Umstän¬ den abändern zu lassen; auch ist die Verwaltung der Vereine eine durchaus autonome, von der obersten Postbehörde unabhängige, welche letztere ihrerseits das Gedeihen der Einrichtung auf jede mögliche Weise zu fördern sucht. Die Gesammtzahl der Postbeamten, welche den für jeden Ober-Post- directions-Bezirk besonders errichteten Vereinen beigetreten sind, beträgt bereits mehr als 8000; die Beträge der Spareinlagen belaufen sich an ordentlichen (d. i. fortlaufenden) Beiträgen aus mehr als 7000 Thaler monatlich, während die außerordentlichen (d. i. einmaligen) Beiträge die Höhe von circa 10,000 Thalern erreicht haben. Der Zinsfuß für die Spareinlagen beträgt 3Vz Procent, derjenige für Vorschüsse S bis 6^ Procent, Neuerdings sind die Fonds der Vereine sehr zweckmäßig zur Anschaffung von Nähmaschinen für die Familien der Mitglieder verwandt worden; Letztere können den Preis für die gekaufte Maschine in monatlichen Abschlagszahlungen an den Verein berichtigen. Die Gewährung von Vorschüssen unter billigen Rückzahlungs- bedingungen hat sich als ein vielfach benutztes Mittel zur Ueberwindung augen¬ blicklicher Noth und Bedrängniß, wie solche bei gering besoldeten Beamten nur zu oft vorkommt, erwiesen; eine zahlreiche, ehrenwerthe Classe von Staats¬ bürgern ist in den Stand gesetzt, sich den Händen gewissenloser Wucherer ent¬ ziehen zu können. In Krankheitsfällen bietet der Verein den Mitgliedern die Mittel für Pflege und Heilung. Alle diese Einrichtungen, welche das ganze Gebiet der Reichspost umfassen, sind ohne jede Ostentation und mit derjenigen Schnelligkeit ins Werk gesetzt worden, welche alle Reformmaßregeln der obersten Postbehörde Deutschlands auszeichnet. Die Territorial-Verwaltungen in Württemberg und vielleicht auch in Bayern werden nach dem Vorgange der Reichspost, wie verlautet, die Organisation für ihre Verwaltungs-Bezirke ebenfalls ins Werk setzen. Dagegen regt sich in den sonstigen Beamtenkreisen der deutschen Staaten noch keine Hand; mit der alten Lethargie treibt man die Politik des ZuWartens, hofft auf die Staatshülfe, und lebt von der Hand in den Mund. "Dem stagnirenden Einflüsse solcher traditionellen Resig¬ nation gegenüber kann das von der Reichs-Postverwaltung gegebene Beispiel nicht laut genug hervorgehoben werden. Die von ihr ins Leben gerufenen Vereine werden bald sich zum Range wirthschaftlicher Mächte aufge¬ schwungen haben, die ein erfreuliches Gedeihen der Verhältnisse des Post¬ beamtenstandes garantiren. Möge die deutsche Beamtenwelt diesem Beispiele folgen! G. T. Mit Ur. beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Aus¬ landes zu beziehen ist. Leipzig, im Juni 1872.Die Berlagshandlung Verantwortlicher Redacteur: 5>r. Haus Blum. Verlag von F. L. Hcrvig. — Druck von Hiithcl Legler in Leipzi«.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/476>, abgerufen am 22.07.2024.