Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Hart Maria von Weber.
Eine Lebensskizze
nach authentischen Quellen.
Von
F. W. Jähns. I.

Carl Maria's Vater, Franz Anton, Freiherr von Weber (ein Nach¬
komme des 1568 geadelten, 1622 in den Freiherrnstand erhobenen nieder¬
österreichischen Regierungs-Kanzlers Kaisers Ferdinand II., Johann Baptist
Weber) war 1756 kurfürstlich pfälzischer Lieutenant, 1758 fürstbischöflicher
Amtmann und Hof-Kammerrath zu Hildesheim, 1778 Musikdirector zu Lübeck,
1779 fürstbischöflicher Capellmeister zu Eutin, seit 1787 Theater-Unternehmer
zu Meiningen, Nürnberg ?c. -- Als neuntes seiner zehn Kinder wurde ihm.
in zweiter Ehe mit Genofeva von Brenner, unser Meister: Carl
Maria Friedrich Ernest von Weber am 18. December 1786 zu Eutin
im Oldenburgischen geboren; durch die Verheirathung seiner Base Constanze
(von) Weber wurde der Letztere der Vetter Mozart's.

Schon in seinem zwölften Jahre verlor Carl Maria die Mutter und
wurde nun noch mehr als bis dahin einem steten Ortswechsel unterworfen, der
nicht ohne Einfluß auf den Knaben bleiben konnte. Bei anderweitiger viel¬
facher Begabung desselben trat das musikalische Talent anfänglich wenig hervor;
sein erster Musiklehrer, der fünfundzwanzig Jahre ältere Bruder Fritz (Frido-
lin), äußerte damals gegen ihn: "Carl, Du kannst Alles werden -- aber ein
Musiker wirst Du nimmermehr!" Dennoch wurde der Unterricht sortgesetzt,
und als Franz Anton vorläufig seine Theaterunternehmungen aufgeß und
1796 nach Hildburghausen übersiedelte, erhielt der Knabe den grünlichen
I. P. Heuschkel daselbst zum Lehrer. Dieser war es, bei welchem Carl
Maria (nach des Letzteren Bemerkung in einem bis 1818 reichenden Kurzen
Lebensabrisse) "den wahren, besten Grund legte zur kräftigen, deutlichen und
"charaktervoller Spielart und zu gleicher Ausbildung beider Hände an? ,'ven
"Clavier."

Ein neues Theaterunternehmen führte seinen Vater schon 1797 wieder


Grenzboten II. 1872.
Hart Maria von Weber.
Eine Lebensskizze
nach authentischen Quellen.
Von
F. W. Jähns. I.

Carl Maria's Vater, Franz Anton, Freiherr von Weber (ein Nach¬
komme des 1568 geadelten, 1622 in den Freiherrnstand erhobenen nieder¬
österreichischen Regierungs-Kanzlers Kaisers Ferdinand II., Johann Baptist
Weber) war 1756 kurfürstlich pfälzischer Lieutenant, 1758 fürstbischöflicher
Amtmann und Hof-Kammerrath zu Hildesheim, 1778 Musikdirector zu Lübeck,
1779 fürstbischöflicher Capellmeister zu Eutin, seit 1787 Theater-Unternehmer
zu Meiningen, Nürnberg ?c. — Als neuntes seiner zehn Kinder wurde ihm.
in zweiter Ehe mit Genofeva von Brenner, unser Meister: Carl
Maria Friedrich Ernest von Weber am 18. December 1786 zu Eutin
im Oldenburgischen geboren; durch die Verheirathung seiner Base Constanze
(von) Weber wurde der Letztere der Vetter Mozart's.

Schon in seinem zwölften Jahre verlor Carl Maria die Mutter und
wurde nun noch mehr als bis dahin einem steten Ortswechsel unterworfen, der
nicht ohne Einfluß auf den Knaben bleiben konnte. Bei anderweitiger viel¬
facher Begabung desselben trat das musikalische Talent anfänglich wenig hervor;
sein erster Musiklehrer, der fünfundzwanzig Jahre ältere Bruder Fritz (Frido-
lin), äußerte damals gegen ihn: „Carl, Du kannst Alles werden — aber ein
Musiker wirst Du nimmermehr!" Dennoch wurde der Unterricht sortgesetzt,
und als Franz Anton vorläufig seine Theaterunternehmungen aufgeß und
1796 nach Hildburghausen übersiedelte, erhielt der Knabe den grünlichen
I. P. Heuschkel daselbst zum Lehrer. Dieser war es, bei welchem Carl
Maria (nach des Letzteren Bemerkung in einem bis 1818 reichenden Kurzen
Lebensabrisse) „den wahren, besten Grund legte zur kräftigen, deutlichen und
„charaktervoller Spielart und zu gleicher Ausbildung beider Hände an? ,'ven
„Clavier."

Ein neues Theaterunternehmen führte seinen Vater schon 1797 wieder


Grenzboten II. 1872.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0437" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127845"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Hart Maria von Weber.<lb/>
Eine Lebensskizze<lb/>
nach authentischen Quellen.<lb/><note type="byline"> Von<lb/>
F. W. Jähns.</note> I.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1428"> Carl Maria's Vater, Franz Anton, Freiherr von Weber (ein Nach¬<lb/>
komme des 1568 geadelten, 1622 in den Freiherrnstand erhobenen nieder¬<lb/>
österreichischen Regierungs-Kanzlers Kaisers Ferdinand II., Johann Baptist<lb/>
Weber) war 1756 kurfürstlich pfälzischer Lieutenant, 1758 fürstbischöflicher<lb/>
Amtmann und Hof-Kammerrath zu Hildesheim, 1778 Musikdirector zu Lübeck,<lb/>
1779 fürstbischöflicher Capellmeister zu Eutin, seit 1787 Theater-Unternehmer<lb/>
zu Meiningen, Nürnberg ?c. &#x2014; Als neuntes seiner zehn Kinder wurde ihm.<lb/>
in zweiter Ehe mit Genofeva von Brenner, unser Meister: Carl<lb/>
Maria Friedrich Ernest von Weber am 18. December 1786 zu Eutin<lb/>
im Oldenburgischen geboren; durch die Verheirathung seiner Base Constanze<lb/>
(von) Weber wurde der Letztere der Vetter Mozart's.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1429"> Schon in seinem zwölften Jahre verlor Carl Maria die Mutter und<lb/>
wurde nun noch mehr als bis dahin einem steten Ortswechsel unterworfen, der<lb/>
nicht ohne Einfluß auf den Knaben bleiben konnte. Bei anderweitiger viel¬<lb/>
facher Begabung desselben trat das musikalische Talent anfänglich wenig hervor;<lb/>
sein erster Musiklehrer, der fünfundzwanzig Jahre ältere Bruder Fritz (Frido-<lb/>
lin), äußerte damals gegen ihn: &#x201E;Carl, Du kannst Alles werden &#x2014; aber ein<lb/>
Musiker wirst Du nimmermehr!" Dennoch wurde der Unterricht sortgesetzt,<lb/>
und als Franz Anton vorläufig seine Theaterunternehmungen aufgeß und<lb/>
1796 nach Hildburghausen übersiedelte, erhielt der Knabe den grünlichen<lb/>
I. P. Heuschkel daselbst zum Lehrer. Dieser war es, bei welchem Carl<lb/>
Maria (nach des Letzteren Bemerkung in einem bis 1818 reichenden Kurzen<lb/>
Lebensabrisse) &#x201E;den wahren, besten Grund legte zur kräftigen, deutlichen und<lb/>
&#x201E;charaktervoller Spielart und zu gleicher Ausbildung beider Hände an? ,'ven<lb/>
&#x201E;Clavier."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1430" next="#ID_1431"> Ein neues Theaterunternehmen führte seinen Vater schon 1797 wieder</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 1872.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0437] Hart Maria von Weber. Eine Lebensskizze nach authentischen Quellen. Von F. W. Jähns. I. Carl Maria's Vater, Franz Anton, Freiherr von Weber (ein Nach¬ komme des 1568 geadelten, 1622 in den Freiherrnstand erhobenen nieder¬ österreichischen Regierungs-Kanzlers Kaisers Ferdinand II., Johann Baptist Weber) war 1756 kurfürstlich pfälzischer Lieutenant, 1758 fürstbischöflicher Amtmann und Hof-Kammerrath zu Hildesheim, 1778 Musikdirector zu Lübeck, 1779 fürstbischöflicher Capellmeister zu Eutin, seit 1787 Theater-Unternehmer zu Meiningen, Nürnberg ?c. — Als neuntes seiner zehn Kinder wurde ihm. in zweiter Ehe mit Genofeva von Brenner, unser Meister: Carl Maria Friedrich Ernest von Weber am 18. December 1786 zu Eutin im Oldenburgischen geboren; durch die Verheirathung seiner Base Constanze (von) Weber wurde der Letztere der Vetter Mozart's. Schon in seinem zwölften Jahre verlor Carl Maria die Mutter und wurde nun noch mehr als bis dahin einem steten Ortswechsel unterworfen, der nicht ohne Einfluß auf den Knaben bleiben konnte. Bei anderweitiger viel¬ facher Begabung desselben trat das musikalische Talent anfänglich wenig hervor; sein erster Musiklehrer, der fünfundzwanzig Jahre ältere Bruder Fritz (Frido- lin), äußerte damals gegen ihn: „Carl, Du kannst Alles werden — aber ein Musiker wirst Du nimmermehr!" Dennoch wurde der Unterricht sortgesetzt, und als Franz Anton vorläufig seine Theaterunternehmungen aufgeß und 1796 nach Hildburghausen übersiedelte, erhielt der Knabe den grünlichen I. P. Heuschkel daselbst zum Lehrer. Dieser war es, bei welchem Carl Maria (nach des Letzteren Bemerkung in einem bis 1818 reichenden Kurzen Lebensabrisse) „den wahren, besten Grund legte zur kräftigen, deutlichen und „charaktervoller Spielart und zu gleicher Ausbildung beider Hände an? ,'ven „Clavier." Ein neues Theaterunternehmen führte seinen Vater schon 1797 wieder Grenzboten II. 1872.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/437
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/437>, abgerufen am 22.07.2024.