Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Wenn ich wagen dürfte, den Herren Abgeordneten einen guten Rath Thun es aber die Abgeordneten nicht, dann sollten die Wähler selbst sich ^. 'l>. Zur Keform der Kechtsleljre im deutschen Ueich. Die in den Nummern 31 und 32 dieser Zeitschrift enthaltenen verdienst¬ Wenn ich wagen dürfte, den Herren Abgeordneten einen guten Rath Thun es aber die Abgeordneten nicht, dann sollten die Wähler selbst sich ^. 'l>. Zur Keform der Kechtsleljre im deutschen Ueich. Die in den Nummern 31 und 32 dieser Zeitschrift enthaltenen verdienst¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0470" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192771"/> <p xml:id="ID_1715"> Wenn ich wagen dürfte, den Herren Abgeordneten einen guten Rath<lb/> zu geben, so wäre es der, daß sich Jeder ein Dutzend Exemplare des Buches<lb/> kauft, und in jeder größeren Gemeinde seines Wahlbezirkes eines offen legt.<lb/> Die Kosten hat ein Neichstagsmitglied ja nicht zu scheuen, denn da er keine<lb/> Diäten bekommt, so geht ja doch Alles in einem Schaden hin. Auf der an¬<lb/> dern Seite springt der Nutzen klar in die Augen. Ja, ich möchte sagen: die Noth¬<lb/> wendigkeit. In Deutschland wuchern nämlich noch aus der Zeit unserer Zerrissen¬<lb/> heit und unserer elendiglichen kleinlichen Wirthschaft verschiedene Sorten von Un^<lb/> kraut. Das Schlimmste darunter ist der Klatsch, d. h. die Sucht, den<lb/> Leuten fälschlich Böses nachzusagen, und die Neigung selbst sonst wohlmeinen¬<lb/> der und gewissenhafter Menschen, diesen Klatsch ohne weitere Untersuchung<lb/> und Prüfung weiter zu tragen. Am meisten fühlbar wird dies in der Politik,<lb/> weil wir Deutsche eher alles Mögliche lesen, als gute politische Schriften.<lb/> Die meisten begnügen sich mit dem kleinsten und billigsten Bällchen aus dem<lb/> nächsten Städtchen, das selbst beim besten Willen genaue und vollständige<lb/> Berichte nicht bringen kann. Dazu kommen die Feinde. Jeder Abgeordnete<lb/> hat deren. Es sind die unterlegenen Gegencandidaten und -deren Anhang.<lb/> Wenn die Herren Abgeordneten wüßten, was da zusammengeträtscht, geklatscht,<lb/> gelästert und gelogen wird, so würden gewiß Viele das Mittel zur Verbreitung<lb/> der Wahrheit nicht verschmähen, das ich ihnen hierdurch empfehle. Es wäre<lb/> zugleich auch das beste Mittel zur Verbreitung einer solideren politischen<lb/> Bildung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1716"> Thun es aber die Abgeordneten nicht, dann sollten die Wähler selbst sich<lb/> in einzelnen Gruppen zusammenthun, um das billige Werk gemeinsam zu<lb/> kaufen und sich hierdurch des Mittels zu versichern, die Wahrheit aus der<lb/> Quelle zu schöpfen, anstatt sich solcher Canäle zu bedienen, welche die Flüssig¬<lb/> keit entweder gar nicht, oder wenigstens nicht rein zu halten vermögen. Denn<lb/> die Wählerschaft und das ganze Volk hat doch offenbar das höchste Interesse<lb/> dabei, daß ihm in den öffentlichen Angelegenheiten, — das heißt in seinen<lb/> eigenen Angelegenheiten — reiner Wein geschenkt werde.</p><lb/> <note type="byline"> ^. 'l>.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Keform der Kechtsleljre im deutschen Ueich.</head><lb/> <p xml:id="ID_1717" next="#ID_1718"> Die in den Nummern 31 und 32 dieser Zeitschrift enthaltenen verdienst¬<lb/> lichen Aufsätze: „Die Reichsgesetzgebung und die Lage der Rechtslehre" sind<lb/> wohl geeignet, jeden, dessen Beruf eben die Rechtslehre ist, zu weiterem Nach-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
Wenn ich wagen dürfte, den Herren Abgeordneten einen guten Rath
zu geben, so wäre es der, daß sich Jeder ein Dutzend Exemplare des Buches
kauft, und in jeder größeren Gemeinde seines Wahlbezirkes eines offen legt.
Die Kosten hat ein Neichstagsmitglied ja nicht zu scheuen, denn da er keine
Diäten bekommt, so geht ja doch Alles in einem Schaden hin. Auf der an¬
dern Seite springt der Nutzen klar in die Augen. Ja, ich möchte sagen: die Noth¬
wendigkeit. In Deutschland wuchern nämlich noch aus der Zeit unserer Zerrissen¬
heit und unserer elendiglichen kleinlichen Wirthschaft verschiedene Sorten von Un^
kraut. Das Schlimmste darunter ist der Klatsch, d. h. die Sucht, den
Leuten fälschlich Böses nachzusagen, und die Neigung selbst sonst wohlmeinen¬
der und gewissenhafter Menschen, diesen Klatsch ohne weitere Untersuchung
und Prüfung weiter zu tragen. Am meisten fühlbar wird dies in der Politik,
weil wir Deutsche eher alles Mögliche lesen, als gute politische Schriften.
Die meisten begnügen sich mit dem kleinsten und billigsten Bällchen aus dem
nächsten Städtchen, das selbst beim besten Willen genaue und vollständige
Berichte nicht bringen kann. Dazu kommen die Feinde. Jeder Abgeordnete
hat deren. Es sind die unterlegenen Gegencandidaten und -deren Anhang.
Wenn die Herren Abgeordneten wüßten, was da zusammengeträtscht, geklatscht,
gelästert und gelogen wird, so würden gewiß Viele das Mittel zur Verbreitung
der Wahrheit nicht verschmähen, das ich ihnen hierdurch empfehle. Es wäre
zugleich auch das beste Mittel zur Verbreitung einer solideren politischen
Bildung.
Thun es aber die Abgeordneten nicht, dann sollten die Wähler selbst sich
in einzelnen Gruppen zusammenthun, um das billige Werk gemeinsam zu
kaufen und sich hierdurch des Mittels zu versichern, die Wahrheit aus der
Quelle zu schöpfen, anstatt sich solcher Canäle zu bedienen, welche die Flüssig¬
keit entweder gar nicht, oder wenigstens nicht rein zu halten vermögen. Denn
die Wählerschaft und das ganze Volk hat doch offenbar das höchste Interesse
dabei, daß ihm in den öffentlichen Angelegenheiten, — das heißt in seinen
eigenen Angelegenheiten — reiner Wein geschenkt werde.
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Zur Keform der Kechtsleljre im deutschen Ueich.
Die in den Nummern 31 und 32 dieser Zeitschrift enthaltenen verdienst¬
lichen Aufsätze: „Die Reichsgesetzgebung und die Lage der Rechtslehre" sind
wohl geeignet, jeden, dessen Beruf eben die Rechtslehre ist, zu weiterem Nach-
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