Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.werden, und daß dadurch der Verbreitung der Civilisation bedeutender Vor¬ Ion Ilormz nach Ava. Bon Dr. Hans Semper. II. Cortona. Cortona entzückt durch seine Lage auf einem hohen, kegelförmigen Berge. werden, und daß dadurch der Verbreitung der Civilisation bedeutender Vor¬ Ion Ilormz nach Ava. Bon Dr. Hans Semper. II. Cortona. Cortona entzückt durch seine Lage auf einem hohen, kegelförmigen Berge. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126292"/> <p xml:id="ID_1585" prev="#ID_1584"> werden, und daß dadurch der Verbreitung der Civilisation bedeutender Vor¬<lb/> schub geleistet wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ion Ilormz nach Ava.<lb/><note type="byline"> Bon Dr. Hans Semper.</note></head><lb/> <div n="2"> <head> II. Cortona.</head><lb/> <p xml:id="ID_1586" next="#ID_1587"> Cortona entzückt durch seine Lage auf einem hohen, kegelförmigen Berge.<lb/> Wir gingen zu Fuß schwerbeladen den Berg hinan, und machten, nach dem<lb/> Weg zur Kirche U^äonng, not Lsloin^'o fragend, Bekanntschaft mit einem<lb/> Gutsbesitzer, der uns eine von den häufigen Proben toskanischer Gastlichkeit<lb/> gab, indem er uns zunächst in seine stattliche Villa führte, mit Kaffee tractirte,<lb/> mit Lithogrciphieen etruskischer Alterthümer beschenkte, und mit einem Em¬<lb/> pfehlungsschreiben an den Director des Museums versah. Wir mußten uns<lb/> leider bald verabschieden, um nicht die beste Zeit zu verlieren, und gelangten<lb/> nach einigen Klettereien zu der, mitten zwischen Aeckern und Olivenbäumen<lb/> gelegenen anmuthigen Schöpfung des sienesischen Architekten Francesco ti<lb/> Giorgio, der besonders als Militärarchitekt berühmt war, und welchem außer¬<lb/> dem die schönen Nenaissancepaläste Nerucci, Piccolomini und Spanocchi, so¬<lb/> wie die höchst anmuthige und complicirt angelegte Kirche Sta Caterina in Siena<lb/> zugeschrieben werden. Der Bau der Madonna del Calcinajo wurde 1485 be¬<lb/> gonnen. Die schönen Fensterrahmen und Pilaster an der aus Sandstein<lb/> gebildeten Außenseite befinden sich leider in einem sehr verwitterten und ver¬<lb/> wahrlosten Zustände. Im Innern ist diese Kirche auf jeder Seite des Lang¬<lb/> schiffes mit je drei Rundnischen versehen, die von schönen korinthischen Mahlern<lb/> und Bogen aus Sandstein eingefaßt sind; darüber zieht sich ein Gesims gleich¬<lb/> falls von Sandstein hin und an der obern Wand correspondiren mit den<lb/> Kapellen ebensoviele, große, schön proportionirte Giebelfenster von Sandstein.<lb/> Die Wandfläche zwischen diesen Gliedern dagegen ist mit weißem Stuck bekleidet,<lb/> die Decke schmückt ein cassettirtes Tonnengewölbe. Querschiff und Chor der<lb/> Kirche bilden ein griechisches Kreuz, über dessen Mitte sich die luftige und<lb/> lichte Kuppel auf achteckigen Tambur erhebt. Eine jede Wand der 3 Kreu¬<lb/> zesarme, die gleichfalls von Tonnengewölben bedeckt sind, ist von einer Rund¬<lb/> nische belebt. Neben dem Portal, sowie an den drei anderen Abschlußwänden<lb/> des Kreuzes befinden sich Rundfenster. Zwischen Kreuzung und Chor<lb/> steht der herrliche Sandsteinaltar, der ohne Zweifel vom Architekten selbst</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
werden, und daß dadurch der Verbreitung der Civilisation bedeutender Vor¬
schub geleistet wird.
Ion Ilormz nach Ava.
Bon Dr. Hans Semper.
II. Cortona.
Cortona entzückt durch seine Lage auf einem hohen, kegelförmigen Berge.
Wir gingen zu Fuß schwerbeladen den Berg hinan, und machten, nach dem
Weg zur Kirche U^äonng, not Lsloin^'o fragend, Bekanntschaft mit einem
Gutsbesitzer, der uns eine von den häufigen Proben toskanischer Gastlichkeit
gab, indem er uns zunächst in seine stattliche Villa führte, mit Kaffee tractirte,
mit Lithogrciphieen etruskischer Alterthümer beschenkte, und mit einem Em¬
pfehlungsschreiben an den Director des Museums versah. Wir mußten uns
leider bald verabschieden, um nicht die beste Zeit zu verlieren, und gelangten
nach einigen Klettereien zu der, mitten zwischen Aeckern und Olivenbäumen
gelegenen anmuthigen Schöpfung des sienesischen Architekten Francesco ti
Giorgio, der besonders als Militärarchitekt berühmt war, und welchem außer¬
dem die schönen Nenaissancepaläste Nerucci, Piccolomini und Spanocchi, so¬
wie die höchst anmuthige und complicirt angelegte Kirche Sta Caterina in Siena
zugeschrieben werden. Der Bau der Madonna del Calcinajo wurde 1485 be¬
gonnen. Die schönen Fensterrahmen und Pilaster an der aus Sandstein
gebildeten Außenseite befinden sich leider in einem sehr verwitterten und ver¬
wahrlosten Zustände. Im Innern ist diese Kirche auf jeder Seite des Lang¬
schiffes mit je drei Rundnischen versehen, die von schönen korinthischen Mahlern
und Bogen aus Sandstein eingefaßt sind; darüber zieht sich ein Gesims gleich¬
falls von Sandstein hin und an der obern Wand correspondiren mit den
Kapellen ebensoviele, große, schön proportionirte Giebelfenster von Sandstein.
Die Wandfläche zwischen diesen Gliedern dagegen ist mit weißem Stuck bekleidet,
die Decke schmückt ein cassettirtes Tonnengewölbe. Querschiff und Chor der
Kirche bilden ein griechisches Kreuz, über dessen Mitte sich die luftige und
lichte Kuppel auf achteckigen Tambur erhebt. Eine jede Wand der 3 Kreu¬
zesarme, die gleichfalls von Tonnengewölben bedeckt sind, ist von einer Rund¬
nische belebt. Neben dem Portal, sowie an den drei anderen Abschlußwänden
des Kreuzes befinden sich Rundfenster. Zwischen Kreuzung und Chor
steht der herrliche Sandsteinaltar, der ohne Zweifel vom Architekten selbst
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