Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.wird in Oestreich, und insoferne er dazu, wenn auch unfreiwillig, beiträgt, Karl Araum "Während des Krieges." Erzählungen, Skizzen und Studien. (Leipzig, Verlag von Karl Braun hat viele Feinde, wenigstens in der deutschen Presse; da wird in Oestreich, und insoferne er dazu, wenn auch unfreiwillig, beiträgt, Karl Araum „Während des Krieges." Erzählungen, Skizzen und Studien. (Leipzig, Verlag von Karl Braun hat viele Feinde, wenigstens in der deutschen Presse; da <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0494" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126276"/> <p xml:id="ID_1545" prev="#ID_1544"> wird in Oestreich, und insoferne er dazu, wenn auch unfreiwillig, beiträgt,<lb/> sind wir ihm zu aufrichtigem Dank verpflichtet. Also nur vorwärts mit den<lb/> großen Experimenten, wir kommen auf den richtigen Weg Welch ein herr¬<lb/> liches Oestreich, wenn sie gelangen! </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Karl Araum „Während des Krieges."</head><lb/> <p xml:id="ID_1546"> Erzählungen, Skizzen und Studien. (Leipzig, Verlag von<lb/> Duncker und Humblot, 1871.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1547" next="#ID_1548"> Karl Braun hat viele Feinde, wenigstens in der deutschen Presse; da<lb/> sind Winkel- und Volksblätter, welche aus der Verdächtigung des alten<lb/> nassauischen Kammerpräsidenten eine stets wiederkehrende Rubrik machen. Er<lb/> wird ihnen zur stehenden Figur, zum Sinnbild der politischen Frivolität.<lb/> Diese Erscheinung, welche der deutschen Presse nicht zur Ehre gereicht, war<lb/> uns lange räthselhaft; denn nicht Viele haben seit langen Jahren der guten<lb/> Sache so ausdauernd und so treu gedient, wie „unser Braun." „Fürwahr,<lb/> er dient Euch auf besondre Weise," sagen die Feinde; aber warum wollt<lb/> Ihr, so entgegnen seine Freunde, daß allen Bäumen dieselbe Rinde wachse! —<lb/> Gerade der Radicalismus hat, seiner abstracten Natur gemäß, die Eigenheit,<lb/> alle Menschen über eine Schablone schmieden zu wollen. Darum hat Braun's<lb/> lebhaftes Naturel die Radicalen vielfach choquirt; aber daß sie ihn Haffen,<lb/> Hat noch einen besondern Grund, nämlich den, daß er sich Nichts daraus<lb/> macht. Seine Sorglosigkeit und sein heiterer Scherz sind sehr gutmüthiger<lb/> Art, allein sie ärgern die sogenannten eisernen Charaktere, welche — was<lb/> sich in Deutschland nur noch allzu häufig findet, — keinen Spaß verstehen.<lb/> Indessen gilt bei allen Verständigen das riclonclo eorri^srö morss nicht bloß<lb/> für das zuverlässigste Mittel zum besten Zwecke, sondern auch für eine weit<lb/> bessere Gewähr der eigenen Ueberzeugungstreue, als die sauertöpfige Ver-<lb/> ketzerungssucht langweiliger Moralisten, welche in jeder menschlichen Thorheit<lb/> Laster oder Verbrechen, in jeder abweichenden Meinung Verrath wittern. „Und<lb/> wenn sein Brünnlein trübe läuft, meint er, die Welt sei auf der Neige!" —<lb/> Solche Ketzerrichter, die Alles eher vertragen können, als die wahre Freiheit<lb/> des Denkens, sind uns auch in der liberalen Partei noch, trotz der großarti-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0494]
wird in Oestreich, und insoferne er dazu, wenn auch unfreiwillig, beiträgt,
sind wir ihm zu aufrichtigem Dank verpflichtet. Also nur vorwärts mit den
großen Experimenten, wir kommen auf den richtigen Weg Welch ein herr¬
liches Oestreich, wenn sie gelangen!
Karl Araum „Während des Krieges."
Erzählungen, Skizzen und Studien. (Leipzig, Verlag von
Duncker und Humblot, 1871.)
Karl Braun hat viele Feinde, wenigstens in der deutschen Presse; da
sind Winkel- und Volksblätter, welche aus der Verdächtigung des alten
nassauischen Kammerpräsidenten eine stets wiederkehrende Rubrik machen. Er
wird ihnen zur stehenden Figur, zum Sinnbild der politischen Frivolität.
Diese Erscheinung, welche der deutschen Presse nicht zur Ehre gereicht, war
uns lange räthselhaft; denn nicht Viele haben seit langen Jahren der guten
Sache so ausdauernd und so treu gedient, wie „unser Braun." „Fürwahr,
er dient Euch auf besondre Weise," sagen die Feinde; aber warum wollt
Ihr, so entgegnen seine Freunde, daß allen Bäumen dieselbe Rinde wachse! —
Gerade der Radicalismus hat, seiner abstracten Natur gemäß, die Eigenheit,
alle Menschen über eine Schablone schmieden zu wollen. Darum hat Braun's
lebhaftes Naturel die Radicalen vielfach choquirt; aber daß sie ihn Haffen,
Hat noch einen besondern Grund, nämlich den, daß er sich Nichts daraus
macht. Seine Sorglosigkeit und sein heiterer Scherz sind sehr gutmüthiger
Art, allein sie ärgern die sogenannten eisernen Charaktere, welche — was
sich in Deutschland nur noch allzu häufig findet, — keinen Spaß verstehen.
Indessen gilt bei allen Verständigen das riclonclo eorri^srö morss nicht bloß
für das zuverlässigste Mittel zum besten Zwecke, sondern auch für eine weit
bessere Gewähr der eigenen Ueberzeugungstreue, als die sauertöpfige Ver-
ketzerungssucht langweiliger Moralisten, welche in jeder menschlichen Thorheit
Laster oder Verbrechen, in jeder abweichenden Meinung Verrath wittern. „Und
wenn sein Brünnlein trübe läuft, meint er, die Welt sei auf der Neige!" —
Solche Ketzerrichter, die Alles eher vertragen können, als die wahre Freiheit
des Denkens, sind uns auch in der liberalen Partei noch, trotz der großarti-
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