Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.Ihr den bittersten Stachel genommen: Euer Ausharren hat ihnen die Nah¬ Wenn das unsterbliche dankbare Gedächtniß der Ueberlebenden, die Liebe So feiern wir denn das Fest des Einzugs unsres siegreichen Heeres zu¬ H. B. Willkommen im Vaterlande! Mit Ur. beginnen die Grenzboten das II. Semester, Verantwortliche,' Redacteur: Z),-. Huus Vlum. Verlag von F. L. Hrrsug. -- Druck von Hnthrl >ur Lüstler in Leipzig. Ihr den bittersten Stachel genommen: Euer Ausharren hat ihnen die Nah¬ Wenn das unsterbliche dankbare Gedächtniß der Ueberlebenden, die Liebe So feiern wir denn das Fest des Einzugs unsres siegreichen Heeres zu¬ H. B. Willkommen im Vaterlande! Mit Ur. beginnen die Grenzboten das II. Semester, Verantwortliche,' Redacteur: Z),-. Huus Vlum. Verlag von F. L. Hrrsug. — Druck von Hnthrl >ur Lüstler in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126270"/> <p xml:id="ID_1531" prev="#ID_1530"> Ihr den bittersten Stachel genommen: Euer Ausharren hat ihnen die Nah¬<lb/> rungssorgen verscheucht, die der Verlust des Ernährers erregte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1532"> Wenn das unsterbliche dankbare Gedächtniß der Ueberlebenden, die Liebe<lb/> und Verehrung eines ganzen großen Volkes den Schmerz derer mildert, die<lb/> ihre Angehörigen für das Vaterland Hingaben, so wird unsern Trauernden sicherlich<lb/> ihr Opfer leichter werden. Denn nicht nur in den Eichen und Linden, welche<lb/> die heimathliche Gemeinde ihren Todten pflanzt und dem Gedächtniß ihrer<lb/> Siege, nicht nur in den ehernen Tafeln unserer Gotteshäuser, auf welchen<lb/> die "Namen der Gefallenen eingegraben sind, lebt ihr Angedenken auf Jahr¬<lb/> hunderte fort. So lange deutsche Sprache klingt, deutsches Lied ertönt<lb/> und deutsche Kinder heranwachsen, wird das todesmuthige Beispiel dieser Ge¬<lb/> fallenen die besten Tugenden unseres Volkes immer von neuem kräftigen und<lb/> beleben. Und auch diejenigen, deren Söhne und Brüder schon in den ersten<lb/> Tagen des Krieges hingerafft wurden, in dem Ansturm auf Weißenburg.<lb/> Wörth oder Spicheren, oder in den grauenvollen Massen schlachten um Metz<lb/> und Sedan, mögen das Loos ihrer Lieben nicht deßhalb härter halten, weil<lb/> sie den Sieg der deutschen Waffen nicht mehr erlebten. Denn wer die ein-<lb/> müthige Begeisterung und Erhebung unsres Volkes durchlebt hat in den Ta¬<lb/> gen der Kriegserklärung und des Aufmarsches unsrer Heere an die bedrohte<lb/> Grenze — dem ist auch in der Stunde des Todes kein zaghafter Gedanke<lb/> gekommen über den Ausgang des großen Krieges.</p><lb/> <p xml:id="ID_1533"> So feiern wir denn das Fest des Einzugs unsres siegreichen Heeres zu¬<lb/> gleich als einen Staatsact von hervorragendster Größe und zugleich als ein<lb/> Fest der großen Familie, die sich das deutsche Volk nennt. Als Gepränge<lb/> der Macht unsres deutschen Staates und des Glanzes unsrer Siege hat dieses<lb/> Fest nicht seines Gleichen in der Geschichte. Zu geschweigen von all den<lb/> Prunktriumphen erobernder Feldherrn und Könige, welche Siege feierten,<lb/> die mit Hülfe von Lohn- und Berufssoldaten erfochten waren und unreinen<lb/> Zwecken dienten — auch der glänzendste Triumph der mittelalterlichen Chri¬<lb/> stenheit, der Einzug der Kreuzfahrer in Jerusalem, tritt durch die unhaltbare<lb/> Schwärmerei seiner bewegenden Kraft weit zurück vor der reinen, klaren<lb/> Idee dieses Festes; ebensowenig erreicht der großartigste Triumphzug des be¬<lb/> freienden Humanismus unsrer Tage, der Einzug des Präsidenten Abraham<lb/> Lincoln in das gefallene Richmond, die reine Weihe unsres Festtags, denn<lb/> immerhin rollte der Wagen des Mannes, der die Ketten der Sclaven brach,<lb/> über die Leichen amerikanischer Bürger, die im Bruderkriege gefallen waren.<lb/> — Als Glieder der großen Familie aber die am Jahrestage der Schlacht von<lb/> Ligny, am 16. Juni, ihre Söhne und Brüder und Männer in den Thoren<lb/> Berlins einziehen sieht, rufen wir aus vollem deutschen Herzen:</p><lb/> <note type="byline"> H. B.</note><lb/> <p xml:id="ID_1534"> Willkommen im Vaterlande!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Mit Ur. beginnen die Grenzboten das II. Semester,<lb/> welches dem verehrlichen Lesepublikum freundlichst empfohlen wird.<lb/> Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Postämter<lb/> des In- und Auslandes an.<lb/> Leipzig. Friedr. Lndtv. .Herbig</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortliche,' Redacteur: Z),-. Huus Vlum.<lb/> Verlag von F. L. Hrrsug. — Druck von Hnthrl >ur Lüstler in Leipzig.</note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0488]
Ihr den bittersten Stachel genommen: Euer Ausharren hat ihnen die Nah¬
rungssorgen verscheucht, die der Verlust des Ernährers erregte.
Wenn das unsterbliche dankbare Gedächtniß der Ueberlebenden, die Liebe
und Verehrung eines ganzen großen Volkes den Schmerz derer mildert, die
ihre Angehörigen für das Vaterland Hingaben, so wird unsern Trauernden sicherlich
ihr Opfer leichter werden. Denn nicht nur in den Eichen und Linden, welche
die heimathliche Gemeinde ihren Todten pflanzt und dem Gedächtniß ihrer
Siege, nicht nur in den ehernen Tafeln unserer Gotteshäuser, auf welchen
die "Namen der Gefallenen eingegraben sind, lebt ihr Angedenken auf Jahr¬
hunderte fort. So lange deutsche Sprache klingt, deutsches Lied ertönt
und deutsche Kinder heranwachsen, wird das todesmuthige Beispiel dieser Ge¬
fallenen die besten Tugenden unseres Volkes immer von neuem kräftigen und
beleben. Und auch diejenigen, deren Söhne und Brüder schon in den ersten
Tagen des Krieges hingerafft wurden, in dem Ansturm auf Weißenburg.
Wörth oder Spicheren, oder in den grauenvollen Massen schlachten um Metz
und Sedan, mögen das Loos ihrer Lieben nicht deßhalb härter halten, weil
sie den Sieg der deutschen Waffen nicht mehr erlebten. Denn wer die ein-
müthige Begeisterung und Erhebung unsres Volkes durchlebt hat in den Ta¬
gen der Kriegserklärung und des Aufmarsches unsrer Heere an die bedrohte
Grenze — dem ist auch in der Stunde des Todes kein zaghafter Gedanke
gekommen über den Ausgang des großen Krieges.
So feiern wir denn das Fest des Einzugs unsres siegreichen Heeres zu¬
gleich als einen Staatsact von hervorragendster Größe und zugleich als ein
Fest der großen Familie, die sich das deutsche Volk nennt. Als Gepränge
der Macht unsres deutschen Staates und des Glanzes unsrer Siege hat dieses
Fest nicht seines Gleichen in der Geschichte. Zu geschweigen von all den
Prunktriumphen erobernder Feldherrn und Könige, welche Siege feierten,
die mit Hülfe von Lohn- und Berufssoldaten erfochten waren und unreinen
Zwecken dienten — auch der glänzendste Triumph der mittelalterlichen Chri¬
stenheit, der Einzug der Kreuzfahrer in Jerusalem, tritt durch die unhaltbare
Schwärmerei seiner bewegenden Kraft weit zurück vor der reinen, klaren
Idee dieses Festes; ebensowenig erreicht der großartigste Triumphzug des be¬
freienden Humanismus unsrer Tage, der Einzug des Präsidenten Abraham
Lincoln in das gefallene Richmond, die reine Weihe unsres Festtags, denn
immerhin rollte der Wagen des Mannes, der die Ketten der Sclaven brach,
über die Leichen amerikanischer Bürger, die im Bruderkriege gefallen waren.
— Als Glieder der großen Familie aber die am Jahrestage der Schlacht von
Ligny, am 16. Juni, ihre Söhne und Brüder und Männer in den Thoren
Berlins einziehen sieht, rufen wir aus vollem deutschen Herzen:
H. B.
Willkommen im Vaterlande!
Mit Ur. beginnen die Grenzboten das II. Semester,
welches dem verehrlichen Lesepublikum freundlichst empfohlen wird.
Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Postämter
des In- und Auslandes an.
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