Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Kriegsbericht. Die Regenten in Frankreich und die Friedensbedingungen*). Das politische Urtheil und die politische Leidenschaft werden der unge¬ Wer im Heere durch Elsaß, Lothringen, Bar und die Champagne bis Auffallend ist vor allem der Einfluß der katholischen Geistlichkeit. Auch ") In dem Kriegsbericht der letzten Ur. 39 ist Seite S05 Zeile 10 v. u. zweimal zu lesen 11 Corps statt 7 Corps, und rechte Flanke statt linke, - Grenzboten IV. 137". 1
Kriegsbericht. Die Regenten in Frankreich und die Friedensbedingungen*). Das politische Urtheil und die politische Leidenschaft werden der unge¬ Wer im Heere durch Elsaß, Lothringen, Bar und die Champagne bis Auffallend ist vor allem der Einfluß der katholischen Geistlichkeit. Auch ") In dem Kriegsbericht der letzten Ur. 39 ist Seite S05 Zeile 10 v. u. zweimal zu lesen 11 Corps statt 7 Corps, und rechte Flanke statt linke, - Grenzboten IV. 137». 1
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Kriegsbericht.
Die Regenten in Frankreich und die Friedensbedingungen*).
Das politische Urtheil und die politische Leidenschaft werden der unge¬
heuren Mehrzahl der Franzosen durch zwei unablässig wirkende Mächte ge¬
richtet, durch die Journalisten der Pariser Presse und durch die katholischen
Priester. Ordens- und Weltgeistliche, zwei Mächte, welche in der Regel feind¬
lich gegen einander arbeiten.
Wer im Heere durch Elsaß, Lothringen, Bar und die Champagne bis
in die Nähe von Paris gezogen ist, der hat Gelegenheit gehabt, eine Anzahl
Beobachtungen über diese Regenten Frankreichs zu machen. Die Beobachtungen
sind nur aus einem verhältnißmäßig kleinen Theile Frankreichs genommen,
aber aus einigen der kräftigsten Landschaften, sie sind nicht so reichlich und
gründlich als wünschenswert!) wäre, aber sie hatten den Vorzug, frisch und
selbst erlebt in die Seele zu fallen, und sie helfen doch, dem Deutschen einiges
Fremdartige verständlich zu machen.
Auffallend ist vor allem der Einfluß der katholischen Geistlichkeit. Auch
die Weltgeistlichen wandeln durch besondere Tracht ausgezeichnet, der Klerus
fällt an allen größeren Orten durch Zahl und Geschäftigkeit auf, es sind
viele schöne große Männer darunter, welche die Locken unter der Tonsur
mit coketter Eleganz tragen und aus großen vielsagenden Augen um sich
schauen, deren scharfer Blick sehr verschieden ist von dem stumpfen Ausdruck,
der einem großen Theil unserer katholischen Geistlichkeit eigen ist. Jene sind ge¬
wandte Männer, denen man ansieht, daß sie an Herrschaft und Erfolge ge¬
wöhnt sind und mit Selbstgefühl Männern und Frauen zu gefallen wissen.
Die Einwirkung, welche sie auf die Laien ausüben durch Altar und Kirchen¬
fest, Kanzel und Beichtstuhl, durch die zahlreichen geistlichen Stiftungen,
durch Lehranstalten und durch Besuche in den Häusern, ist in den Städten
groß, auf dem Lande sind sie die herrschende Autorität. Es wird auch dem
") In dem Kriegsbericht der letzten Ur. 39 ist Seite S05 Zeile 10 v. u. zweimal zu lesen
11 Corps statt 7 Corps, und rechte Flanke statt linke,
- Grenzboten IV. 137». 1
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