Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Zur Geschichte der lothringischen Glasindustrie und der "Crisinllerie de Äaccarat". Seit dem siegreichen Gefecht der badischen Division bei Raon l'Etape Dafür steht aber auch Baccarat auf einem Boden, der eine gewisse Henri Lepage theilt uns in seinen "kLeKerelies sur I'incwstriö lorraive" Zur Geschichte der lothringischen Glasindustrie und der „Crisinllerie de Äaccarat". Seit dem siegreichen Gefecht der badischen Division bei Raon l'Etape Dafür steht aber auch Baccarat auf einem Boden, der eine gewisse Henri Lepage theilt uns in seinen „kLeKerelies sur I'incwstriö lorraive" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0456" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125162"/> </div> <div n="1"> <head> Zur Geschichte der lothringischen Glasindustrie und der<lb/> „Crisinllerie de Äaccarat".</head><lb/> <p xml:id="ID_1358"> Seit dem siegreichen Gefecht der badischen Division bei Raon l'Etape<lb/> am 6. Oetober, welches bekanntlich eine der wichtigsten Etappenstraßen der<lb/> deutschen Armee vor feindlicher Störung wirksam bewahrte und uns vor<lb/> großen materiellen, aber auch sonstigen Verlusten glücklich behütete, ist mehr¬<lb/> fach in der Tagespresse des an der Bahnlinie Luneville-Se. Die" gelegenen<lb/> Fabrikortes Baccarat Erwähnung geschehen. Ich erinnere mich auch irgendwo<lb/> in dem Berichte eines Sanitätsmannes eine flüchtige Schilderung der grö߬<lb/> ten, vielleicht einzigen, Sehenswürdigkeit von Baccarat, nämlich seiner Krystall¬<lb/> glas-Fabrik, gelesen zu haben. Glastechniker, Glashändler, Leute, welche<lb/> einige Kenntniß von den Hauptsitzen der wichtigsten Zweige der europäischen<lb/> Industrie haben, wußten schon lange von Baccarat an der Murthe; als sie<lb/> Raon l'Etape, gleich nachdem das offizielle Telegramm den strategisch bedeut¬<lb/> samen Sieg der deutschen Waffen verkündet hatte, auf der Karte suchten,<lb/> wird bei ihnen alsbald die Frage aufgetaucht sein, ob denn wohl auch Bacca¬<lb/> rat, diese friedliche Hauptresidenz der französischen Krystallglas-Fabrikation,<lb/> von den kriegerischen Stürmen berührt worden sei. Es wird in ihrer Seele<lb/> ein Bild entstanden sein von der furchtbaren Zerstörung, welche eine in das<lb/> Magazin von Baccarat einschlagende Granate unter den Tausenden von<lb/> dort aufgespeicherten Lüstres und Vasen hätte anrichten können. Unter den<lb/> vier Staaten, in denen die Glasindustrie Europas am meisten blüht,<lb/> Oestreich, Großbritannien, Frankreich, Belgien, nimmt Frankreich den dritten<lb/> Rang ein; aber in Frankreich ist es Baccarat, welches nahezu die Hälfte<lb/> aller Krystallglaswaaren liefert. Nur Saint-Louis hat eine annähernd so<lb/> bedeutende Production auszuweisen; Lyon, Clichy, Paulin, Bercy stehen<lb/> weit zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1359"> Dafür steht aber auch Baccarat auf einem Boden, der eine gewisse<lb/> Classicität in der Glasbereitung und Glasverarbeitung beanspruchen darf, ist<lb/> es der Erbe uralter lothringischer Kunstfertigkeit in^ diesem Fache, der heute<lb/> allein noch übrige, aber an Macht und Ansehen alle Vorgänger weit über¬<lb/> wiegende Vertreter eines Gewerbszweiges, welcher in der Industrie-Geschichte<lb/> des lothringischen Landes seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle spielt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1360" next="#ID_1361"> Henri Lepage theilt uns in seinen „kLeKerelies sur I'incwstriö lorraive"<lb/> Einiges über das Alter, die eigenthümlichen Privilegien und die frühere<lb/> Ausdehnung der lothringischen Glasindustrie,'mit — zu wenig, um nicht<lb/> jeden der Jndustriegeschichte Beflissenen wißbegierig nach Mehreren zu machen<lb/> (besonders verführerisch erscheint es, zu untersuchen, ob nicht bei dem wunder¬<lb/> baren Cultur-Paralleltsmus des links- und rechtsrheinischen Landes am Ober-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0456]
Zur Geschichte der lothringischen Glasindustrie und der
„Crisinllerie de Äaccarat".
Seit dem siegreichen Gefecht der badischen Division bei Raon l'Etape
am 6. Oetober, welches bekanntlich eine der wichtigsten Etappenstraßen der
deutschen Armee vor feindlicher Störung wirksam bewahrte und uns vor
großen materiellen, aber auch sonstigen Verlusten glücklich behütete, ist mehr¬
fach in der Tagespresse des an der Bahnlinie Luneville-Se. Die" gelegenen
Fabrikortes Baccarat Erwähnung geschehen. Ich erinnere mich auch irgendwo
in dem Berichte eines Sanitätsmannes eine flüchtige Schilderung der grö߬
ten, vielleicht einzigen, Sehenswürdigkeit von Baccarat, nämlich seiner Krystall¬
glas-Fabrik, gelesen zu haben. Glastechniker, Glashändler, Leute, welche
einige Kenntniß von den Hauptsitzen der wichtigsten Zweige der europäischen
Industrie haben, wußten schon lange von Baccarat an der Murthe; als sie
Raon l'Etape, gleich nachdem das offizielle Telegramm den strategisch bedeut¬
samen Sieg der deutschen Waffen verkündet hatte, auf der Karte suchten,
wird bei ihnen alsbald die Frage aufgetaucht sein, ob denn wohl auch Bacca¬
rat, diese friedliche Hauptresidenz der französischen Krystallglas-Fabrikation,
von den kriegerischen Stürmen berührt worden sei. Es wird in ihrer Seele
ein Bild entstanden sein von der furchtbaren Zerstörung, welche eine in das
Magazin von Baccarat einschlagende Granate unter den Tausenden von
dort aufgespeicherten Lüstres und Vasen hätte anrichten können. Unter den
vier Staaten, in denen die Glasindustrie Europas am meisten blüht,
Oestreich, Großbritannien, Frankreich, Belgien, nimmt Frankreich den dritten
Rang ein; aber in Frankreich ist es Baccarat, welches nahezu die Hälfte
aller Krystallglaswaaren liefert. Nur Saint-Louis hat eine annähernd so
bedeutende Production auszuweisen; Lyon, Clichy, Paulin, Bercy stehen
weit zurück.
Dafür steht aber auch Baccarat auf einem Boden, der eine gewisse
Classicität in der Glasbereitung und Glasverarbeitung beanspruchen darf, ist
es der Erbe uralter lothringischer Kunstfertigkeit in^ diesem Fache, der heute
allein noch übrige, aber an Macht und Ansehen alle Vorgänger weit über¬
wiegende Vertreter eines Gewerbszweiges, welcher in der Industrie-Geschichte
des lothringischen Landes seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle spielt.
Henri Lepage theilt uns in seinen „kLeKerelies sur I'incwstriö lorraive"
Einiges über das Alter, die eigenthümlichen Privilegien und die frühere
Ausdehnung der lothringischen Glasindustrie,'mit — zu wenig, um nicht
jeden der Jndustriegeschichte Beflissenen wißbegierig nach Mehreren zu machen
(besonders verführerisch erscheint es, zu untersuchen, ob nicht bei dem wunder¬
baren Cultur-Paralleltsmus des links- und rechtsrheinischen Landes am Ober-
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