Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.als die des geöffneten. Bisweilen war dieses Motiv sogar zur Hervorhebung Ueberblicken wir noch einmal den Gang dieser Entwicklung, so stellt Es sollte mich freuen, wenn unsere Bildhauer diese Gesichtspunkte, die W. Helbtg. Griese aus der Sturm- und Drangperiode. I. or. C. A. H. Burkhardr. Mitgetheilt von Bet der Ordnung des literarischen Nachlasses des Canzlers Friedrich von als die des geöffneten. Bisweilen war dieses Motiv sogar zur Hervorhebung Ueberblicken wir noch einmal den Gang dieser Entwicklung, so stellt Es sollte mich freuen, wenn unsere Bildhauer diese Gesichtspunkte, die W. Helbtg. Griese aus der Sturm- und Drangperiode. I. or. C. A. H. Burkhardr. Mitgetheilt von Bet der Ordnung des literarischen Nachlasses des Canzlers Friedrich von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0429" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125135"/> <p xml:id="ID_1284" prev="#ID_1283"> als die des geöffneten. Bisweilen war dieses Motiv sogar zur Hervorhebung<lb/> des historischen Charakters der darzustellenden Persönlichkeit bedeutsam, weil<lb/> die geschlossenen Lippen in dem Gesichte des Demosthenes wesentlich dazu bei-<lb/> tragen, die energisch concentrirte und durchgearbeitete Individualität desMannes<lb/> zu veranschaulichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1285"> Ueberblicken wir noch einmal den Gang dieser Entwicklung, so stellt<lb/> es sich heraus, daß die organische Thätigkeit des menschlichen Körpers.in<lb/> der griechischen Kunst, sowie dieselbe hinreichende Mittel des Ausdrucks<lb/> beherrscht, eingehende Berücksichtigung findet, daß weiterhin die Energie der<lb/> Darstellung derselben in entsprechendem Maße abnimmt, wie die Fähigkeit<lb/> wächst, die Oberfläche des Körpers in einer der Natur entsprechenden Weise<lb/> zu charakterisiren. Die vollendetste Harmonie der beiden Seiten der künst¬<lb/> lerischen Darstellung, der Ausdruck der größten Lebensfülle wird in der<lb/> Blüthezeit des fünften Jahrhunderts erreicht. Originale aus der jüngeren atti¬<lb/> schen Schule und aus der des Lysipp, welche sich für den Gesichtspunkt, der uns<lb/> beschäftigt, mit den Parthenonsculpturen vergleichen ließen, sind nicht erhalten.<lb/> Wir müssen uns daher, damit auf beiden Seiten das Gewicht gleich sei, auf<lb/> die Vergleichung von Copien beschränken. Betrachten wir neben einander<lb/> eine der besseren Copien des polykletischen Doryphoros und das vortreffliche<lb/> Exemplar des lysippischen Apoxyomenos im Vatican, so macht der Doryphoros,<lb/> trotz seiner schlichten und weniger in die Einzelheiten eingehenden Behand¬<lb/> lung der Oberfläche den Eindruck größerer Lebensfülle. Die Behandlung<lb/> der Brust, in welcher die Thätigkeit des organischen Lebens energisch hervor¬<lb/> gehoben ist, trägt wesentlich dazu bei, diesen Eindruck hervorzurufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1286"> Es sollte mich freuen, wenn unsere Bildhauer diese Gesichtspunkte, die<lb/> ich in aller Kürze angedeutet, der Beachtung werth erachten würden.</p><lb/> <note type="byline"> W. Helbtg.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Griese aus der Sturm- und Drangperiode. I.</head><lb/> <p xml:id="ID_1287"><note type="byline"> or. C. A. H. Burkhardr.</note> Mitgetheilt von</p><lb/> <p xml:id="ID_1288" next="#ID_1289"> Bet der Ordnung des literarischen Nachlasses des Canzlers Friedrich von<lb/> Müller fanden sich eine nicht unbedeutende Anzahl von Briefen, die, wie sich<lb/> später bei deren gruppenweiser Zusammenstellung ergab, mehr ihres In¬<lb/> haltes, als ihres autographischen Werthes wegen gesammelt worden sind.<lb/> In den weit verzweigten Correspondenzen des Canzlers von Müller ist viel-<lb/> fach das Streben zu erkennen, Zeugnisse unserer classischen Literatur zu-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0429]
als die des geöffneten. Bisweilen war dieses Motiv sogar zur Hervorhebung
des historischen Charakters der darzustellenden Persönlichkeit bedeutsam, weil
die geschlossenen Lippen in dem Gesichte des Demosthenes wesentlich dazu bei-
tragen, die energisch concentrirte und durchgearbeitete Individualität desMannes
zu veranschaulichen.
Ueberblicken wir noch einmal den Gang dieser Entwicklung, so stellt
es sich heraus, daß die organische Thätigkeit des menschlichen Körpers.in
der griechischen Kunst, sowie dieselbe hinreichende Mittel des Ausdrucks
beherrscht, eingehende Berücksichtigung findet, daß weiterhin die Energie der
Darstellung derselben in entsprechendem Maße abnimmt, wie die Fähigkeit
wächst, die Oberfläche des Körpers in einer der Natur entsprechenden Weise
zu charakterisiren. Die vollendetste Harmonie der beiden Seiten der künst¬
lerischen Darstellung, der Ausdruck der größten Lebensfülle wird in der
Blüthezeit des fünften Jahrhunderts erreicht. Originale aus der jüngeren atti¬
schen Schule und aus der des Lysipp, welche sich für den Gesichtspunkt, der uns
beschäftigt, mit den Parthenonsculpturen vergleichen ließen, sind nicht erhalten.
Wir müssen uns daher, damit auf beiden Seiten das Gewicht gleich sei, auf
die Vergleichung von Copien beschränken. Betrachten wir neben einander
eine der besseren Copien des polykletischen Doryphoros und das vortreffliche
Exemplar des lysippischen Apoxyomenos im Vatican, so macht der Doryphoros,
trotz seiner schlichten und weniger in die Einzelheiten eingehenden Behand¬
lung der Oberfläche den Eindruck größerer Lebensfülle. Die Behandlung
der Brust, in welcher die Thätigkeit des organischen Lebens energisch hervor¬
gehoben ist, trägt wesentlich dazu bei, diesen Eindruck hervorzurufen.
Es sollte mich freuen, wenn unsere Bildhauer diese Gesichtspunkte, die
ich in aller Kürze angedeutet, der Beachtung werth erachten würden.
W. Helbtg.
Griese aus der Sturm- und Drangperiode. I.
or. C. A. H. Burkhardr. Mitgetheilt von
Bet der Ordnung des literarischen Nachlasses des Canzlers Friedrich von
Müller fanden sich eine nicht unbedeutende Anzahl von Briefen, die, wie sich
später bei deren gruppenweiser Zusammenstellung ergab, mehr ihres In¬
haltes, als ihres autographischen Werthes wegen gesammelt worden sind.
In den weit verzweigten Correspondenzen des Canzlers von Müller ist viel-
fach das Streben zu erkennen, Zeugnisse unserer classischen Literatur zu-
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