Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.bleiben; am 27. Juni wurde er unter Beförderung zum Major und unter Bayern im Bunde. Mehr als einmal ist der preußischen Politik schon das Loo gefallen, im Wie kommt es, daß die preußische Politik sich immer aufs neue in eine Grmzbotm IV. 1870. 32
bleiben; am 27. Juni wurde er unter Beförderung zum Major und unter Bayern im Bunde. Mehr als einmal ist der preußischen Politik schon das Loo gefallen, im Wie kommt es, daß die preußische Politik sich immer aufs neue in eine Grmzbotm IV. 1870. 32
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bleiben; am 27. Juni wurde er unter Beförderung zum Major und unter
Verleihung eines Ehrensäbels zum zweiten Aide-Generalquartiermeister der
hannoverschen Armee ernannt. In dieser Eigenschaft fand er während des
ferneren Verlaufs des unglücklichen Feldzuges von 1794 noch vielfache Ge¬
legenheit, seinen besonnenen Muth, seine umsichtige Entschlossenheit und sei¬
nen rastlosen Eifer durch Rath und That zu bewähren.
Bayern im Bunde.
Mehr als einmal ist der preußischen Politik schon das Loo gefallen, im
wahren nationalen Interesse eine antinationale Haltung annehmen, sie wenig¬
stens scheinbar annehmen zu müssen. Als der Fürstentag in Frankfurt zu¬
sammentrat, war es keine leichte und gefällige Aufgabe fern zu bleiben und
einem ungewohnten überraschenden Vorgehen mit Aufstellung von Forde¬
rungen zu antworten, deren Verwirklichung für die überwiegende Mehrzahl
der Deutschen in das Reich der Träume gehörte. Als der Tod Friedrichs VII.
die fehl?folg-holsteinische Frage zur Wende brachte, war es keine leichte und
gefällige Aufgabe, dem schönen Anstürmen der wiedererwachten Nation Wider¬
stand zu leisten und eine deutsche Frage zur preußischen herabzudrücken. Mit
dem Jahr 1866. mit der Umwandlung der preußischen zur norddeutschen Po¬
litik schien die Reihe derartiger Erfahrungen abgeschlossen. Die kurze Ge¬
schichte des norddeutschen Bundes zeigt aber wiederholte Beispiele, wo das
Bundespräsidium im nationalen Interesse anscheinend einen preußisch-particu-
lanflischen Standpunkt zu wahren hatte, und zur Stunde unterliegt ihm der
mißliche Beruf, dem mächtigen Andrang nationaler Empfindungen, den
stolzen Hoffnungen auf die Wiederkehr alter deutscher Herrlichkett — wäre
diese selbst mehr Traum als Möglichkeit — den kühlen Hinweis auf die
rechtliche Lage der Dinge entgegenzusetzen.
Wie kommt es, daß die preußische Politik sich immer aufs neue in eine
Lage gebracht sieht, die für eine weniger zähe und nüchterne Staatskunst
höchst gefahrbringend wäre, die es vielleicht auch für die preußische Politik
bereits gewesen ist? Trägt sie selbst Schuld oder liegt es in der Deutschen
Eigenart begründet, oder ist die Halbheit unserer staatlichen Verhältnisse die
Ursache? Man geht wohl nicht irre, dem Zusammenwirken verschiedener Um¬
stände die Erscheinung zuzuschreiben und ihr Aufhören erst mit der Vollen¬
dung der nationalen Reform zu erwarten. Erfreulich ist es und ein Zeichen
zunehmender politischer Erkenntniß, daß die Verstimmung über solche natio-
Grmzbotm IV. 1870. 32
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