Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Aussichten verschlechtern würde, und sie wünschen, daß die Republikaner ge¬ Sind die Republikaner vor dem Angriff auf Paris zu Friedenspuncta- ? Bericht der Münchener historischen Commission. Wir bringen auf Wunsch des Secretariats nachstehend den Abdruck des München im October 1870. Die statutenmäßige Plenarversammlung der In der Eröffnungsrede wies der Vorsitzende zunächst auf den überaus schmerz¬ Aussichten verschlechtern würde, und sie wünschen, daß die Republikaner ge¬ Sind die Republikaner vor dem Angriff auf Paris zu Friedenspuncta- ? Bericht der Münchener historischen Commission. Wir bringen auf Wunsch des Secretariats nachstehend den Abdruck des München im October 1870. Die statutenmäßige Plenarversammlung der In der Eröffnungsrede wies der Vorsitzende zunächst auf den überaus schmerz¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124950"/> <p xml:id="ID_743" prev="#ID_742"> Aussichten verschlechtern würde, und sie wünschen, daß die Republikaner ge¬<lb/> nöthigt werden, dies Gehässige auf ihr Haupt zu nehmen. Zwischen solchem<lb/> Gegensatz selbstsüchtiger Interessen läuft Herr Thiers, die alte Elster unter<lb/> den politischen Vögeln Frankreichs, hin und her in dem schwierigen Bemühen,<lb/> mit patriotischen Vorträgen das Unglück zu beschwören. Unsere Aufgabe aber<lb/> wird doch sein, die Republikaner zu Friedenspräliminarien zu zwingen, und<lb/> die Punctation durch eine Constituante bestätigen zu lassen. Dann wird,<lb/> wenn die Constituante, oder eine durch dieselbe veranlaßte Volksabstimmung<lb/> den Kaiser zurückrufen sollte, dieser nach seiner Entlassung aus Kriegsgefan¬<lb/> genschaft den Willen der Constituante in förmlichem Friedensinstrument be¬<lb/> festigen. Er wird dies alsdann thun können, ohne sich zu ruiniren.</p><lb/> <p xml:id="ID_744"> Sind die Republikaner vor dem Angriff auf Paris zu Friedenspuncta-<lb/> tionen und zum großen Apelt an die Wähler zu bringen, so kann vor Weih¬<lb/> nacht der liebe Friede geschlossen sein; müssen wir, wie zu besorgen, vor¬<lb/> her Paris demüthigen, so zieht sich der Krieg wohl - bis zum neuen<lb/> Jahre hin.</p><lb/> <note type="byline"> ?</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Bericht der Münchener historischen Commission.</head><lb/> <p xml:id="ID_745"> Wir bringen auf Wunsch des Secretariats nachstehend den Abdruck des<lb/> Berichts über die elfte Plenarversammlung der historischen Commission bei<lb/> der königl. bayrischen Academie der Wissenschaften.</p><lb/> <p xml:id="ID_746"> München im October 1870. Die statutenmäßige Plenarversammlung der<lb/> Commission für deutsche Geschichts- und Quellenforschung wurde auf Befehl König<lb/> Ludwigs II. auch in diesem Jahr abgehalten. Wie allgemein das Gefühl ist,<lb/> daß die Arbeiten der Commission mit den nationalen Interessen in enger Verbin¬<lb/> dung stehen, zeigte sich darin, daß sich trotz des deutschen Krieges fast sämmtliche<lb/> auswärtige Mitglieder eingefunden hatten. An den Sitzungen, welche in den Tagen<lb/> vom 1. bis 6. October stattfanden, nahmen außer dem Vorsitzenden, Geheimen<lb/> Regierungsrath v. Ranke aus Berlin, Antheil: Hofr. Ritter v. Arneth aus Wien,<lb/> Prof. Hegel aus Erlangen, Geh. Regierungsrath Pertz aus Berlin, Director<lb/> v. stallr aus Stuttgart, Prof. v. Shbel aus Bonn, Prof. Waitz aus Göt-<lb/> tingen, Prof. Wegele aus Würzburg, überdies die sämmtlichen einheimischen Mit¬<lb/> glieder: Prof. Cornelius, Reichsrath von D ö l ki ng er, Oberbibliothekar Fö-<lb/> ringer, Reichsarchivdir. v. Löser, Staatsr. v. Maurer. Reichsarchivr. Muffat,<lb/> Generallieutenant v. Sprun er und der Secretär der Commission Prof. v. G i esebr e es t.</p><lb/> <p xml:id="ID_747" next="#ID_748"> In der Eröffnungsrede wies der Vorsitzende zunächst auf den überaus schmerz¬<lb/> lichen Verlust hin, welchen die Commission durch den Tod W. Wackernagels er¬<lb/> litten hatte; nachdem dieser hervorragende Gelehrte den Sitz I. Grimms in der<lb/> Commission eingenommen, unterstützte er die Arbeiten derselben mit dem lebendigsten<lb/> Eifer und hat sie nach vielen Seiten gefordert. Auch des Abschcidens R. Köpkes<lb/> und PH. Jaffas wurde gedacht, da ihre historischen Studien sich mit den Bestre¬<lb/> bungen der Commission vielfach berührt- hatten. Im weiteren Verlauf der Rede<lb/> deutete der Vorsitzende auf den Zusammenhang der Commissionsarbeiten mit der<lb/> deutschen Erhebung der Gegenwart hin und beleuchtete die großen Zeitereignisse in<lb/> ihren welthistorischen Beziehungen. Die nationale Gesinnung, welche in den Worten<lb/> des Vorsitzenden hier Ausdruck fand, belebte dann auch die weiteren Berathungen<lb/> der Commission; vor dem Eintritt in dieselben sprach sie in einem Anschreiben an<lb/> König Ludwig II. die Gefühle innigsten Dankes aus, welche die hochherzigen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
Aussichten verschlechtern würde, und sie wünschen, daß die Republikaner ge¬
nöthigt werden, dies Gehässige auf ihr Haupt zu nehmen. Zwischen solchem
Gegensatz selbstsüchtiger Interessen läuft Herr Thiers, die alte Elster unter
den politischen Vögeln Frankreichs, hin und her in dem schwierigen Bemühen,
mit patriotischen Vorträgen das Unglück zu beschwören. Unsere Aufgabe aber
wird doch sein, die Republikaner zu Friedenspräliminarien zu zwingen, und
die Punctation durch eine Constituante bestätigen zu lassen. Dann wird,
wenn die Constituante, oder eine durch dieselbe veranlaßte Volksabstimmung
den Kaiser zurückrufen sollte, dieser nach seiner Entlassung aus Kriegsgefan¬
genschaft den Willen der Constituante in förmlichem Friedensinstrument be¬
festigen. Er wird dies alsdann thun können, ohne sich zu ruiniren.
Sind die Republikaner vor dem Angriff auf Paris zu Friedenspuncta-
tionen und zum großen Apelt an die Wähler zu bringen, so kann vor Weih¬
nacht der liebe Friede geschlossen sein; müssen wir, wie zu besorgen, vor¬
her Paris demüthigen, so zieht sich der Krieg wohl - bis zum neuen
Jahre hin.
?
Bericht der Münchener historischen Commission.
Wir bringen auf Wunsch des Secretariats nachstehend den Abdruck des
Berichts über die elfte Plenarversammlung der historischen Commission bei
der königl. bayrischen Academie der Wissenschaften.
München im October 1870. Die statutenmäßige Plenarversammlung der
Commission für deutsche Geschichts- und Quellenforschung wurde auf Befehl König
Ludwigs II. auch in diesem Jahr abgehalten. Wie allgemein das Gefühl ist,
daß die Arbeiten der Commission mit den nationalen Interessen in enger Verbin¬
dung stehen, zeigte sich darin, daß sich trotz des deutschen Krieges fast sämmtliche
auswärtige Mitglieder eingefunden hatten. An den Sitzungen, welche in den Tagen
vom 1. bis 6. October stattfanden, nahmen außer dem Vorsitzenden, Geheimen
Regierungsrath v. Ranke aus Berlin, Antheil: Hofr. Ritter v. Arneth aus Wien,
Prof. Hegel aus Erlangen, Geh. Regierungsrath Pertz aus Berlin, Director
v. stallr aus Stuttgart, Prof. v. Shbel aus Bonn, Prof. Waitz aus Göt-
tingen, Prof. Wegele aus Würzburg, überdies die sämmtlichen einheimischen Mit¬
glieder: Prof. Cornelius, Reichsrath von D ö l ki ng er, Oberbibliothekar Fö-
ringer, Reichsarchivdir. v. Löser, Staatsr. v. Maurer. Reichsarchivr. Muffat,
Generallieutenant v. Sprun er und der Secretär der Commission Prof. v. G i esebr e es t.
In der Eröffnungsrede wies der Vorsitzende zunächst auf den überaus schmerz¬
lichen Verlust hin, welchen die Commission durch den Tod W. Wackernagels er¬
litten hatte; nachdem dieser hervorragende Gelehrte den Sitz I. Grimms in der
Commission eingenommen, unterstützte er die Arbeiten derselben mit dem lebendigsten
Eifer und hat sie nach vielen Seiten gefordert. Auch des Abschcidens R. Köpkes
und PH. Jaffas wurde gedacht, da ihre historischen Studien sich mit den Bestre¬
bungen der Commission vielfach berührt- hatten. Im weiteren Verlauf der Rede
deutete der Vorsitzende auf den Zusammenhang der Commissionsarbeiten mit der
deutschen Erhebung der Gegenwart hin und beleuchtete die großen Zeitereignisse in
ihren welthistorischen Beziehungen. Die nationale Gesinnung, welche in den Worten
des Vorsitzenden hier Ausdruck fand, belebte dann auch die weiteren Berathungen
der Commission; vor dem Eintritt in dieselben sprach sie in einem Anschreiben an
König Ludwig II. die Gefühle innigsten Dankes aus, welche die hochherzigen
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