Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.soll nicht civilisirt, und soll inhuman sein, was er lange geübt hat; ein Auch darum ist dies Blatt für Aufhebung der Todesstrafe. ? Das historische Volkslied der Neuzeit. Historische Volkslieder des preußischen Heeres von 1675 bis 1866. Aus fliegenden Unserm Volk ist die Erinnerung an jene Zeit längst geschwunden, in soll nicht civilisirt, und soll inhuman sein, was er lange geübt hat; ein Auch darum ist dies Blatt für Aufhebung der Todesstrafe. ? Das historische Volkslied der Neuzeit. Historische Volkslieder des preußischen Heeres von 1675 bis 1866. Aus fliegenden Unserm Volk ist die Erinnerung an jene Zeit längst geschwunden, in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123660"/> <p xml:id="ID_92" prev="#ID_91"> soll nicht civilisirt, und soll inhuman sein, was er lange geübt hat; ein<lb/> jüngeres Geschlecht will die Berechtigung, die ihm selbst geheime Sorge ge-<lb/> macht hat, bezweifeln, nachdem er in bitterem Pflichtgefühl sich drein ergeben!<lb/> Dennoch muß laut gesagt werden, daß dies Recht der Gnade in unserer<lb/> Zeit eine unheimliche und ungesunde Pflicht der Souveräne geworden ist,<lb/> zunächst weil es den Fürsten Unmenschliches zumuthet, dann aber, weil es die<lb/> Fürsten in Gefahr setzt, von der Anschauungsweise ihrer Zeitgenossen durch<lb/> eine falsche Ausfassung ihrer eigenen Majestät getrennt zu werden, welche<lb/> das gegenseitige Verständniß und das politische Zusammenwirken immermehr<lb/> erschwert, endlich zu einer Lebensgefahr für die Monarchie überhaupt zu<lb/> machen droht.</p><lb/> <p xml:id="ID_93"> Auch darum ist dies Blatt für Aufhebung der Todesstrafe.</p><lb/> <note type="byline"> ?</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das historische Volkslied der Neuzeit.</head><lb/> <p xml:id="ID_94"> Historische Volkslieder des preußischen Heeres von 1675 bis 1866. Aus fliegenden<lb/> Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde gesammelt von Franz<lb/> Wilhelm Freiherrn von Ditfurth. Berlin 1869. Mittler u. Sohn.</p><lb/> <p xml:id="ID_95" next="#ID_96"> Unserm Volk ist die Erinnerung an jene Zeit längst geschwunden, in<lb/> welcher ein neues Lied über Tagesereignisse von Mund zu Munde flog über<lb/> das ganze deutsche Land, wo der Chronist verzeichnete, wenn ein frisches Lied<lb/> auskam, wo dieselben Worte und Weisen am Kaiserhofe, in den Stuben der<lb/> Handwerker und in den Hütten der Bauern gesungen und gepfiffen wurden,<lb/> und wo jede Fehde, jeder städtische Zwist und jedes ungewöhnliche Ereigniß<lb/> in den Seelen der Lebenden einen melodischen und poetischen Nachklang<lb/> zurückließ. Die altheimische Weise der Deutschen, Neuigkeiten im Gesänge zu<lb/> melden und den Hörern gemüthlich zuzurichten, verlor ihre Bedeutung mit<lb/> der Erfindung der Druckerkunst, mit dem Herauskommen einer Gelehrten¬<lb/> bildung und einer Kunstpoesie, welche an Stelle des geflügelten Wortes und<lb/> mündlichen Vortrags die schwarzen Lettern als ihre Boten gebraucht. Aber<lb/> Wie sehr die nationale Bedeutung des historischen Volksliedes seitdem ver«<lb/> mindert ist, aufgehört hat dies Lied zu keiner Zeit und noch in der Gegen¬<lb/> wart treibt der alte geschädigte Baum neue Wurzelsprossen. Wo die Kinder<lb/> des Volkes warm theilnehmen an öffentlichen Ereignissen, äußert sich sofort<lb/> eine gewisse schöpferische Kraft und das germanische Bestreben, starke<lb/> Eindrücke durch Vers und Gesang behaglich umzubilden. Es ist natürlich,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
soll nicht civilisirt, und soll inhuman sein, was er lange geübt hat; ein
jüngeres Geschlecht will die Berechtigung, die ihm selbst geheime Sorge ge-
macht hat, bezweifeln, nachdem er in bitterem Pflichtgefühl sich drein ergeben!
Dennoch muß laut gesagt werden, daß dies Recht der Gnade in unserer
Zeit eine unheimliche und ungesunde Pflicht der Souveräne geworden ist,
zunächst weil es den Fürsten Unmenschliches zumuthet, dann aber, weil es die
Fürsten in Gefahr setzt, von der Anschauungsweise ihrer Zeitgenossen durch
eine falsche Ausfassung ihrer eigenen Majestät getrennt zu werden, welche
das gegenseitige Verständniß und das politische Zusammenwirken immermehr
erschwert, endlich zu einer Lebensgefahr für die Monarchie überhaupt zu
machen droht.
Auch darum ist dies Blatt für Aufhebung der Todesstrafe.
?
Das historische Volkslied der Neuzeit.
Historische Volkslieder des preußischen Heeres von 1675 bis 1866. Aus fliegenden
Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde gesammelt von Franz
Wilhelm Freiherrn von Ditfurth. Berlin 1869. Mittler u. Sohn.
Unserm Volk ist die Erinnerung an jene Zeit längst geschwunden, in
welcher ein neues Lied über Tagesereignisse von Mund zu Munde flog über
das ganze deutsche Land, wo der Chronist verzeichnete, wenn ein frisches Lied
auskam, wo dieselben Worte und Weisen am Kaiserhofe, in den Stuben der
Handwerker und in den Hütten der Bauern gesungen und gepfiffen wurden,
und wo jede Fehde, jeder städtische Zwist und jedes ungewöhnliche Ereigniß
in den Seelen der Lebenden einen melodischen und poetischen Nachklang
zurückließ. Die altheimische Weise der Deutschen, Neuigkeiten im Gesänge zu
melden und den Hörern gemüthlich zuzurichten, verlor ihre Bedeutung mit
der Erfindung der Druckerkunst, mit dem Herauskommen einer Gelehrten¬
bildung und einer Kunstpoesie, welche an Stelle des geflügelten Wortes und
mündlichen Vortrags die schwarzen Lettern als ihre Boten gebraucht. Aber
Wie sehr die nationale Bedeutung des historischen Volksliedes seitdem ver«
mindert ist, aufgehört hat dies Lied zu keiner Zeit und noch in der Gegen¬
wart treibt der alte geschädigte Baum neue Wurzelsprossen. Wo die Kinder
des Volkes warm theilnehmen an öffentlichen Ereignissen, äußert sich sofort
eine gewisse schöpferische Kraft und das germanische Bestreben, starke
Eindrücke durch Vers und Gesang behaglich umzubilden. Es ist natürlich,
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