immer melodischen Sprache unserer großen Dichter bewußt gewesen. Allein gerade die bisher vereinzelten Leistungen eines Coleridge und Carlyle, eines Longfellow und Mangan, eines Garnele und Baskerville berechtigen uns Deutsche, von den Engländern mit ihrer wachsenden Kenntniß unserer Sprache und der in den letzten drei Jahren wesentlich gestiegenen Hochschätzung unseres Volkes auch ein noch befriedigenderes Sorti¬ ment metrischer Uebersetzungen zu erwarten, selbst wenn ihnen die volle Stärke des universalen Organs der Anbequemung, dessen wir Deutsche uns rühmen, von einer herberen Natur versagt bleiben sollte.
C. F. L.
Ein Wort M Bildung der Krcisvertrctungen.
Die erfreulichste Erscheinung bei den gegenwärtigen Bestrebungen für Reorganisation der innern Verwaltung ist, daß von Anbeginn über ein meu- m schaffendes Institut allgemeines Einverständniß geherrscht hat und diesem Institut sich ungewöhnliche Sympathien von rechts und links, von bureau> kratischer und entgegengesetzter Seite zugewendet haben, während sonst An¬ sichten und Wünsche auseinandergehen und nur schwer zu vereinigen sein werden. Dies Institut ist der Kreisausschuß, das künftige Hauptver¬ waltungsorgan des Kreises. Die willkommene Vormeinung für die neue Kreisexecutivbehörde kann aber dem Interesse für die Kreisvertretung, dem richtigen und berechtigten Interesse für ihre Bildung und Zusammen¬ setzung keinen Abbruch thun, und wir glauben mit der von uns getheilten allgemeinen Werthschätzung des Kreisausschusses nicht in Widerspruch zu treten, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die badische Kreisvertretung lenken und durch Darlegung des ihr zu Grunde liegenden Systems Vergleichungspunkte für die nun in Angriff genommene Reform der preußischen Kreisoertretung zu vermitteln suchen. Der Gegensatz von Norden und Süden kann hier nur in Betracht kommen, soweit er in Zuständen und Einrichtungen begründet ist und zwischen Westen und Osten ähnlich wiederkehrt wie zwischen Norden und Süden. Es gibt, daran müssen und werden alle nationalen Partei- schattirungen festhalten, auf dem Gebiete der innern Verwaltung so wenig eine Mainlinie wie auf jedem andern staatlichen Gebiet; die Mainlinie ist der Ausdruck der nationalen Politik der Gegenwart, eine politische That¬ sache, nicht mehr, nicht weniger.
Ein Gegensatz, wie wir ihn meinen, ein Gegensatz der Einrichtungen, ist durch die eigenartige Organisation der badischen inneren Verwaltung gegeben. Der Kreis ist und soll in Baden etwas durchaus anderes sein als in Preußen.
immer melodischen Sprache unserer großen Dichter bewußt gewesen. Allein gerade die bisher vereinzelten Leistungen eines Coleridge und Carlyle, eines Longfellow und Mangan, eines Garnele und Baskerville berechtigen uns Deutsche, von den Engländern mit ihrer wachsenden Kenntniß unserer Sprache und der in den letzten drei Jahren wesentlich gestiegenen Hochschätzung unseres Volkes auch ein noch befriedigenderes Sorti¬ ment metrischer Uebersetzungen zu erwarten, selbst wenn ihnen die volle Stärke des universalen Organs der Anbequemung, dessen wir Deutsche uns rühmen, von einer herberen Natur versagt bleiben sollte.
C. F. L.
Ein Wort M Bildung der Krcisvertrctungen.
Die erfreulichste Erscheinung bei den gegenwärtigen Bestrebungen für Reorganisation der innern Verwaltung ist, daß von Anbeginn über ein meu- m schaffendes Institut allgemeines Einverständniß geherrscht hat und diesem Institut sich ungewöhnliche Sympathien von rechts und links, von bureau> kratischer und entgegengesetzter Seite zugewendet haben, während sonst An¬ sichten und Wünsche auseinandergehen und nur schwer zu vereinigen sein werden. Dies Institut ist der Kreisausschuß, das künftige Hauptver¬ waltungsorgan des Kreises. Die willkommene Vormeinung für die neue Kreisexecutivbehörde kann aber dem Interesse für die Kreisvertretung, dem richtigen und berechtigten Interesse für ihre Bildung und Zusammen¬ setzung keinen Abbruch thun, und wir glauben mit der von uns getheilten allgemeinen Werthschätzung des Kreisausschusses nicht in Widerspruch zu treten, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die badische Kreisvertretung lenken und durch Darlegung des ihr zu Grunde liegenden Systems Vergleichungspunkte für die nun in Angriff genommene Reform der preußischen Kreisoertretung zu vermitteln suchen. Der Gegensatz von Norden und Süden kann hier nur in Betracht kommen, soweit er in Zuständen und Einrichtungen begründet ist und zwischen Westen und Osten ähnlich wiederkehrt wie zwischen Norden und Süden. Es gibt, daran müssen und werden alle nationalen Partei- schattirungen festhalten, auf dem Gebiete der innern Verwaltung so wenig eine Mainlinie wie auf jedem andern staatlichen Gebiet; die Mainlinie ist der Ausdruck der nationalen Politik der Gegenwart, eine politische That¬ sache, nicht mehr, nicht weniger.
Ein Gegensatz, wie wir ihn meinen, ein Gegensatz der Einrichtungen, ist durch die eigenartige Organisation der badischen inneren Verwaltung gegeben. Der Kreis ist und soll in Baden etwas durchaus anderes sein als in Preußen.
<TEI><text><body><div><divn="1"><pbfacs="#f0319"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/122074"/><pxml:id="ID_887"prev="#ID_886"> immer melodischen Sprache unserer großen Dichter bewußt gewesen. Allein<lb/>
gerade die bisher vereinzelten Leistungen eines Coleridge und Carlyle,<lb/>
eines Longfellow und Mangan, eines Garnele und Baskerville<lb/>
berechtigen uns Deutsche, von den Engländern mit ihrer wachsenden<lb/>
Kenntniß unserer Sprache und der in den letzten drei Jahren wesentlich<lb/>
gestiegenen Hochschätzung unseres Volkes auch ein noch befriedigenderes Sorti¬<lb/>
ment metrischer Uebersetzungen zu erwarten, selbst wenn ihnen die volle<lb/>
Stärke des universalen Organs der Anbequemung, dessen wir Deutsche uns<lb/>
rühmen, von einer herberen Natur versagt bleiben sollte.</p><lb/><notetype="byline"> C. F. L.</note><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div><divn="1"><head> Ein Wort M Bildung der Krcisvertrctungen.</head><lb/><pxml:id="ID_888"> Die erfreulichste Erscheinung bei den gegenwärtigen Bestrebungen für<lb/>
Reorganisation der innern Verwaltung ist, daß von Anbeginn über ein meu-<lb/>
m schaffendes Institut allgemeines Einverständniß geherrscht hat und diesem<lb/>
Institut sich ungewöhnliche Sympathien von rechts und links, von bureau><lb/>
kratischer und entgegengesetzter Seite zugewendet haben, während sonst An¬<lb/>
sichten und Wünsche auseinandergehen und nur schwer zu vereinigen sein<lb/>
werden. Dies Institut ist der Kreisausschuß, das künftige Hauptver¬<lb/>
waltungsorgan des Kreises. Die willkommene Vormeinung für die neue<lb/>
Kreisexecutivbehörde kann aber dem Interesse für die Kreisvertretung,<lb/>
dem richtigen und berechtigten Interesse für ihre Bildung und Zusammen¬<lb/>
setzung keinen Abbruch thun, und wir glauben mit der von uns getheilten<lb/>
allgemeinen Werthschätzung des Kreisausschusses nicht in Widerspruch zu<lb/>
treten, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die badische Kreisvertretung lenken<lb/>
und durch Darlegung des ihr zu Grunde liegenden Systems Vergleichungspunkte<lb/>
für die nun in Angriff genommene Reform der preußischen Kreisoertretung<lb/>
zu vermitteln suchen. Der Gegensatz von Norden und Süden kann hier nur<lb/>
in Betracht kommen, soweit er in Zuständen und Einrichtungen begründet<lb/>
ist und zwischen Westen und Osten ähnlich wiederkehrt wie zwischen Norden<lb/>
und Süden. Es gibt, daran müssen und werden alle nationalen Partei-<lb/>
schattirungen festhalten, auf dem Gebiete der innern Verwaltung so wenig<lb/>
eine Mainlinie wie auf jedem andern staatlichen Gebiet; die Mainlinie ist<lb/>
der Ausdruck der nationalen Politik der Gegenwart, eine politische That¬<lb/>
sache, nicht mehr, nicht weniger.</p><lb/><pxml:id="ID_889"next="#ID_890"> Ein Gegensatz, wie wir ihn meinen, ein Gegensatz der Einrichtungen, ist<lb/>
durch die eigenartige Organisation der badischen inneren Verwaltung gegeben.<lb/>
Der Kreis ist und soll in Baden etwas durchaus anderes sein als in Preußen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[0319]
immer melodischen Sprache unserer großen Dichter bewußt gewesen. Allein
gerade die bisher vereinzelten Leistungen eines Coleridge und Carlyle,
eines Longfellow und Mangan, eines Garnele und Baskerville
berechtigen uns Deutsche, von den Engländern mit ihrer wachsenden
Kenntniß unserer Sprache und der in den letzten drei Jahren wesentlich
gestiegenen Hochschätzung unseres Volkes auch ein noch befriedigenderes Sorti¬
ment metrischer Uebersetzungen zu erwarten, selbst wenn ihnen die volle
Stärke des universalen Organs der Anbequemung, dessen wir Deutsche uns
rühmen, von einer herberen Natur versagt bleiben sollte.
C. F. L.
Ein Wort M Bildung der Krcisvertrctungen.
Die erfreulichste Erscheinung bei den gegenwärtigen Bestrebungen für
Reorganisation der innern Verwaltung ist, daß von Anbeginn über ein meu-
m schaffendes Institut allgemeines Einverständniß geherrscht hat und diesem
Institut sich ungewöhnliche Sympathien von rechts und links, von bureau>
kratischer und entgegengesetzter Seite zugewendet haben, während sonst An¬
sichten und Wünsche auseinandergehen und nur schwer zu vereinigen sein
werden. Dies Institut ist der Kreisausschuß, das künftige Hauptver¬
waltungsorgan des Kreises. Die willkommene Vormeinung für die neue
Kreisexecutivbehörde kann aber dem Interesse für die Kreisvertretung,
dem richtigen und berechtigten Interesse für ihre Bildung und Zusammen¬
setzung keinen Abbruch thun, und wir glauben mit der von uns getheilten
allgemeinen Werthschätzung des Kreisausschusses nicht in Widerspruch zu
treten, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die badische Kreisvertretung lenken
und durch Darlegung des ihr zu Grunde liegenden Systems Vergleichungspunkte
für die nun in Angriff genommene Reform der preußischen Kreisoertretung
zu vermitteln suchen. Der Gegensatz von Norden und Süden kann hier nur
in Betracht kommen, soweit er in Zuständen und Einrichtungen begründet
ist und zwischen Westen und Osten ähnlich wiederkehrt wie zwischen Norden
und Süden. Es gibt, daran müssen und werden alle nationalen Partei-
schattirungen festhalten, auf dem Gebiete der innern Verwaltung so wenig
eine Mainlinie wie auf jedem andern staatlichen Gebiet; die Mainlinie ist
der Ausdruck der nationalen Politik der Gegenwart, eine politische That¬
sache, nicht mehr, nicht weniger.
Ein Gegensatz, wie wir ihn meinen, ein Gegensatz der Einrichtungen, ist
durch die eigenartige Organisation der badischen inneren Verwaltung gegeben.
Der Kreis ist und soll in Baden etwas durchaus anderes sein als in Preußen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/319>, abgerufen am 22.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.