Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.Bourbonen ein mögliches Erröthen zu sparen! Auch wir sind der Meinung Ein Kaiserlicher Diplomat in schwedischer GefanZcnschaft. Tagebuch des Erich Lassota von Steblau, von or. Reinhold Schottin, .Seit die Germanen ein geschichtliches Leben haben, ist ihnen charakte¬ Grenzbotcn I. 1S69. 58
Bourbonen ein mögliches Erröthen zu sparen! Auch wir sind der Meinung Ein Kaiserlicher Diplomat in schwedischer GefanZcnschaft. Tagebuch des Erich Lassota von Steblau, von or. Reinhold Schottin, .Seit die Germanen ein geschichtliches Leben haben, ist ihnen charakte¬ Grenzbotcn I. 1S69. 58
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120658"/> <p xml:id="ID_1378" prev="#ID_1377"> Bourbonen ein mögliches Erröthen zu sparen! Auch wir sind der Meinung<lb/> gewesen, daß gegen die Annahme, Oestreich habe ein so schmähliches unkluges<lb/> Verbrechen angestiftet, gewichtige Bedenken sprächen, ja auch, daß irgend mit<lb/> Mitwissen nicht für bewiesen angesehen werden könne. Herr M. hat uns<lb/> in dieser Meinung aber nicht bestärkt, sondern durch die Eigenthümlichkeiten<lb/> und die Hast seiner Deduction sogar gegen dieselbe mißtrauisch gemacht. Wenn<lb/> die Archive von Wien und Karlsruhe wirklich nicht mehr wissen, als er uns<lb/> gesagt hat, so erscheint am wahrscheinlichsten, daß das wiener Cabinet ein<lb/> von einem seiner höher gestellten Werkzeuge auf eigene Hand unternommenes<lb/> Verbrechen nachträglich vertuschen und dadurch die Möglichkeit eines Ver¬<lb/> dachts gegen die Emigranten offen lassen wollte. Nur unter dieser Voraus¬<lb/> setzung haben die Maßregeln dieser Regierung, mit deren Einzelheiten die<lb/> Mendelssohn'sche Schrift uns bekannt macht, überhaupt einen Sinn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein Kaiserlicher Diplomat in schwedischer GefanZcnschaft.</head><lb/> <p xml:id="ID_1379"> Tagebuch des Erich Lassota von Steblau, von or. Reinhold Schottin,<lb/> Halle, Barthel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380" next="#ID_1381"> .Seit die Germanen ein geschichtliches Leben haben, ist ihnen charakte¬<lb/> ristisch, daß sie mit Gehege. Rechtsbräuchen, Göttersegen und gemüthlicher<lb/> Poesie ihr Heimwesen und Heimathland fest gegen außen abschließen und<lb/> ihr ganzes Herz mit den localen Interessen erfüllen. Und wieder im Gegen¬<lb/> satz dazu, daß sie über ihre Gehege eifrig in die weite Ferne schauen, und<lb/> plötzlich einmal mit schnellem Einschluß alle Schranken zerbrechen, welche sie<lb/> in der Heimath festhalten, um unter fremden Völkern Abenteuer und neues<lb/> Glück, vielleicht eine neue Heimath zu gewinnen. Diese Neigung, sich mit<lb/> festen Heimathgrenzen zu umschließen und überall ein Heimwesen aufzuschlagen,<lb/> hat die Germanen zu dem großen Colonistenvolk der Erde gemacht, sie haben<lb/> auf den Trümmern des Römerreiches fast ganz Europa in Kampf und Ver¬<lb/> band mit der alten Landesbevölkerung colonisirt. sie haben auch da. wo sie<lb/> allmälig zu Romanen wurden, den kriegerischen Wandertrieb nicht verleugnet,<lb/> die Kreuzzüge, die Besetzung des Mittelmeers durch Genuesen und Venetianer,<lb/> endlich die Eroberungen der Conquistadoren in Amerika sind in Wahrheit<lb/> aus dem Mischehen von Germanenblut, das in Celten, Iberer. Römer ge-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbotcn I. 1S69. 58</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0469]
Bourbonen ein mögliches Erröthen zu sparen! Auch wir sind der Meinung
gewesen, daß gegen die Annahme, Oestreich habe ein so schmähliches unkluges
Verbrechen angestiftet, gewichtige Bedenken sprächen, ja auch, daß irgend mit
Mitwissen nicht für bewiesen angesehen werden könne. Herr M. hat uns
in dieser Meinung aber nicht bestärkt, sondern durch die Eigenthümlichkeiten
und die Hast seiner Deduction sogar gegen dieselbe mißtrauisch gemacht. Wenn
die Archive von Wien und Karlsruhe wirklich nicht mehr wissen, als er uns
gesagt hat, so erscheint am wahrscheinlichsten, daß das wiener Cabinet ein
von einem seiner höher gestellten Werkzeuge auf eigene Hand unternommenes
Verbrechen nachträglich vertuschen und dadurch die Möglichkeit eines Ver¬
dachts gegen die Emigranten offen lassen wollte. Nur unter dieser Voraus¬
setzung haben die Maßregeln dieser Regierung, mit deren Einzelheiten die
Mendelssohn'sche Schrift uns bekannt macht, überhaupt einen Sinn.
Ein Kaiserlicher Diplomat in schwedischer GefanZcnschaft.
Tagebuch des Erich Lassota von Steblau, von or. Reinhold Schottin,
Halle, Barthel.
.Seit die Germanen ein geschichtliches Leben haben, ist ihnen charakte¬
ristisch, daß sie mit Gehege. Rechtsbräuchen, Göttersegen und gemüthlicher
Poesie ihr Heimwesen und Heimathland fest gegen außen abschließen und
ihr ganzes Herz mit den localen Interessen erfüllen. Und wieder im Gegen¬
satz dazu, daß sie über ihre Gehege eifrig in die weite Ferne schauen, und
plötzlich einmal mit schnellem Einschluß alle Schranken zerbrechen, welche sie
in der Heimath festhalten, um unter fremden Völkern Abenteuer und neues
Glück, vielleicht eine neue Heimath zu gewinnen. Diese Neigung, sich mit
festen Heimathgrenzen zu umschließen und überall ein Heimwesen aufzuschlagen,
hat die Germanen zu dem großen Colonistenvolk der Erde gemacht, sie haben
auf den Trümmern des Römerreiches fast ganz Europa in Kampf und Ver¬
band mit der alten Landesbevölkerung colonisirt. sie haben auch da. wo sie
allmälig zu Romanen wurden, den kriegerischen Wandertrieb nicht verleugnet,
die Kreuzzüge, die Besetzung des Mittelmeers durch Genuesen und Venetianer,
endlich die Eroberungen der Conquistadoren in Amerika sind in Wahrheit
aus dem Mischehen von Germanenblut, das in Celten, Iberer. Römer ge-
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