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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Schluß gebracht, und ebenso wie die Werte an der Jahde, der Kieler Ein-
fahrt, von Stralsund, von Peenemünde, Swinemünde und Danzig vollständig
armirt und mit Besatzungen versehen werden, während weiter binnen an
den Eisenbahnen die Reservetruppen aufgestellt würden. Da der Feind mit
einer überlegenen Anzahl von Panzerschiffen, d. h. wenigstens einem Dutzend
Panzerfregatten auftreten würde, so wären die Holzschiffe unserer Kriegsflotte
am besten sämmtlich nach Kiel zu concentriren, wo sie am sichersten sind,
und eventuell in gesammter Macht einen möglichst starken Schlag führen
können -- nur die Kanonenboote wären theils in die Rügenschen Gewässer,
theils nach der Nordseeküste, ihrem eigentlichen Terrain, zu verlegen. Sie
zeigen ihre wahre Stärke erst, wenn der Feind aggressiv verfährt und in die
Küstengewässer kommt, nicht wenn er, wie 1864 die Dänen, auf hoher See
bleibt. Das Gleiche gilt von den Panzerfahrzeugen "Arminius" und "Prinz
Adalbert", die bei ihrem geringen Tiefgange in den flachen Gewässern viel
mehr nützen können, als vor Kiel. Der "König Wilhelm" wäre ebenfalls
nach Kiel zu legen, das ohne Zweifel von einem starken feindlichen Ge¬
schwader blokirt werden würde: denn gerade dieses Geschwader zu verjagen,
ist eine für das große Schiff passende Aufgabe, das in seinem achtzölliger
Panzer kein feindliches Geschütz zu fürchten hat, dem seine Schnelligkeit
stets erlaubt, die passende Distanz zu halten, und dem die einzige Gefahr
ein gleichzeitiges Anrennen mehrerer feindlicher Schiffe ist, wobei ihm der
Rückzug abgeschnitten werden kann. "Kronprinz" und "Friedrich Karl", die
nicht stärker sind als die französischen Schiffe, würden zweckmäßiger in der
Eid- und der Wesermündung wie schwimmende Batterien stationirt werden,
wo sie in Verbindung mit den Landbatterien viel leisten könnten, während
sie bei Kiel höchstens zwei Panzerfregatten des Feindes neutralisiren wür¬
den, ohne denselben irgend überlegen zu sein.

Trotz der wenig vorgeschrittenen Entwickelung unserer Marine wird ein
Seeangriff Deutschland nicht mehr wesentlich bedrohen können, während
früher im Fall einer feindlichen Diversion von Norden die Küste offen,
und hilflos preisgegeben war.




Die östreichischen FondsMer.

(Bgl. Ur. 8 u. 9 der Grenzboten.)

"Auch die Fondsgüter müssen säcularisirt werden", sagte mir vor Kur-
zem ein Mann "aus dem Reiche", im Laufe eines Gespräches über Oestreichs
finanzielle Verhältnisse. Der Mann hatte keine Vorstellung von dem Wesen


Schluß gebracht, und ebenso wie die Werte an der Jahde, der Kieler Ein-
fahrt, von Stralsund, von Peenemünde, Swinemünde und Danzig vollständig
armirt und mit Besatzungen versehen werden, während weiter binnen an
den Eisenbahnen die Reservetruppen aufgestellt würden. Da der Feind mit
einer überlegenen Anzahl von Panzerschiffen, d. h. wenigstens einem Dutzend
Panzerfregatten auftreten würde, so wären die Holzschiffe unserer Kriegsflotte
am besten sämmtlich nach Kiel zu concentriren, wo sie am sichersten sind,
und eventuell in gesammter Macht einen möglichst starken Schlag führen
können — nur die Kanonenboote wären theils in die Rügenschen Gewässer,
theils nach der Nordseeküste, ihrem eigentlichen Terrain, zu verlegen. Sie
zeigen ihre wahre Stärke erst, wenn der Feind aggressiv verfährt und in die
Küstengewässer kommt, nicht wenn er, wie 1864 die Dänen, auf hoher See
bleibt. Das Gleiche gilt von den Panzerfahrzeugen „Arminius" und „Prinz
Adalbert", die bei ihrem geringen Tiefgange in den flachen Gewässern viel
mehr nützen können, als vor Kiel. Der „König Wilhelm" wäre ebenfalls
nach Kiel zu legen, das ohne Zweifel von einem starken feindlichen Ge¬
schwader blokirt werden würde: denn gerade dieses Geschwader zu verjagen,
ist eine für das große Schiff passende Aufgabe, das in seinem achtzölliger
Panzer kein feindliches Geschütz zu fürchten hat, dem seine Schnelligkeit
stets erlaubt, die passende Distanz zu halten, und dem die einzige Gefahr
ein gleichzeitiges Anrennen mehrerer feindlicher Schiffe ist, wobei ihm der
Rückzug abgeschnitten werden kann. „Kronprinz" und „Friedrich Karl", die
nicht stärker sind als die französischen Schiffe, würden zweckmäßiger in der
Eid- und der Wesermündung wie schwimmende Batterien stationirt werden,
wo sie in Verbindung mit den Landbatterien viel leisten könnten, während
sie bei Kiel höchstens zwei Panzerfregatten des Feindes neutralisiren wür¬
den, ohne denselben irgend überlegen zu sein.

Trotz der wenig vorgeschrittenen Entwickelung unserer Marine wird ein
Seeangriff Deutschland nicht mehr wesentlich bedrohen können, während
früher im Fall einer feindlichen Diversion von Norden die Küste offen,
und hilflos preisgegeben war.




Die östreichischen FondsMer.

(Bgl. Ur. 8 u. 9 der Grenzboten.)

„Auch die Fondsgüter müssen säcularisirt werden", sagte mir vor Kur-
zem ein Mann „aus dem Reiche", im Laufe eines Gespräches über Oestreichs
finanzielle Verhältnisse. Der Mann hatte keine Vorstellung von dem Wesen


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[0388] Schluß gebracht, und ebenso wie die Werte an der Jahde, der Kieler Ein- fahrt, von Stralsund, von Peenemünde, Swinemünde und Danzig vollständig armirt und mit Besatzungen versehen werden, während weiter binnen an den Eisenbahnen die Reservetruppen aufgestellt würden. Da der Feind mit einer überlegenen Anzahl von Panzerschiffen, d. h. wenigstens einem Dutzend Panzerfregatten auftreten würde, so wären die Holzschiffe unserer Kriegsflotte am besten sämmtlich nach Kiel zu concentriren, wo sie am sichersten sind, und eventuell in gesammter Macht einen möglichst starken Schlag führen können — nur die Kanonenboote wären theils in die Rügenschen Gewässer, theils nach der Nordseeküste, ihrem eigentlichen Terrain, zu verlegen. Sie zeigen ihre wahre Stärke erst, wenn der Feind aggressiv verfährt und in die Küstengewässer kommt, nicht wenn er, wie 1864 die Dänen, auf hoher See bleibt. Das Gleiche gilt von den Panzerfahrzeugen „Arminius" und „Prinz Adalbert", die bei ihrem geringen Tiefgange in den flachen Gewässern viel mehr nützen können, als vor Kiel. Der „König Wilhelm" wäre ebenfalls nach Kiel zu legen, das ohne Zweifel von einem starken feindlichen Ge¬ schwader blokirt werden würde: denn gerade dieses Geschwader zu verjagen, ist eine für das große Schiff passende Aufgabe, das in seinem achtzölliger Panzer kein feindliches Geschütz zu fürchten hat, dem seine Schnelligkeit stets erlaubt, die passende Distanz zu halten, und dem die einzige Gefahr ein gleichzeitiges Anrennen mehrerer feindlicher Schiffe ist, wobei ihm der Rückzug abgeschnitten werden kann. „Kronprinz" und „Friedrich Karl", die nicht stärker sind als die französischen Schiffe, würden zweckmäßiger in der Eid- und der Wesermündung wie schwimmende Batterien stationirt werden, wo sie in Verbindung mit den Landbatterien viel leisten könnten, während sie bei Kiel höchstens zwei Panzerfregatten des Feindes neutralisiren wür¬ den, ohne denselben irgend überlegen zu sein. Trotz der wenig vorgeschrittenen Entwickelung unserer Marine wird ein Seeangriff Deutschland nicht mehr wesentlich bedrohen können, während früher im Fall einer feindlichen Diversion von Norden die Küste offen, und hilflos preisgegeben war. Die östreichischen FondsMer. (Bgl. Ur. 8 u. 9 der Grenzboten.) „Auch die Fondsgüter müssen säcularisirt werden", sagte mir vor Kur- zem ein Mann „aus dem Reiche", im Laufe eines Gespräches über Oestreichs finanzielle Verhältnisse. Der Mann hatte keine Vorstellung von dem Wesen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/388>, abgerufen am 28.09.2024.