Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.recht gegeben. Der zwanzigste Jahrestag der Eröffnung des ersten nationalen Literatur. Geschichte der politischen Gegenwart, von Wilhelm Müller. I. Das Jahr 1867. Der Verfasser, ein schwäbischer Schulmann, hat im vorigen Jahr eine "Geschichte Die entschieden nationale Gesinnung ist doppelt erfreulich bei ein'em Buch, das Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius EckarVt. Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthel Segler in Leipzig. recht gegeben. Der zwanzigste Jahrestag der Eröffnung des ersten nationalen Literatur. Geschichte der politischen Gegenwart, von Wilhelm Müller. I. Das Jahr 1867. Der Verfasser, ein schwäbischer Schulmann, hat im vorigen Jahr eine „Geschichte Die entschieden nationale Gesinnung ist doppelt erfreulich bei ein'em Buch, das Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius EckarVt. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel Segler in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117856"/> <p xml:id="ID_1047" prev="#ID_1046"> recht gegeben. Der zwanzigste Jahrestag der Eröffnung des ersten nationalen<lb/> Parlaments konnte nicht denkwürdiger begangen werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_1048"> Geschichte der politischen Gegenwart, von Wilhelm Müller. I. Das Jahr 1867.<lb/> Berlin, Springer 1868.</p><lb/> <p xml:id="ID_1049"> Der Verfasser, ein schwäbischer Schulmann, hat im vorigen Jahr eine „Geschichte<lb/> der neuesten Zeit 1816—1868" erscheinen lassen, durch welche er die Befähigung<lb/> zeigte, einen geschichtlichen Stoff übersichtlich zusammenzufassen und damit, trotz der<lb/> Beschränkung auf das Wesentliche, eine lebendige Darstellung zu verbinden. Dabei<lb/> waren mit besonderer Sorgfalt die deutschen Angelegenheiten behandelt, und die<lb/> Entwickelung des preußischen Staats, die deutschen Einheitsversuche, endlich die Krisis<lb/> seit 1864 in durchaus nationalem Sinn besprochen; denn auch für eine verständig<lb/> begleitende Reflexion wußte der Verfasser bei aller Kürze noch Raum zu schaffen.<lb/> Diese Vorzüge sind nun auch der neuen Schrift W Müllers eigen, welche im Anschluß<lb/> an jene Darstellung das Jahr 1867 behandelt und die, wie es scheint, künftig jedes<lb/> Jahr fortgesetzt werden soll. Bei der raschen Folge der Ereignisse der Gegenwart<lb/> sind solche Uebersichten für das ebenso rasch vergessende größere Publicum besonders<lb/> dankenswert!), und gleich das Jahr 1867 verdient, mit der Gründung des nord¬<lb/> deutschen Bundes, dem luxemburger Handel und den Verträgen zwischen Nord- und<lb/> Süddeutschland wohl im Gedächtniß behalten zu werden, abgesehen davon, daß es<lb/> sonst noch Ereignisse, wie die Katastrophen zu Queretaro und zu Mendana und die<lb/> östreichischen Verfassungs- und Concordatsverhandlungen auf seinen Seiten zählt.<lb/> Der Verfasser wollte nicht eine bloße Chronik geben, sondern wählte die Form<lb/> einer politischen Revue, welche ihm erlaubte, „das Unwesentliche gar nicht oder nur<lb/> flüchtig zu berühren, das Wesentliche durch Darlegung seines historischen Ursprungs<lb/> und seiner Verwandtschaft mit größeren Thatsachen in das rechte Licht zu setzen<lb/> und den deutschnationalen Geist, von welchem das Ganze getragen sein soll, durch¬<lb/> leuchten zu lassen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1050"> Die entschieden nationale Gesinnung ist doppelt erfreulich bei ein'em Buch, das<lb/> aus Süddeutschland kommt. Dasselbe schließt charakteristisch mit der Rede Bismarcks<lb/> im preußischen Abgeordnetenhause am 11. December: „Ich bin ein Deutscher", die durch<lb/> ein Spiel des Zufalls an demselben Tag ein so merkwürdiges Gegenstück an der<lb/> Rede des würtembergischen Premiers erhalten sollte. Ein sehr ausführliches In-<lb/> haltsverzeichniß und eine kalenderförmige Chronik der Ereignisse machen das Buch<lb/> auch zum Nachschlagen bequem.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius EckarVt.<lb/> Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel Segler in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
recht gegeben. Der zwanzigste Jahrestag der Eröffnung des ersten nationalen
Parlaments konnte nicht denkwürdiger begangen werden.
Literatur.
Geschichte der politischen Gegenwart, von Wilhelm Müller. I. Das Jahr 1867.
Berlin, Springer 1868.
Der Verfasser, ein schwäbischer Schulmann, hat im vorigen Jahr eine „Geschichte
der neuesten Zeit 1816—1868" erscheinen lassen, durch welche er die Befähigung
zeigte, einen geschichtlichen Stoff übersichtlich zusammenzufassen und damit, trotz der
Beschränkung auf das Wesentliche, eine lebendige Darstellung zu verbinden. Dabei
waren mit besonderer Sorgfalt die deutschen Angelegenheiten behandelt, und die
Entwickelung des preußischen Staats, die deutschen Einheitsversuche, endlich die Krisis
seit 1864 in durchaus nationalem Sinn besprochen; denn auch für eine verständig
begleitende Reflexion wußte der Verfasser bei aller Kürze noch Raum zu schaffen.
Diese Vorzüge sind nun auch der neuen Schrift W Müllers eigen, welche im Anschluß
an jene Darstellung das Jahr 1867 behandelt und die, wie es scheint, künftig jedes
Jahr fortgesetzt werden soll. Bei der raschen Folge der Ereignisse der Gegenwart
sind solche Uebersichten für das ebenso rasch vergessende größere Publicum besonders
dankenswert!), und gleich das Jahr 1867 verdient, mit der Gründung des nord¬
deutschen Bundes, dem luxemburger Handel und den Verträgen zwischen Nord- und
Süddeutschland wohl im Gedächtniß behalten zu werden, abgesehen davon, daß es
sonst noch Ereignisse, wie die Katastrophen zu Queretaro und zu Mendana und die
östreichischen Verfassungs- und Concordatsverhandlungen auf seinen Seiten zählt.
Der Verfasser wollte nicht eine bloße Chronik geben, sondern wählte die Form
einer politischen Revue, welche ihm erlaubte, „das Unwesentliche gar nicht oder nur
flüchtig zu berühren, das Wesentliche durch Darlegung seines historischen Ursprungs
und seiner Verwandtschaft mit größeren Thatsachen in das rechte Licht zu setzen
und den deutschnationalen Geist, von welchem das Ganze getragen sein soll, durch¬
leuchten zu lassen."
Die entschieden nationale Gesinnung ist doppelt erfreulich bei ein'em Buch, das
aus Süddeutschland kommt. Dasselbe schließt charakteristisch mit der Rede Bismarcks
im preußischen Abgeordnetenhause am 11. December: „Ich bin ein Deutscher", die durch
ein Spiel des Zufalls an demselben Tag ein so merkwürdiges Gegenstück an der
Rede des würtembergischen Premiers erhalten sollte. Ein sehr ausführliches In-
haltsverzeichniß und eine kalenderförmige Chronik der Ereignisse machen das Buch
auch zum Nachschlagen bequem.
Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius EckarVt.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel Segler in Leipzig.
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