Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.Die Verlegung der Kieler Mioersität nach Hamburg. M ^. ehrfach schon ist in der norddeutschen Presse der Plan, die kieler Bevor im Jahre 1665 die Universität in Kiel von dem gottorpischen Aber diese hervorragende politische Bedeutung unserer Universität ist ge¬ Die Verlegung der Kieler Mioersität nach Hamburg. M ^. ehrfach schon ist in der norddeutschen Presse der Plan, die kieler Bevor im Jahre 1665 die Universität in Kiel von dem gottorpischen Aber diese hervorragende politische Bedeutung unserer Universität ist ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0074" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287346"/> </div> <div n="1"> <head> Die Verlegung der Kieler Mioersität nach Hamburg.</head><lb/> <p xml:id="ID_162"> M<note type="byline"> ^. </note> ehrfach schon ist in der norddeutschen Presse der Plan, die kieler<lb/> Hochschule nach Hamburg-Altona zu verlegen, besprochen und von den Be¬<lb/> theiligten theils mit Widerspruch, theils aber auch mit lebhafter Billigung<lb/> begrüßt worden. Es sei vergönnt, an dieser Stelle die entscheidenden Gründe<lb/> für diese Maßnahme wie sie aus Betrachtung an Ort und Stelle gesammelt<lb/> sind, vorzutragen. Eben der gegenwärtige Augenblick, wo eine Reihe wich¬<lb/> tiger akademischer Institute mit neuen zeitgemäßeren Baulichkeiten versehen<lb/> werden soll, entscheidet auch in jener vornehmsten unserer Universitäts¬<lb/> fragen. Denn wenn erst das neue Auditoriengebäude, eine neue Anatomie,<lb/> ein zoologisches Museum, ein neues chemisches Laboratorium, ein physiologi¬<lb/> sches Institut, eine Sternwarte, ein neues Bibliotheksgebäude fertig stehen,<lb/> würde die Cardinalfrage, ob das Verbleiben der Akademie in Kiel für diese<lb/> selbst auch wünschenswert!) wäre, kaum noch ein theoretisches Interesse ge¬<lb/> währen.</p><lb/> <p xml:id="ID_163"> Bevor im Jahre 1665 die Universität in Kiel von dem gottorpischen<lb/> Herzoge Christian Albrecht gestiftet ward, ist großer Zweifel gewesen, ob<lb/> dieselbe besser in der Stadt Schleswig, der fürstlichen Residenz, oder aber<lb/> in Kiel zu gründen sei. Es mag heute dahingestellt bleiben, welchen Ein¬<lb/> fluß eine Universität in der Stadt Schleswig auf die Mischung der Nationali¬<lb/> täten im Herzogthum hätte gewinnen können, und ob wir Epigonen dann<lb/> noch eine nordschleswigsche Frage zu studiren brauchten. Jedenfalls ist die<lb/> Errichtung einer Hochschule in dem gottorpischen Theile Schleswig-Holsteins<lb/> ein Act von wesentlicher politischer Tragweite geworden: die Geschichte der<lb/> Christiana-Albertina während der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ist dafür<lb/> ein ebenso glänzender wie ehrenvoller Beweis. All das schwere Leid, welches<lb/> die Dänenkönige auf das blutsverwandte gottorpische Fürstenhaus gehäuft,<lb/> ist ihnen von der Universität Kiel, dem Lieblingskinde dieses erlauchten<lb/> Hauses, ehrlich heimgezahlt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_164" next="#ID_165"> Aber diese hervorragende politische Bedeutung unserer Universität ist ge¬<lb/> schwunden, ihre politische Rolle ward im Grunde schon mit der Nieder¬<lb/> werfung der Herzogthümer im Jahre 1831 beschlossen. Der schwere ver¬<lb/> nichtende Schlag, welchen die dänische Regierung mit der Absetzung der<lb/> neun Professoren gegen die Universität führte, der unersetzliche Verlust, den<lb/> sie durch den Tod Fakel's und Joh. Christiansen's bald nacheinander<lb/> erlitt, der stete lastende Druck, die geflissentliche Vernachlässigung aller wissen-<lb/> schaftlichen Interessen, dazu die Auswahl neu zu berufender Kräfte seitens<lb/> der Regierung mit besonderer Rücksicht auf Nichtbefähigung zu politischer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0074]
Die Verlegung der Kieler Mioersität nach Hamburg.
M ^. ehrfach schon ist in der norddeutschen Presse der Plan, die kieler
Hochschule nach Hamburg-Altona zu verlegen, besprochen und von den Be¬
theiligten theils mit Widerspruch, theils aber auch mit lebhafter Billigung
begrüßt worden. Es sei vergönnt, an dieser Stelle die entscheidenden Gründe
für diese Maßnahme wie sie aus Betrachtung an Ort und Stelle gesammelt
sind, vorzutragen. Eben der gegenwärtige Augenblick, wo eine Reihe wich¬
tiger akademischer Institute mit neuen zeitgemäßeren Baulichkeiten versehen
werden soll, entscheidet auch in jener vornehmsten unserer Universitäts¬
fragen. Denn wenn erst das neue Auditoriengebäude, eine neue Anatomie,
ein zoologisches Museum, ein neues chemisches Laboratorium, ein physiologi¬
sches Institut, eine Sternwarte, ein neues Bibliotheksgebäude fertig stehen,
würde die Cardinalfrage, ob das Verbleiben der Akademie in Kiel für diese
selbst auch wünschenswert!) wäre, kaum noch ein theoretisches Interesse ge¬
währen.
Bevor im Jahre 1665 die Universität in Kiel von dem gottorpischen
Herzoge Christian Albrecht gestiftet ward, ist großer Zweifel gewesen, ob
dieselbe besser in der Stadt Schleswig, der fürstlichen Residenz, oder aber
in Kiel zu gründen sei. Es mag heute dahingestellt bleiben, welchen Ein¬
fluß eine Universität in der Stadt Schleswig auf die Mischung der Nationali¬
täten im Herzogthum hätte gewinnen können, und ob wir Epigonen dann
noch eine nordschleswigsche Frage zu studiren brauchten. Jedenfalls ist die
Errichtung einer Hochschule in dem gottorpischen Theile Schleswig-Holsteins
ein Act von wesentlicher politischer Tragweite geworden: die Geschichte der
Christiana-Albertina während der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ist dafür
ein ebenso glänzender wie ehrenvoller Beweis. All das schwere Leid, welches
die Dänenkönige auf das blutsverwandte gottorpische Fürstenhaus gehäuft,
ist ihnen von der Universität Kiel, dem Lieblingskinde dieses erlauchten
Hauses, ehrlich heimgezahlt worden.
Aber diese hervorragende politische Bedeutung unserer Universität ist ge¬
schwunden, ihre politische Rolle ward im Grunde schon mit der Nieder¬
werfung der Herzogthümer im Jahre 1831 beschlossen. Der schwere ver¬
nichtende Schlag, welchen die dänische Regierung mit der Absetzung der
neun Professoren gegen die Universität führte, der unersetzliche Verlust, den
sie durch den Tod Fakel's und Joh. Christiansen's bald nacheinander
erlitt, der stete lastende Druck, die geflissentliche Vernachlässigung aller wissen-
schaftlichen Interessen, dazu die Auswahl neu zu berufender Kräfte seitens
der Regierung mit besonderer Rücksicht auf Nichtbefähigung zu politischer
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