Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

haben kann; sie haben in den Kämpfen, welche England 1847--1849 mit
den Kaffern hatte, sich neutral verhalten, trotz der mehrfachen Unbill, welche
England ihnen zugefügt hatte. Später hat England seine Orange River
Sovereignth im Jahr 1834 wieder aufgegeben und so ist eine zweite Repu¬
blik der Boers, die sogenannte Oranje Republik, wieder anerkannt. Zusammen
umfassen dieselbe etwa 6000 Quadratmeilen mit 80,000 europäischen Bewohnern.

Ein Blick auf die Karte genügt, um uns zu zeigen, daß diese Repu¬
bliken Jagd und Viehzucht als eigentlichen Erwerb treiben; sie böten mithin
völlig abgeschlossen vom Meere, wie sie sind, ein Feld merkantiler Thätigkeit
dar, wie man es gar nicht besser wünschen könnte; wenn wir uns in einen
Zeitpunkt versetzen, in welchem die Communication hergestellt wäre, so er¬
scheint der Delagoahafen als der einzige Platz für Kauf und Verkauf Seitens
der transvaalschen Republik. Für die Oranje-Republik liegen die englischen
Colonien günstiger.

Deutschland ist bei der Vertheilung der Welt zu kurz gekommen, wir
wissen ja Alle, woran die Schuld liegt. Wir haben nicht wie Andere
einen großen auf fremde Continente hinüberreichenden Interessenkreis,
wir kennen bislang kaum den Schutz unserer Landsleute und ihres
Eigenthums jenseits unserer Staatsgrenzen, und unsere Strafgesetzbücher weisen
nichts auf, was sich an Segen der Deportation an die Seite stellen könnte.
Es wäre eine glänzende Fügung, wenn es demselben Manne, der Deutsch,
lands Namen und Ehre im europäischen Auslande wieder zu Glanz erhoben
hat, wenn es ihm gelänge, seinem Kranze den Lorbeer einer blühenden Co-
lonie hinzuzufügen.




Literatur.
Ausgewählte Correspondenz Napoleons I. Mit Ermächtigung der zur
Veröffentlichung derselben bestellten Staatscommission aus dem Französischen über¬
setzt von Heinrich Kurz. Bd. I, (1795--1798). Hildburghausen, Literarisches
Institut.

Das psychologische Interesse, welches die in dem vorliegenden ersten Bande
der napoleonischen Correspondenz enthaltenen Briefe gewähren, ist so bedeutend,
daß es an und für sich hinreichen würde, die Theilnahme auch der weiteren Leserkreise
in Anspruch zu nehmen. Haüssers Ausspruch, daß wenige Menschen mit dem un-


haben kann; sie haben in den Kämpfen, welche England 1847—1849 mit
den Kaffern hatte, sich neutral verhalten, trotz der mehrfachen Unbill, welche
England ihnen zugefügt hatte. Später hat England seine Orange River
Sovereignth im Jahr 1834 wieder aufgegeben und so ist eine zweite Repu¬
blik der Boers, die sogenannte Oranje Republik, wieder anerkannt. Zusammen
umfassen dieselbe etwa 6000 Quadratmeilen mit 80,000 europäischen Bewohnern.

Ein Blick auf die Karte genügt, um uns zu zeigen, daß diese Repu¬
bliken Jagd und Viehzucht als eigentlichen Erwerb treiben; sie böten mithin
völlig abgeschlossen vom Meere, wie sie sind, ein Feld merkantiler Thätigkeit
dar, wie man es gar nicht besser wünschen könnte; wenn wir uns in einen
Zeitpunkt versetzen, in welchem die Communication hergestellt wäre, so er¬
scheint der Delagoahafen als der einzige Platz für Kauf und Verkauf Seitens
der transvaalschen Republik. Für die Oranje-Republik liegen die englischen
Colonien günstiger.

Deutschland ist bei der Vertheilung der Welt zu kurz gekommen, wir
wissen ja Alle, woran die Schuld liegt. Wir haben nicht wie Andere
einen großen auf fremde Continente hinüberreichenden Interessenkreis,
wir kennen bislang kaum den Schutz unserer Landsleute und ihres
Eigenthums jenseits unserer Staatsgrenzen, und unsere Strafgesetzbücher weisen
nichts auf, was sich an Segen der Deportation an die Seite stellen könnte.
Es wäre eine glänzende Fügung, wenn es demselben Manne, der Deutsch,
lands Namen und Ehre im europäischen Auslande wieder zu Glanz erhoben
hat, wenn es ihm gelänge, seinem Kranze den Lorbeer einer blühenden Co-
lonie hinzuzufügen.




Literatur.
Ausgewählte Correspondenz Napoleons I. Mit Ermächtigung der zur
Veröffentlichung derselben bestellten Staatscommission aus dem Französischen über¬
setzt von Heinrich Kurz. Bd. I, (1795—1798). Hildburghausen, Literarisches
Institut.

Das psychologische Interesse, welches die in dem vorliegenden ersten Bande
der napoleonischen Correspondenz enthaltenen Briefe gewähren, ist so bedeutend,
daß es an und für sich hinreichen würde, die Theilnahme auch der weiteren Leserkreise
in Anspruch zu nehmen. Haüssers Ausspruch, daß wenige Menschen mit dem un-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286966"/>
          <p xml:id="ID_666" prev="#ID_665"> haben kann; sie haben in den Kämpfen, welche England 1847&#x2014;1849 mit<lb/>
den Kaffern hatte, sich neutral verhalten, trotz der mehrfachen Unbill, welche<lb/>
England ihnen zugefügt hatte. Später hat England seine Orange River<lb/>
Sovereignth im Jahr 1834 wieder aufgegeben und so ist eine zweite Repu¬<lb/>
blik der Boers, die sogenannte Oranje Republik, wieder anerkannt. Zusammen<lb/>
umfassen dieselbe etwa 6000 Quadratmeilen mit 80,000 europäischen Bewohnern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_667"> Ein Blick auf die Karte genügt, um uns zu zeigen, daß diese Repu¬<lb/>
bliken Jagd und Viehzucht als eigentlichen Erwerb treiben; sie böten mithin<lb/>
völlig abgeschlossen vom Meere, wie sie sind, ein Feld merkantiler Thätigkeit<lb/>
dar, wie man es gar nicht besser wünschen könnte; wenn wir uns in einen<lb/>
Zeitpunkt versetzen, in welchem die Communication hergestellt wäre, so er¬<lb/>
scheint der Delagoahafen als der einzige Platz für Kauf und Verkauf Seitens<lb/>
der transvaalschen Republik. Für die Oranje-Republik liegen die englischen<lb/>
Colonien günstiger.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_668"> Deutschland ist bei der Vertheilung der Welt zu kurz gekommen, wir<lb/>
wissen ja Alle, woran die Schuld liegt. Wir haben nicht wie Andere<lb/>
einen großen auf fremde Continente hinüberreichenden Interessenkreis,<lb/>
wir kennen bislang kaum den Schutz unserer Landsleute und ihres<lb/>
Eigenthums jenseits unserer Staatsgrenzen, und unsere Strafgesetzbücher weisen<lb/>
nichts auf, was sich an Segen der Deportation an die Seite stellen könnte.<lb/>
Es wäre eine glänzende Fügung, wenn es demselben Manne, der Deutsch,<lb/>
lands Namen und Ehre im europäischen Auslande wieder zu Glanz erhoben<lb/>
hat, wenn es ihm gelänge, seinem Kranze den Lorbeer einer blühenden Co-<lb/>
lonie hinzuzufügen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Ausgewählte Correspondenz Napoleons I. Mit Ermächtigung der zur<lb/>
Veröffentlichung derselben bestellten Staatscommission aus dem Französischen über¬<lb/>
setzt von Heinrich Kurz. Bd. I, (1795&#x2014;1798). Hildburghausen, Literarisches<lb/>
Institut.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_669" next="#ID_670"> Das psychologische Interesse, welches die in dem vorliegenden ersten Bande<lb/>
der napoleonischen Correspondenz enthaltenen Briefe gewähren, ist so bedeutend,<lb/>
daß es an und für sich hinreichen würde, die Theilnahme auch der weiteren Leserkreise<lb/>
in Anspruch zu nehmen.  Haüssers Ausspruch, daß wenige Menschen mit dem un-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0254] haben kann; sie haben in den Kämpfen, welche England 1847—1849 mit den Kaffern hatte, sich neutral verhalten, trotz der mehrfachen Unbill, welche England ihnen zugefügt hatte. Später hat England seine Orange River Sovereignth im Jahr 1834 wieder aufgegeben und so ist eine zweite Repu¬ blik der Boers, die sogenannte Oranje Republik, wieder anerkannt. Zusammen umfassen dieselbe etwa 6000 Quadratmeilen mit 80,000 europäischen Bewohnern. Ein Blick auf die Karte genügt, um uns zu zeigen, daß diese Repu¬ bliken Jagd und Viehzucht als eigentlichen Erwerb treiben; sie böten mithin völlig abgeschlossen vom Meere, wie sie sind, ein Feld merkantiler Thätigkeit dar, wie man es gar nicht besser wünschen könnte; wenn wir uns in einen Zeitpunkt versetzen, in welchem die Communication hergestellt wäre, so er¬ scheint der Delagoahafen als der einzige Platz für Kauf und Verkauf Seitens der transvaalschen Republik. Für die Oranje-Republik liegen die englischen Colonien günstiger. Deutschland ist bei der Vertheilung der Welt zu kurz gekommen, wir wissen ja Alle, woran die Schuld liegt. Wir haben nicht wie Andere einen großen auf fremde Continente hinüberreichenden Interessenkreis, wir kennen bislang kaum den Schutz unserer Landsleute und ihres Eigenthums jenseits unserer Staatsgrenzen, und unsere Strafgesetzbücher weisen nichts auf, was sich an Segen der Deportation an die Seite stellen könnte. Es wäre eine glänzende Fügung, wenn es demselben Manne, der Deutsch, lands Namen und Ehre im europäischen Auslande wieder zu Glanz erhoben hat, wenn es ihm gelänge, seinem Kranze den Lorbeer einer blühenden Co- lonie hinzuzufügen. Literatur. Ausgewählte Correspondenz Napoleons I. Mit Ermächtigung der zur Veröffentlichung derselben bestellten Staatscommission aus dem Französischen über¬ setzt von Heinrich Kurz. Bd. I, (1795—1798). Hildburghausen, Literarisches Institut. Das psychologische Interesse, welches die in dem vorliegenden ersten Bande der napoleonischen Correspondenz enthaltenen Briefe gewähren, ist so bedeutend, daß es an und für sich hinreichen würde, die Theilnahme auch der weiteren Leserkreise in Anspruch zu nehmen. Haüssers Ausspruch, daß wenige Menschen mit dem un-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/254
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/254>, abgerufen am 28.06.2024.