Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.längst verlassen hatte. Zieht man ihm die Maske ab, so enthüllt sich seine So elend war eine so reiche Natur durch den constanten Mißbrauch ihrer Theodor Toeche. Das deutsche Seeleuchtwesen. Ein Leuchtthurm ist auch im Binnenlande jedermann von Jugend her Mit dem Feuerschiff in der Eidermündung ist übrigens das deutsche längst verlassen hatte. Zieht man ihm die Maske ab, so enthüllt sich seine So elend war eine so reiche Natur durch den constanten Mißbrauch ihrer Theodor Toeche. Das deutsche Seeleuchtwesen. Ein Leuchtthurm ist auch im Binnenlande jedermann von Jugend her Mit dem Feuerschiff in der Eidermündung ist übrigens das deutsche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117471"/> <p xml:id="ID_1534" prev="#ID_1533"> längst verlassen hatte. Zieht man ihm die Maske ab, so enthüllt sich seine<lb/> frivole Natur in den Worten: „In Zeiten wie die unsrigen kenne ich nur zwei<lb/> Mittel, dem Geiste Heiterkeit und dem Herzen die gehörige Spannkraft zu<lb/> bewahren: eine lebendige und tiefe Religiosität — oder eine passionirte Liebe<lb/> zu einem irdischen Gegenstande. Da ich nicht unter die Ausgewählten ge¬<lb/> höre, denen jene verliehen ist, so muß ich mich an diese halten, und ich kann<lb/> mit Wahrheit sagen, daß sie mir bisher unvergleichlich gedient hat."</p><lb/> <p xml:id="ID_1535"> So elend war eine so reiche Natur durch den constanten Mißbrauch ihrer<lb/> Talente geworden! Mag auch die Fäulniß der politischen Welt, in welcher<lb/> er lebte und wirkte, ihn um so schneller verdorben haben. Er hatte doch zu<lb/> Anfang seiner Laufbahn gezeigt, wie hoch er seine Zeit überschauen, wie<lb/> treffend er ihre Krankheit und die Mittel zur Heilung nennen konnte. Aber<lb/> er selbst war in dies Getriebe versunken und hatte mit all seinen bewunderns-<lb/> werthen Geisteskräften die Verfechtung einer furchtsamen und gehaltloser<lb/> Politik übernommen. Es ist ein verlorenes Dasein gewesen. Und dahin hat<lb/> ihn der Mangel an sittlichem Willen gebracht.</p><lb/> <note type="byline"> Theodor Toeche.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das deutsche Seeleuchtwesen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1536"> Ein Leuchtthurm ist auch im Binnenlande jedermann von Jugend her<lb/> ein bekanntes Ding und ein Gegenstand, welchem sich die Phantasie mit<lb/> Vorliebe zuwendet, besonders in stürmisch kalten Winternächten, wenn die<lb/> brandenden Wogen ihren Gischt bis zu den Fenstern der Wärterwohnung<lb/> hinaufspritzen. Dagegen werden manche deutsche Zeitungsleser A>ohl zum<lb/> erstenmal von einem Leuchtschiffe gehört haben, als neulich von Berlin her<lb/> gemeldet wurde, daß ein solches, unheimlich schwarz angestrichen, in der Mün¬<lb/> dung der Eider ausgelegt sei. Was der Thurm vor dem Schiffe an herge¬<lb/> brachter Poesie und Romantik voraus haben mag, das gleicht sich aus durch<lb/> die noch größere Unbehaglichkeit der Existenz auf einem Fahrzeuge, das mitten<lb/> in einer mächtigen Strömung festgeankert liegt und seine Position zu be¬<lb/> haupten nie stärker verpflichtet ist, als gerade wenn Sturm und Wogendrang<lb/> es bedrängen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1537" next="#ID_1538"> Mit dem Feuerschiff in der Eidermündung ist übrigens das deutsche<lb/> Veleuchtungswesen keineswegs abgeschlossen. Es gjbt noch zahlreiche und<lb/> sehr empfindliche Lücken in der Beleuchtung unseres Nord- und Ostseestrandes,<lb/> auch wenn man nicht den Maßstab des französischen Grundsatzes anlegen<lb/> will: jeden Fleck der Küstengewässer unter Licht zu bringen. — sondern nach</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0469]
längst verlassen hatte. Zieht man ihm die Maske ab, so enthüllt sich seine
frivole Natur in den Worten: „In Zeiten wie die unsrigen kenne ich nur zwei
Mittel, dem Geiste Heiterkeit und dem Herzen die gehörige Spannkraft zu
bewahren: eine lebendige und tiefe Religiosität — oder eine passionirte Liebe
zu einem irdischen Gegenstande. Da ich nicht unter die Ausgewählten ge¬
höre, denen jene verliehen ist, so muß ich mich an diese halten, und ich kann
mit Wahrheit sagen, daß sie mir bisher unvergleichlich gedient hat."
So elend war eine so reiche Natur durch den constanten Mißbrauch ihrer
Talente geworden! Mag auch die Fäulniß der politischen Welt, in welcher
er lebte und wirkte, ihn um so schneller verdorben haben. Er hatte doch zu
Anfang seiner Laufbahn gezeigt, wie hoch er seine Zeit überschauen, wie
treffend er ihre Krankheit und die Mittel zur Heilung nennen konnte. Aber
er selbst war in dies Getriebe versunken und hatte mit all seinen bewunderns-
werthen Geisteskräften die Verfechtung einer furchtsamen und gehaltloser
Politik übernommen. Es ist ein verlorenes Dasein gewesen. Und dahin hat
ihn der Mangel an sittlichem Willen gebracht.
Theodor Toeche.
Das deutsche Seeleuchtwesen.
Ein Leuchtthurm ist auch im Binnenlande jedermann von Jugend her
ein bekanntes Ding und ein Gegenstand, welchem sich die Phantasie mit
Vorliebe zuwendet, besonders in stürmisch kalten Winternächten, wenn die
brandenden Wogen ihren Gischt bis zu den Fenstern der Wärterwohnung
hinaufspritzen. Dagegen werden manche deutsche Zeitungsleser A>ohl zum
erstenmal von einem Leuchtschiffe gehört haben, als neulich von Berlin her
gemeldet wurde, daß ein solches, unheimlich schwarz angestrichen, in der Mün¬
dung der Eider ausgelegt sei. Was der Thurm vor dem Schiffe an herge¬
brachter Poesie und Romantik voraus haben mag, das gleicht sich aus durch
die noch größere Unbehaglichkeit der Existenz auf einem Fahrzeuge, das mitten
in einer mächtigen Strömung festgeankert liegt und seine Position zu be¬
haupten nie stärker verpflichtet ist, als gerade wenn Sturm und Wogendrang
es bedrängen.
Mit dem Feuerschiff in der Eidermündung ist übrigens das deutsche
Veleuchtungswesen keineswegs abgeschlossen. Es gjbt noch zahlreiche und
sehr empfindliche Lücken in der Beleuchtung unseres Nord- und Ostseestrandes,
auch wenn man nicht den Maßstab des französischen Grundsatzes anlegen
will: jeden Fleck der Küstengewässer unter Licht zu bringen. — sondern nach
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