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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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norddeutsche Kriegsmarine.
Das Panzerschiff "König Wilhelm".")

Während die Panzerfregatten "Kronprinz" und "Friedrich Karl" auf
Bestellung der preußischen Regierung in Angriff genommen wurden, ist das
stärkste preußische Panzerschiff, nächst dem englischen auch noch im Bau be¬
griffenen "Herkules" geradezu das stärkste der ganzen Welt, durch einen glück¬
lichen Zufall uns in die Hände gekommen -- das Panzerschiff "König
Wilhelm", 23 Kanonen, 11S0 Pferdekraft, 6938 Tons englisch.

Der Sultan ist ein eifriger Freund der Marine; er hegt den Wunsch,
seine Panzerflotte auf einen achtunggebietenden Stand zu bringen, wie er
denn auch fünf schöne Panzerfregatten auf englischen Werften hat bauen
lassen: "Abdul Aziz", "Orkhan", "Osman Ghazy", "Fatikh", "Sultan
Mahmud" -- nicht aber "Mahmudieh", denn das ist der Name eines
türkischen Holzlinienschiffs. Es war deshalb, beiläufig bemerkt, kein Zufall,
daß im Juli 1867 hie Engländer, als sie den Sultan empfingen, die Flotten¬
revue auf der Rhede von Portsmouth (Spithead) zu einem glänzenden Schau¬
spiel zu gestalten suchten und dazu sämmtliche ausgerüstete Kriegsschiffe aus
allen Häfen des vereinigten Königreichs zusammenriefen, ja selbst die Schiffe
auswärtiger Stationen, die gerade zur Heimkehr bestimmt waren, zu schleu¬
niger Rückkehr und Theilnahme an der Revue beorderten. -- Das Linien¬
schiff "Princeß Royal" hatte auf der Rückkehr von China aus ums Cav
Ordre erhalten, und die Fregatte "Sutlej" kam aus China zu dieser Revue
heimgesegelt. So war denn auch ein Geschwader zusammen, wie es die
Welt noch nicht gesehen, die Hälfte der englischen Panzerflotte mit den Re¬
präsentanten fast aller Constructionssysteme, sodann nicht weniger als 11
Linienschiffe (3 im Hafen von Portsmouth) und eine große Anzahl der schön¬
sten Fregatten, Corvetten und kleineren Schiffe! Mag nun aber auch durch
dieses Schauspiel die Lust - des Sultans zur Erwerbung neuer Panzerschiffe
mächtig angeregt worden sein, vorläufig reichten seine disponiblen Gelder
nicht einmal aus, ein bereits bestelltes Panzerschiff, allerdings ein Schiff vor¬
züglichster Qualität und demgemäß von sehr hohem Preise, vollständig zu
bezahlen. Es war der "Fered", ein Schiff, das einen achtzölliger Panzer,
den stärksten der Welt, und dem entsprechende Dimensionen des Schiffstör-



Der Artikel ist im December vorigen Jahres geschrieben, der Verfasser ein Preuße. --
Dies wird bemerkt, weil der Telegraph einen englischen Artikel über dasselbe Schiff in der
Times anmeldet.
norddeutsche Kriegsmarine.
Das Panzerschiff „König Wilhelm".")

Während die Panzerfregatten „Kronprinz" und „Friedrich Karl" auf
Bestellung der preußischen Regierung in Angriff genommen wurden, ist das
stärkste preußische Panzerschiff, nächst dem englischen auch noch im Bau be¬
griffenen „Herkules" geradezu das stärkste der ganzen Welt, durch einen glück¬
lichen Zufall uns in die Hände gekommen — das Panzerschiff „König
Wilhelm", 23 Kanonen, 11S0 Pferdekraft, 6938 Tons englisch.

Der Sultan ist ein eifriger Freund der Marine; er hegt den Wunsch,
seine Panzerflotte auf einen achtunggebietenden Stand zu bringen, wie er
denn auch fünf schöne Panzerfregatten auf englischen Werften hat bauen
lassen: „Abdul Aziz", „Orkhan", „Osman Ghazy", „Fatikh", „Sultan
Mahmud" — nicht aber „Mahmudieh", denn das ist der Name eines
türkischen Holzlinienschiffs. Es war deshalb, beiläufig bemerkt, kein Zufall,
daß im Juli 1867 hie Engländer, als sie den Sultan empfingen, die Flotten¬
revue auf der Rhede von Portsmouth (Spithead) zu einem glänzenden Schau¬
spiel zu gestalten suchten und dazu sämmtliche ausgerüstete Kriegsschiffe aus
allen Häfen des vereinigten Königreichs zusammenriefen, ja selbst die Schiffe
auswärtiger Stationen, die gerade zur Heimkehr bestimmt waren, zu schleu¬
niger Rückkehr und Theilnahme an der Revue beorderten. — Das Linien¬
schiff „Princeß Royal" hatte auf der Rückkehr von China aus ums Cav
Ordre erhalten, und die Fregatte „Sutlej" kam aus China zu dieser Revue
heimgesegelt. So war denn auch ein Geschwader zusammen, wie es die
Welt noch nicht gesehen, die Hälfte der englischen Panzerflotte mit den Re¬
präsentanten fast aller Constructionssysteme, sodann nicht weniger als 11
Linienschiffe (3 im Hafen von Portsmouth) und eine große Anzahl der schön¬
sten Fregatten, Corvetten und kleineren Schiffe! Mag nun aber auch durch
dieses Schauspiel die Lust - des Sultans zur Erwerbung neuer Panzerschiffe
mächtig angeregt worden sein, vorläufig reichten seine disponiblen Gelder
nicht einmal aus, ein bereits bestelltes Panzerschiff, allerdings ein Schiff vor¬
züglichster Qualität und demgemäß von sehr hohem Preise, vollständig zu
bezahlen. Es war der „Fered", ein Schiff, das einen achtzölliger Panzer,
den stärksten der Welt, und dem entsprechende Dimensionen des Schiffstör-



Der Artikel ist im December vorigen Jahres geschrieben, der Verfasser ein Preuße. —
Dies wird bemerkt, weil der Telegraph einen englischen Artikel über dasselbe Schiff in der
Times anmeldet.
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[0142] norddeutsche Kriegsmarine. Das Panzerschiff „König Wilhelm".") Während die Panzerfregatten „Kronprinz" und „Friedrich Karl" auf Bestellung der preußischen Regierung in Angriff genommen wurden, ist das stärkste preußische Panzerschiff, nächst dem englischen auch noch im Bau be¬ griffenen „Herkules" geradezu das stärkste der ganzen Welt, durch einen glück¬ lichen Zufall uns in die Hände gekommen — das Panzerschiff „König Wilhelm", 23 Kanonen, 11S0 Pferdekraft, 6938 Tons englisch. Der Sultan ist ein eifriger Freund der Marine; er hegt den Wunsch, seine Panzerflotte auf einen achtunggebietenden Stand zu bringen, wie er denn auch fünf schöne Panzerfregatten auf englischen Werften hat bauen lassen: „Abdul Aziz", „Orkhan", „Osman Ghazy", „Fatikh", „Sultan Mahmud" — nicht aber „Mahmudieh", denn das ist der Name eines türkischen Holzlinienschiffs. Es war deshalb, beiläufig bemerkt, kein Zufall, daß im Juli 1867 hie Engländer, als sie den Sultan empfingen, die Flotten¬ revue auf der Rhede von Portsmouth (Spithead) zu einem glänzenden Schau¬ spiel zu gestalten suchten und dazu sämmtliche ausgerüstete Kriegsschiffe aus allen Häfen des vereinigten Königreichs zusammenriefen, ja selbst die Schiffe auswärtiger Stationen, die gerade zur Heimkehr bestimmt waren, zu schleu¬ niger Rückkehr und Theilnahme an der Revue beorderten. — Das Linien¬ schiff „Princeß Royal" hatte auf der Rückkehr von China aus ums Cav Ordre erhalten, und die Fregatte „Sutlej" kam aus China zu dieser Revue heimgesegelt. So war denn auch ein Geschwader zusammen, wie es die Welt noch nicht gesehen, die Hälfte der englischen Panzerflotte mit den Re¬ präsentanten fast aller Constructionssysteme, sodann nicht weniger als 11 Linienschiffe (3 im Hafen von Portsmouth) und eine große Anzahl der schön¬ sten Fregatten, Corvetten und kleineren Schiffe! Mag nun aber auch durch dieses Schauspiel die Lust - des Sultans zur Erwerbung neuer Panzerschiffe mächtig angeregt worden sein, vorläufig reichten seine disponiblen Gelder nicht einmal aus, ein bereits bestelltes Panzerschiff, allerdings ein Schiff vor¬ züglichster Qualität und demgemäß von sehr hohem Preise, vollständig zu bezahlen. Es war der „Fered", ein Schiff, das einen achtzölliger Panzer, den stärksten der Welt, und dem entsprechende Dimensionen des Schiffstör- Der Artikel ist im December vorigen Jahres geschrieben, der Verfasser ein Preuße. — Dies wird bemerkt, weil der Telegraph einen englischen Artikel über dasselbe Schiff in der Times anmeldet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/142>, abgerufen am 22.07.2024.