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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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daß öfter der deutsche Ausdruck beibehalten oder ein entsprechendes Fremdwort l>ir
naivste) gewählt werden mußte, ist natürlich. Grade durch diese genau wörtliche Be¬
handlung aber hat Herr Tauchnitz uns Deutschen, von denen die schmucke englische
Ausgabe gleichfalls vielfältig gelesen werden wird, einen Dienst für die richtige Beur¬
theilung unseres Landsmannes geleistet, wie umgekehrt die Engländer nach Gervinus
Bemerkung von gleichem Gesichtspunkt unsere schlegelsche Shakespcareübcrsctzung zu
würdigen wissen. Indem z. B. der Uebersetzer die im Dialekt geschriebenen Stellen,
statt sie mit einer ähnlichen aber fremdartigen Particularfärbung nachzuahmen, in
schlichtem Englisch giebt, bringt er uns zum Bewußtsein, wieviel von dem Gesagten
der Rolle des Redenden entsprechend und stichhaltig ist, was man bekanntlich über
dem eigenthümlichen Reiz des Dialektes grade bei Auerbach oft ganz übersieht. Aehn-
liches gilt auf der andern Seite wieder für den philosophischen Stil der Gräfin
Irma. -- Wir hoffen zuversichtlich, daß die Sammlung in der begonnenen Weise
mit Energie und Umsicht weitergeführt zu einem neuen Band der beiden Nationen
werden wird.

Von einem kleinen beifällig aufgenommenen Magazin kurzer Erzählungen und
Aufsätze


IZaensod ?ooKkt Nisoolla-n^ (I^six^A, L ki-onsdi)

berichten wir das Erscheinen des 13. Bandes; nur können wir nicht grade, wie das
von anderer Seite bei früheren Bänden geschehen ist, denselben zum Gebrauch in
Schulen empfehlen, da er, abgesehen von einer etwas überschwenglichen Geschichte,
unter den thatsächlichen Schilderungen einige nicht ganz passende Notizen enthält.


Kiepert, Ethno graphische.Karte von Deutschland und von Oest¬
reich mit den unteren Donauländern. Berlin, D. Reimer.

Nach den Protesten der cchauffirten französischen Presse gegen die Resultate der
zeichnenden Statistik hat es doppeltes Interesse, die obigen musterhaften Karten zu
betrachten und zu würdigen. Um so mehr empfehlen wir diese beiden neuesten Ar¬
beiten des berühmten Geographen, die, indem sie uns eine Uebcrschnu der Sprachcn-
topographie aus höchster Vogelperspective gewähren, unser Culturbcsitzthum um¬
schreiben und dem Patriotischen Ehrgeiz stumme Fingerzeige geben. Daß ihre Farben
auch vom Osten (Polen und Böhmen) und vom Norden (Dänemark) her Wider¬
sprüche erfahren werden, kann der wissenschaftlichen Wahrhaftigkeit keinen Abbruch
thun. Bei den peristaltischen Bewegungen der Nationalitüten Oestreichs und dem
Kampfe, in welchem sich ihre Elemente befinden, wird namentlich die zweite der
Tafeln allen Politikern lehrreiche Anhaltepunkte gewähren. --




Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthel ä- Segler in Leipzig.

daß öfter der deutsche Ausdruck beibehalten oder ein entsprechendes Fremdwort l>ir
naivste) gewählt werden mußte, ist natürlich. Grade durch diese genau wörtliche Be¬
handlung aber hat Herr Tauchnitz uns Deutschen, von denen die schmucke englische
Ausgabe gleichfalls vielfältig gelesen werden wird, einen Dienst für die richtige Beur¬
theilung unseres Landsmannes geleistet, wie umgekehrt die Engländer nach Gervinus
Bemerkung von gleichem Gesichtspunkt unsere schlegelsche Shakespcareübcrsctzung zu
würdigen wissen. Indem z. B. der Uebersetzer die im Dialekt geschriebenen Stellen,
statt sie mit einer ähnlichen aber fremdartigen Particularfärbung nachzuahmen, in
schlichtem Englisch giebt, bringt er uns zum Bewußtsein, wieviel von dem Gesagten
der Rolle des Redenden entsprechend und stichhaltig ist, was man bekanntlich über
dem eigenthümlichen Reiz des Dialektes grade bei Auerbach oft ganz übersieht. Aehn-
liches gilt auf der andern Seite wieder für den philosophischen Stil der Gräfin
Irma. — Wir hoffen zuversichtlich, daß die Sammlung in der begonnenen Weise
mit Energie und Umsicht weitergeführt zu einem neuen Band der beiden Nationen
werden wird.

Von einem kleinen beifällig aufgenommenen Magazin kurzer Erzählungen und
Aufsätze


IZaensod ?ooKkt Nisoolla-n^ (I^six^A, L ki-onsdi)

berichten wir das Erscheinen des 13. Bandes; nur können wir nicht grade, wie das
von anderer Seite bei früheren Bänden geschehen ist, denselben zum Gebrauch in
Schulen empfehlen, da er, abgesehen von einer etwas überschwenglichen Geschichte,
unter den thatsächlichen Schilderungen einige nicht ganz passende Notizen enthält.


Kiepert, Ethno graphische.Karte von Deutschland und von Oest¬
reich mit den unteren Donauländern. Berlin, D. Reimer.

Nach den Protesten der cchauffirten französischen Presse gegen die Resultate der
zeichnenden Statistik hat es doppeltes Interesse, die obigen musterhaften Karten zu
betrachten und zu würdigen. Um so mehr empfehlen wir diese beiden neuesten Ar¬
beiten des berühmten Geographen, die, indem sie uns eine Uebcrschnu der Sprachcn-
topographie aus höchster Vogelperspective gewähren, unser Culturbcsitzthum um¬
schreiben und dem Patriotischen Ehrgeiz stumme Fingerzeige geben. Daß ihre Farben
auch vom Osten (Polen und Böhmen) und vom Norden (Dänemark) her Wider¬
sprüche erfahren werden, kann der wissenschaftlichen Wahrhaftigkeit keinen Abbruch
thun. Bei den peristaltischen Bewegungen der Nationalitüten Oestreichs und dem
Kampfe, in welchem sich ihre Elemente befinden, wird namentlich die zweite der
Tafeln allen Politikern lehrreiche Anhaltepunkte gewähren. —




Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel ä- Segler in Leipzig.
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[0164] daß öfter der deutsche Ausdruck beibehalten oder ein entsprechendes Fremdwort l>ir naivste) gewählt werden mußte, ist natürlich. Grade durch diese genau wörtliche Be¬ handlung aber hat Herr Tauchnitz uns Deutschen, von denen die schmucke englische Ausgabe gleichfalls vielfältig gelesen werden wird, einen Dienst für die richtige Beur¬ theilung unseres Landsmannes geleistet, wie umgekehrt die Engländer nach Gervinus Bemerkung von gleichem Gesichtspunkt unsere schlegelsche Shakespcareübcrsctzung zu würdigen wissen. Indem z. B. der Uebersetzer die im Dialekt geschriebenen Stellen, statt sie mit einer ähnlichen aber fremdartigen Particularfärbung nachzuahmen, in schlichtem Englisch giebt, bringt er uns zum Bewußtsein, wieviel von dem Gesagten der Rolle des Redenden entsprechend und stichhaltig ist, was man bekanntlich über dem eigenthümlichen Reiz des Dialektes grade bei Auerbach oft ganz übersieht. Aehn- liches gilt auf der andern Seite wieder für den philosophischen Stil der Gräfin Irma. — Wir hoffen zuversichtlich, daß die Sammlung in der begonnenen Weise mit Energie und Umsicht weitergeführt zu einem neuen Band der beiden Nationen werden wird. Von einem kleinen beifällig aufgenommenen Magazin kurzer Erzählungen und Aufsätze IZaensod ?ooKkt Nisoolla-n^ (I^six^A, L ki-onsdi) berichten wir das Erscheinen des 13. Bandes; nur können wir nicht grade, wie das von anderer Seite bei früheren Bänden geschehen ist, denselben zum Gebrauch in Schulen empfehlen, da er, abgesehen von einer etwas überschwenglichen Geschichte, unter den thatsächlichen Schilderungen einige nicht ganz passende Notizen enthält. Kiepert, Ethno graphische.Karte von Deutschland und von Oest¬ reich mit den unteren Donauländern. Berlin, D. Reimer. Nach den Protesten der cchauffirten französischen Presse gegen die Resultate der zeichnenden Statistik hat es doppeltes Interesse, die obigen musterhaften Karten zu betrachten und zu würdigen. Um so mehr empfehlen wir diese beiden neuesten Ar¬ beiten des berühmten Geographen, die, indem sie uns eine Uebcrschnu der Sprachcn- topographie aus höchster Vogelperspective gewähren, unser Culturbcsitzthum um¬ schreiben und dem Patriotischen Ehrgeiz stumme Fingerzeige geben. Daß ihre Farben auch vom Osten (Polen und Böhmen) und vom Norden (Dänemark) her Wider¬ sprüche erfahren werden, kann der wissenschaftlichen Wahrhaftigkeit keinen Abbruch thun. Bei den peristaltischen Bewegungen der Nationalitüten Oestreichs und dem Kampfe, in welchem sich ihre Elemente befinden, wird namentlich die zweite der Tafeln allen Politikern lehrreiche Anhaltepunkte gewähren. — Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel ä- Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/164>, abgerufen am 28.06.2024.