Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Der deutsche Buchhandel der letzten Monate. Der Sommer ist für den Buchhändler die stillste Zeit des Jahres. Dann So hat der Sortimenter der Städte, die außerhalb des Weltverkehrs Auch unser Bericht hat diesmal unter dem Einflüsse des Sommers zu Um wie immer mit den beweglichsten der buchhändlerischen Erzeugnisse, Der deutsche Buchhandel der letzten Monate. Der Sommer ist für den Buchhändler die stillste Zeit des Jahres. Dann So hat der Sortimenter der Städte, die außerhalb des Weltverkehrs Auch unser Bericht hat diesmal unter dem Einflüsse des Sommers zu Um wie immer mit den beweglichsten der buchhändlerischen Erzeugnisse, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0478" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191708"/> </div> <div n="1"> <head> Der deutsche Buchhandel der letzten Monate.</head><lb/> <p xml:id="ID_1437"> Der Sommer ist für den Buchhändler die stillste Zeit des Jahres. Dann<lb/> sind die anstrengenden Geschäfte der Messe, der dieser vorangehenden und nach¬<lb/> folgenden Wochen erledigt und die regere Thätigkeit des Herbstes zeigt sich erst<lb/> in kleinen Anfängen. Wer kaufte auch jetzt viel Bücher? Zumal, wenn nach<lb/> trüben Wochen helle Tage kommen und man des Sommers froh werden kann<lb/> ohne allzugroße Sorgen um das Vaterland.</p><lb/> <p xml:id="ID_1438"> So hat der Sortimenter der Städte, die außerhalb des Weltverkehrs<lb/> liegen, manche müßige Stunde und nur der mag sich freuen, der an Badeorten<lb/> wohnt oder aus Punkten, denen der Geschäfts- oder Vergnügungsreisende mehr<lb/> als zu anderen Zeiten des Jahres zustrebt. Sein Bücherlager wird dann nicht<lb/> selten ein Mittelpunkt internationalen geistigen Verkehrs, freilich meist eines<lb/> solchen, der nicht allzusehr in die Tiefe geht. Hier kauft man die unentbehr¬<lb/> lichen rothen Führer in verschiedenen Sprachen, Reisekarten, Bücher mit schil¬<lb/> lernder Schale und langweiligem Kern, „Müller und Schultze", die Unermüd¬<lb/> lichen, die überall dabei sein müssen und deren Witz flach ist wie ein abgeriebe¬<lb/> ner Kupferdreier.</p><lb/> <p xml:id="ID_1439"> Auch unser Bericht hat diesmal unter dem Einflüsse des Sommers zu<lb/> leiden. Denn Weniges nur versendet jetzt der Verleger; hat er nicht Zeitbrochüren,<lb/> die wirken müssen, rasch ehe der Geist noch verduftet, oder Werke von dauern¬<lb/> dem Werthe, so wartet er mit der Versendung bis zum Herbste, wo mit den<lb/> länger werdenden Abenden auch die Leselust wieder erwacht und man bei des<lb/> Lichts geselliger Flamme mustert, was der Sortimenter zur Durchsicht ins<lb/> Haus gesandt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1440" next="#ID_1441"> Um wie immer mit den beweglichsten der buchhändlerischen Erzeugnisse,<lb/> den Zeitbrochüren zu beginnen, so war ihrem Wachsthum der Sommer nicht<lb/> sonderlich günstig. Bei Sturm und Unwetter gedeihen sie am besten, die Ruhe<lb/> und Apathie, welche den Ereignissen des vorigen Sommers und des Frühjahrs<lb/> folgten, ist ihnen minder förderlich. So mögen nur kurz folgende Lrochüren<lb/> genannt sein: „Der erste Berliner Reichstag. Ein Bericht an seine Wähler"<lb/> Von R. Wagner. „Was soll aus Gotha werden? Auch ein Beitrag zur Be-<lb/> leuchtung kleinstaatlicher Verhältnisse", „Was bedeutet das deutsche Heimath¬<lb/> wesen?" von PH. von Flotiwcll. „Der Krieg und die Entwaffnung" von<lb/> A. Rüge, „Die Verfassung des norddeutschen Bundes und die süddeutsche, insbe¬<lb/> sondere die württembergische Freiheit" von R. Römer, „Jena und Waterloo.<lb/> Eine Vergleichung der norddeutschen und französischen Streitkräfte mit Bernal-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0478]
Der deutsche Buchhandel der letzten Monate.
Der Sommer ist für den Buchhändler die stillste Zeit des Jahres. Dann
sind die anstrengenden Geschäfte der Messe, der dieser vorangehenden und nach¬
folgenden Wochen erledigt und die regere Thätigkeit des Herbstes zeigt sich erst
in kleinen Anfängen. Wer kaufte auch jetzt viel Bücher? Zumal, wenn nach
trüben Wochen helle Tage kommen und man des Sommers froh werden kann
ohne allzugroße Sorgen um das Vaterland.
So hat der Sortimenter der Städte, die außerhalb des Weltverkehrs
liegen, manche müßige Stunde und nur der mag sich freuen, der an Badeorten
wohnt oder aus Punkten, denen der Geschäfts- oder Vergnügungsreisende mehr
als zu anderen Zeiten des Jahres zustrebt. Sein Bücherlager wird dann nicht
selten ein Mittelpunkt internationalen geistigen Verkehrs, freilich meist eines
solchen, der nicht allzusehr in die Tiefe geht. Hier kauft man die unentbehr¬
lichen rothen Führer in verschiedenen Sprachen, Reisekarten, Bücher mit schil¬
lernder Schale und langweiligem Kern, „Müller und Schultze", die Unermüd¬
lichen, die überall dabei sein müssen und deren Witz flach ist wie ein abgeriebe¬
ner Kupferdreier.
Auch unser Bericht hat diesmal unter dem Einflüsse des Sommers zu
leiden. Denn Weniges nur versendet jetzt der Verleger; hat er nicht Zeitbrochüren,
die wirken müssen, rasch ehe der Geist noch verduftet, oder Werke von dauern¬
dem Werthe, so wartet er mit der Versendung bis zum Herbste, wo mit den
länger werdenden Abenden auch die Leselust wieder erwacht und man bei des
Lichts geselliger Flamme mustert, was der Sortimenter zur Durchsicht ins
Haus gesandt hat.
Um wie immer mit den beweglichsten der buchhändlerischen Erzeugnisse,
den Zeitbrochüren zu beginnen, so war ihrem Wachsthum der Sommer nicht
sonderlich günstig. Bei Sturm und Unwetter gedeihen sie am besten, die Ruhe
und Apathie, welche den Ereignissen des vorigen Sommers und des Frühjahrs
folgten, ist ihnen minder förderlich. So mögen nur kurz folgende Lrochüren
genannt sein: „Der erste Berliner Reichstag. Ein Bericht an seine Wähler"
Von R. Wagner. „Was soll aus Gotha werden? Auch ein Beitrag zur Be-
leuchtung kleinstaatlicher Verhältnisse", „Was bedeutet das deutsche Heimath¬
wesen?" von PH. von Flotiwcll. „Der Krieg und die Entwaffnung" von
A. Rüge, „Die Verfassung des norddeutschen Bundes und die süddeutsche, insbe¬
sondere die württembergische Freiheit" von R. Römer, „Jena und Waterloo.
Eine Vergleichung der norddeutschen und französischen Streitkräfte mit Bernal-
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