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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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schen Reise und der durch dieselbe gewonnenen Resultate ist zu allgemein bekannt,
als daß es nöthig sein könnte, sich über dieselbe zu verbreiten. Hervorzuheben ist
dagegen, daß die Darstellung derselben durch ihre hohe Einfachheit und jene plastische
Wahrheit, die den englischen Reisewerken eigenthümlich ist, neben dem geographisch-
wissenschaftlichen auch ein pcrjönlichcs Interesse für den muthigen Reisenden erweckt
und das vorliegende Buch zu einer anziehenden Untcrhaltungslcctürc macht. Sehr
dankenswert!) ist es, daß dem bakcrschcn Werk nicht nur eine Reihe Illustrationen,
sondern auch eine vorzügliche Specialkarte des Albert-Nyanza beigegeben ist, welche
eine Uebersicht über das bis dahin unbekannte Land zwischen dem 3° südl. Breite
und 5" nördl. Breite ermöglicht; die von Baker gemachte Tour ist aus derselben
genau angegeben. Den Haupttheil dieses zweiten Bandes nimmt außer der genauen
Beschreibung des Albert-Nyanza, (welche von mehren Ansichten begleitet ist), eine
sehr detaillirte Schilderung des längeren Aufenthalts ein, den Baker am Hof des
Königs Kamrasi zu Kisuna gemacht. Die Bereicherung, welche die geographische Li¬
teratur über Afrika durch dieses treffliche Werk erfährt, zählt zu den wichtigsten der
neueren Zeit; keinen unbedeutenden Antheil an derselben nimmt die Verlagsbuch¬
handlung, welche durch Beigabe der meisterhaften Karte und der geschmackvollen
sauberen Illustrationen sür die Verbreitung dieses Buchs in weitere Kreise wesentlich
beigetragen haben wird.


Baltische Monatsschrift (Bd. XV., Januar bis Juni 1867). Red. G. Berk-
holz in Riga.

Diese seit sieben Jahren in Riga erscheinende Monatsschrift, das wichtigste poli¬
tische und wissenschaftliche Organ des deutschen Elements in Liv-, Est- und Kurland,
verdient in doppelter Beziehung eine erhöhte Aufmerksamkeit der deutschen Presse und
des deutschen Publikums. Einmal finden in ihr die Interessen der mit den Russi-
ficirungsgclüstcn der russischen Demokratie kämpfenden deutsch-protestantischen Bevöl¬
kerung jenes wichtigen Küstenstrichs eine würdige und entschiedene Vertretung und
zweitens ist diese Zeitschrift als zuverlässige Quelle über russische Zustände von Wich¬
tigkeit. Während die meisten, russische Verhältnisse behandelnden Publicationen Deutsch¬
lands von vorgefaßten Meinungen ausgehen, entweder der liberalen Phrase huldigen
und ohne Kenntniß der realen Verhältnisse für die Demokratisirung des großen Reichs
schwärmen oder aber in blindem Haß gegen das östliche Barbarcnthum declamiren,
beleuchtet die Balt. Monatsschrift die neuesten Vorgänge russischen Lebens mit sach¬
licher Unbefangenheit und genauer Kenntniß der gegebenen Thatsachen. Aus dem
reichen Inhalt der uns vorliegenden sechs Hefte des 15. Bandes sind bezüglich rus¬
sischer Verhältnisse besonders hervorzuheben: drei Abhandlungen des als Kenner des
Finanz- und Bankwesens bekannten Prof. Dr. Adolf Wagner (gegenwärtig in
Dorpat) über die russische Papierwährung, welche eine sehr gründliche, hi¬
storische wie kritische Beleuchtung der finanziellen Lage Rußlands enthalten, fer¬
ner ein Brief vom Lande, der die traurigen wirthschaftlichen Zustände seit Auf¬
hebung der Leibeigenschaft in gradezu ergreifender Weise schildert, übrigens einer zu¬
verlässigen russischen Quelle (der nichts weniger als pessimistischen Moskaner Zeitung)
entnommen ist,-- endlich ein Beitrag zur neueren russischen Literaturgeschichte und eine
Zusammenstellung der wichtigsten Vorgänge auf dem Gebiete der innern Politik
Rußlands seit dem Januar 1867. Der 'letztgenannte Artikel bezeichnet die gegen¬
wärtige Lage der um die Aufrechterhaltung ihrer deutschen Tradition kämpfenden
Ostseeprovinzen als eine ernstlich bedrohte, bestätigt damit übrigens nur, was sich
nach der Richtung, welche die russische Entwickelung seit 1863 genommen, längst
erwarten ließ. Sehr charakteristisch zur Bezeichnung der gegenwärtigen Situation
ist die im Märzhcst der genannten Zeitschrift abgedruckte Darstellung einer c-Mse
Wlvwk aus der Praxis der russischen Geschwornengerichte, in welcher es sich um


schen Reise und der durch dieselbe gewonnenen Resultate ist zu allgemein bekannt,
als daß es nöthig sein könnte, sich über dieselbe zu verbreiten. Hervorzuheben ist
dagegen, daß die Darstellung derselben durch ihre hohe Einfachheit und jene plastische
Wahrheit, die den englischen Reisewerken eigenthümlich ist, neben dem geographisch-
wissenschaftlichen auch ein pcrjönlichcs Interesse für den muthigen Reisenden erweckt
und das vorliegende Buch zu einer anziehenden Untcrhaltungslcctürc macht. Sehr
dankenswert!) ist es, daß dem bakcrschcn Werk nicht nur eine Reihe Illustrationen,
sondern auch eine vorzügliche Specialkarte des Albert-Nyanza beigegeben ist, welche
eine Uebersicht über das bis dahin unbekannte Land zwischen dem 3° südl. Breite
und 5« nördl. Breite ermöglicht; die von Baker gemachte Tour ist aus derselben
genau angegeben. Den Haupttheil dieses zweiten Bandes nimmt außer der genauen
Beschreibung des Albert-Nyanza, (welche von mehren Ansichten begleitet ist), eine
sehr detaillirte Schilderung des längeren Aufenthalts ein, den Baker am Hof des
Königs Kamrasi zu Kisuna gemacht. Die Bereicherung, welche die geographische Li¬
teratur über Afrika durch dieses treffliche Werk erfährt, zählt zu den wichtigsten der
neueren Zeit; keinen unbedeutenden Antheil an derselben nimmt die Verlagsbuch¬
handlung, welche durch Beigabe der meisterhaften Karte und der geschmackvollen
sauberen Illustrationen sür die Verbreitung dieses Buchs in weitere Kreise wesentlich
beigetragen haben wird.


Baltische Monatsschrift (Bd. XV., Januar bis Juni 1867). Red. G. Berk-
holz in Riga.

Diese seit sieben Jahren in Riga erscheinende Monatsschrift, das wichtigste poli¬
tische und wissenschaftliche Organ des deutschen Elements in Liv-, Est- und Kurland,
verdient in doppelter Beziehung eine erhöhte Aufmerksamkeit der deutschen Presse und
des deutschen Publikums. Einmal finden in ihr die Interessen der mit den Russi-
ficirungsgclüstcn der russischen Demokratie kämpfenden deutsch-protestantischen Bevöl¬
kerung jenes wichtigen Küstenstrichs eine würdige und entschiedene Vertretung und
zweitens ist diese Zeitschrift als zuverlässige Quelle über russische Zustände von Wich¬
tigkeit. Während die meisten, russische Verhältnisse behandelnden Publicationen Deutsch¬
lands von vorgefaßten Meinungen ausgehen, entweder der liberalen Phrase huldigen
und ohne Kenntniß der realen Verhältnisse für die Demokratisirung des großen Reichs
schwärmen oder aber in blindem Haß gegen das östliche Barbarcnthum declamiren,
beleuchtet die Balt. Monatsschrift die neuesten Vorgänge russischen Lebens mit sach¬
licher Unbefangenheit und genauer Kenntniß der gegebenen Thatsachen. Aus dem
reichen Inhalt der uns vorliegenden sechs Hefte des 15. Bandes sind bezüglich rus¬
sischer Verhältnisse besonders hervorzuheben: drei Abhandlungen des als Kenner des
Finanz- und Bankwesens bekannten Prof. Dr. Adolf Wagner (gegenwärtig in
Dorpat) über die russische Papierwährung, welche eine sehr gründliche, hi¬
storische wie kritische Beleuchtung der finanziellen Lage Rußlands enthalten, fer¬
ner ein Brief vom Lande, der die traurigen wirthschaftlichen Zustände seit Auf¬
hebung der Leibeigenschaft in gradezu ergreifender Weise schildert, übrigens einer zu¬
verlässigen russischen Quelle (der nichts weniger als pessimistischen Moskaner Zeitung)
entnommen ist,— endlich ein Beitrag zur neueren russischen Literaturgeschichte und eine
Zusammenstellung der wichtigsten Vorgänge auf dem Gebiete der innern Politik
Rußlands seit dem Januar 1867. Der 'letztgenannte Artikel bezeichnet die gegen¬
wärtige Lage der um die Aufrechterhaltung ihrer deutschen Tradition kämpfenden
Ostseeprovinzen als eine ernstlich bedrohte, bestätigt damit übrigens nur, was sich
nach der Richtung, welche die russische Entwickelung seit 1863 genommen, längst
erwarten ließ. Sehr charakteristisch zur Bezeichnung der gegenwärtigen Situation
ist die im Märzhcst der genannten Zeitschrift abgedruckte Darstellung einer c-Mse
Wlvwk aus der Praxis der russischen Geschwornengerichte, in welcher es sich um


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/369>, abgerufen am 15.01.2025.