Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Preußische Kriegsmarine.

Von gedeckten Schraubencorvetten, oder wie man es in anderen
Mannen bezeichnen würde/ von leichten Schraubenfregatten zu 28
Geschützen, besitzt die preußische Flotte gegenwärtig vier bemannte Schiffe, ihrem
Alter nach: "Arkona", "Gazelle", "Vineta", "Hertha", und ein Schiff im Bau,
die "Elisabeth".

Die "Arkona", 28 Kanonen mit einer Maschine von 386 Pferdekraft,
das erste Schraubcnschiff, das die preußische Marine besessen, erhielt ihren Namen
Von der sagenberühmten Nordspitze der Insel Rügen, damals dem nördlichsten
Punkte preußischer Monarchie und fand bald Gelegenheit, diesen Namen in der
Fremde bekannt zu machen. Sie lief I8S8 von Stapel, wurde kurz darauf be¬
stimmt, mit der Segelfregatte "Thetis", dem Schooner "Frauenlob" und dem
Transportschiff "Elbe" die Expedition nach Siam, China und Japan zu machen.
Dabei genügte das Schiff allen Anforderungen in befriedigendster Weise, und
kehrte nach jahrelangem Aufenthalt im fernen Osten glücklich nach den heimischen
Häfen zurück, wo es außer Dienst gestellt wurde, um die Spuren der langen
Seefahrt in den tropischen Klimaten zu vernichten. Denn wenn schon das
Aeußere durch eine lange, zum Theil sehr stürmische Reise etwas gelitten hatte
-- in der südchinesischen See waren die Schiffe von einem gefährlichen Kyblon
überfallen worden --, so hatten im Innern sich noch fatalere Uebelstände gel¬
tend gemacht. Durch den jahrelangen Aufenthalt einer großen Menschenzahl
im Zwischendeck bei tropischer Hitze hatten sich Miasmen gebildet, die man nur
dadurch beseitigen konnte, daß man der Corvette, sobald sie außer Dienst gestellt
war, einige Plankcnlagen abnahm, um eine durchgehende radicale Lüftung zu
erzielen/) Noch einmal fand die "Arkona" Gelegenheit, ihrem Namen in den



") Als noch wirksameres Mittel hat sich neuerdings ein leichtes Unkosten der ganzen
inneren Holzfläche mittels eines tragbaren Gasapparats bewährt. Doch ist es nur da nöthig,
Wo ansteckende Krankheiten das Innere des Schiffs inficirt haben.
Grenzboten III. 18S7. 31
Die Preußische Kriegsmarine.

Von gedeckten Schraubencorvetten, oder wie man es in anderen
Mannen bezeichnen würde/ von leichten Schraubenfregatten zu 28
Geschützen, besitzt die preußische Flotte gegenwärtig vier bemannte Schiffe, ihrem
Alter nach: „Arkona", „Gazelle", „Vineta", „Hertha", und ein Schiff im Bau,
die „Elisabeth".

Die „Arkona", 28 Kanonen mit einer Maschine von 386 Pferdekraft,
das erste Schraubcnschiff, das die preußische Marine besessen, erhielt ihren Namen
Von der sagenberühmten Nordspitze der Insel Rügen, damals dem nördlichsten
Punkte preußischer Monarchie und fand bald Gelegenheit, diesen Namen in der
Fremde bekannt zu machen. Sie lief I8S8 von Stapel, wurde kurz darauf be¬
stimmt, mit der Segelfregatte „Thetis", dem Schooner „Frauenlob" und dem
Transportschiff „Elbe" die Expedition nach Siam, China und Japan zu machen.
Dabei genügte das Schiff allen Anforderungen in befriedigendster Weise, und
kehrte nach jahrelangem Aufenthalt im fernen Osten glücklich nach den heimischen
Häfen zurück, wo es außer Dienst gestellt wurde, um die Spuren der langen
Seefahrt in den tropischen Klimaten zu vernichten. Denn wenn schon das
Aeußere durch eine lange, zum Theil sehr stürmische Reise etwas gelitten hatte
— in der südchinesischen See waren die Schiffe von einem gefährlichen Kyblon
überfallen worden —, so hatten im Innern sich noch fatalere Uebelstände gel¬
tend gemacht. Durch den jahrelangen Aufenthalt einer großen Menschenzahl
im Zwischendeck bei tropischer Hitze hatten sich Miasmen gebildet, die man nur
dadurch beseitigen konnte, daß man der Corvette, sobald sie außer Dienst gestellt
war, einige Plankcnlagen abnahm, um eine durchgehende radicale Lüftung zu
erzielen/) Noch einmal fand die „Arkona" Gelegenheit, ihrem Namen in den



") Als noch wirksameres Mittel hat sich neuerdings ein leichtes Unkosten der ganzen
inneren Holzfläche mittels eines tragbaren Gasapparats bewährt. Doch ist es nur da nöthig,
Wo ansteckende Krankheiten das Innere des Schiffs inficirt haben.
Grenzboten III. 18S7. 31
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191481"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Preußische Kriegsmarine.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_757"> Von gedeckten Schraubencorvetten, oder wie man es in anderen<lb/>
Mannen bezeichnen würde/ von leichten Schraubenfregatten zu 28<lb/>
Geschützen, besitzt die preußische Flotte gegenwärtig vier bemannte Schiffe, ihrem<lb/>
Alter nach: &#x201E;Arkona", &#x201E;Gazelle", &#x201E;Vineta", &#x201E;Hertha", und ein Schiff im Bau,<lb/>
die &#x201E;Elisabeth".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_758" next="#ID_759"> Die &#x201E;Arkona", 28 Kanonen mit einer Maschine von 386 Pferdekraft,<lb/>
das erste Schraubcnschiff, das die preußische Marine besessen, erhielt ihren Namen<lb/>
Von der sagenberühmten Nordspitze der Insel Rügen, damals dem nördlichsten<lb/>
Punkte preußischer Monarchie und fand bald Gelegenheit, diesen Namen in der<lb/>
Fremde bekannt zu machen. Sie lief I8S8 von Stapel, wurde kurz darauf be¬<lb/>
stimmt, mit der Segelfregatte &#x201E;Thetis", dem Schooner &#x201E;Frauenlob" und dem<lb/>
Transportschiff &#x201E;Elbe" die Expedition nach Siam, China und Japan zu machen.<lb/>
Dabei genügte das Schiff allen Anforderungen in befriedigendster Weise, und<lb/>
kehrte nach jahrelangem Aufenthalt im fernen Osten glücklich nach den heimischen<lb/>
Häfen zurück, wo es außer Dienst gestellt wurde, um die Spuren der langen<lb/>
Seefahrt in den tropischen Klimaten zu vernichten. Denn wenn schon das<lb/>
Aeußere durch eine lange, zum Theil sehr stürmische Reise etwas gelitten hatte<lb/>
&#x2014; in der südchinesischen See waren die Schiffe von einem gefährlichen Kyblon<lb/>
überfallen worden &#x2014;, so hatten im Innern sich noch fatalere Uebelstände gel¬<lb/>
tend gemacht. Durch den jahrelangen Aufenthalt einer großen Menschenzahl<lb/>
im Zwischendeck bei tropischer Hitze hatten sich Miasmen gebildet, die man nur<lb/>
dadurch beseitigen konnte, daß man der Corvette, sobald sie außer Dienst gestellt<lb/>
war, einige Plankcnlagen abnahm, um eine durchgehende radicale Lüftung zu<lb/>
erzielen/) Noch einmal fand die &#x201E;Arkona" Gelegenheit, ihrem Namen in den</p><lb/>
          <note xml:id="FID_15" place="foot"> ") Als noch wirksameres Mittel hat sich neuerdings ein leichtes Unkosten der ganzen<lb/>
inneren Holzfläche mittels eines tragbaren Gasapparats bewährt. Doch ist es nur da nöthig,<lb/>
Wo ansteckende Krankheiten das Innere des Schiffs inficirt haben.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 18S7. 31</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0251] Die Preußische Kriegsmarine. Von gedeckten Schraubencorvetten, oder wie man es in anderen Mannen bezeichnen würde/ von leichten Schraubenfregatten zu 28 Geschützen, besitzt die preußische Flotte gegenwärtig vier bemannte Schiffe, ihrem Alter nach: „Arkona", „Gazelle", „Vineta", „Hertha", und ein Schiff im Bau, die „Elisabeth". Die „Arkona", 28 Kanonen mit einer Maschine von 386 Pferdekraft, das erste Schraubcnschiff, das die preußische Marine besessen, erhielt ihren Namen Von der sagenberühmten Nordspitze der Insel Rügen, damals dem nördlichsten Punkte preußischer Monarchie und fand bald Gelegenheit, diesen Namen in der Fremde bekannt zu machen. Sie lief I8S8 von Stapel, wurde kurz darauf be¬ stimmt, mit der Segelfregatte „Thetis", dem Schooner „Frauenlob" und dem Transportschiff „Elbe" die Expedition nach Siam, China und Japan zu machen. Dabei genügte das Schiff allen Anforderungen in befriedigendster Weise, und kehrte nach jahrelangem Aufenthalt im fernen Osten glücklich nach den heimischen Häfen zurück, wo es außer Dienst gestellt wurde, um die Spuren der langen Seefahrt in den tropischen Klimaten zu vernichten. Denn wenn schon das Aeußere durch eine lange, zum Theil sehr stürmische Reise etwas gelitten hatte — in der südchinesischen See waren die Schiffe von einem gefährlichen Kyblon überfallen worden —, so hatten im Innern sich noch fatalere Uebelstände gel¬ tend gemacht. Durch den jahrelangen Aufenthalt einer großen Menschenzahl im Zwischendeck bei tropischer Hitze hatten sich Miasmen gebildet, die man nur dadurch beseitigen konnte, daß man der Corvette, sobald sie außer Dienst gestellt war, einige Plankcnlagen abnahm, um eine durchgehende radicale Lüftung zu erzielen/) Noch einmal fand die „Arkona" Gelegenheit, ihrem Namen in den ") Als noch wirksameres Mittel hat sich neuerdings ein leichtes Unkosten der ganzen inneren Holzfläche mittels eines tragbaren Gasapparats bewährt. Doch ist es nur da nöthig, Wo ansteckende Krankheiten das Innere des Schiffs inficirt haben. Grenzboten III. 18S7. 31

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/251
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/251>, abgerufen am 15.01.2025.