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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Herzog Adolph von Nassau.

Ist der Vergleich gestattet, so bat am 4. November 1866 das Haus Nassau
walramscher Linie seine "^rlieux ac ^ontkinedleau" gefeiert. Herzog Adolph
hat sich von dem Reste seiner Armee verabschiedet. Und seine Armee, obgleich
nur sechstausend Mann, lag ihm mekr am Herzen als das ganze übrige Be¬
reich seiner fürstlichen Machtvollkommenheit. In dem Staatshandbuch des
Herzogtdums Nassau, Welches jedes Jahr herausgegeben wurde, handelt das
erste Capitel von dem Hofstaate, das zweite Von dem Militäretat; und letzteres
Capitel begann mit den Worten: "Das Obercommando führen Seine Hoheit
der Herzog Allerhöchstselbst." Auch von dem Truppencommando hieß es:
"Wird, so lange ein Generalcommandant der herzoglichen Truppen nicht ernannt
ist. von Seiner Hoheit dem Herzog Allerhöchstselbst geführt und geht sonach
im Obercommando der Truppen auf. Obgleich hiernach der Herzog Adolph
einen großen Theil der Last des Commandos auf sich genommen hatte, so
existirten doch außer ihm ausweislich der officiellen Angaben des gedachten
"Staatshanbbuchs" nicht weniger als neun Generale, nämlich 1) der General-
lieutenant Prinz August von Sayn-Wittgenstein-Berlcburg, der nebenbei auch
dirigircnder Staatsminister war; 2) der Generallieutenant und Geheime Rath
v. Hadeln, der mit dem Prädicat Excellenz begabt war und die Erziehung des
Herzogs geleitet hatte; 3) der Generalmajor Hieronymus v. Ziemiccki, der vor
zwölf Jahren als fremder -- östreichischer oder sächsischer -- Oberlieutenant a. D.
in das Land gekommen und schnell bis an die Spitze des Miliicircabinets avan-
cirt war; 4) der Generalmajor Prinz Nikolaus von Nassau, Halbbruder des
Herzogs, Präsident des Herrenhauses; 5) der Generalmajor Freiherr Anton
v. Breidbach, früher Oberstallmeister des Herzogs, bekannt als geschickter Bienen¬
züchter; 6) Generalmajor Weiz; 7) Generallieutenant Hergenhahn; 8) General¬
major Franz v. Holbach, Chef des Kriegsministeriums und persönlich bei dem
Herzog sehr gern gesehen, weil er demselben die trüben Stunden der Herab¬
stimmung, welche mit denen der Aufregung und Erhebung abzuwechseln Pflegten,


Grenzboten IV. 186K. 41
Herzog Adolph von Nassau.

Ist der Vergleich gestattet, so bat am 4. November 1866 das Haus Nassau
walramscher Linie seine „^rlieux ac ^ontkinedleau" gefeiert. Herzog Adolph
hat sich von dem Reste seiner Armee verabschiedet. Und seine Armee, obgleich
nur sechstausend Mann, lag ihm mekr am Herzen als das ganze übrige Be¬
reich seiner fürstlichen Machtvollkommenheit. In dem Staatshandbuch des
Herzogtdums Nassau, Welches jedes Jahr herausgegeben wurde, handelt das
erste Capitel von dem Hofstaate, das zweite Von dem Militäretat; und letzteres
Capitel begann mit den Worten: „Das Obercommando führen Seine Hoheit
der Herzog Allerhöchstselbst." Auch von dem Truppencommando hieß es:
„Wird, so lange ein Generalcommandant der herzoglichen Truppen nicht ernannt
ist. von Seiner Hoheit dem Herzog Allerhöchstselbst geführt und geht sonach
im Obercommando der Truppen auf. Obgleich hiernach der Herzog Adolph
einen großen Theil der Last des Commandos auf sich genommen hatte, so
existirten doch außer ihm ausweislich der officiellen Angaben des gedachten
„Staatshanbbuchs" nicht weniger als neun Generale, nämlich 1) der General-
lieutenant Prinz August von Sayn-Wittgenstein-Berlcburg, der nebenbei auch
dirigircnder Staatsminister war; 2) der Generallieutenant und Geheime Rath
v. Hadeln, der mit dem Prädicat Excellenz begabt war und die Erziehung des
Herzogs geleitet hatte; 3) der Generalmajor Hieronymus v. Ziemiccki, der vor
zwölf Jahren als fremder — östreichischer oder sächsischer — Oberlieutenant a. D.
in das Land gekommen und schnell bis an die Spitze des Miliicircabinets avan-
cirt war; 4) der Generalmajor Prinz Nikolaus von Nassau, Halbbruder des
Herzogs, Präsident des Herrenhauses; 5) der Generalmajor Freiherr Anton
v. Breidbach, früher Oberstallmeister des Herzogs, bekannt als geschickter Bienen¬
züchter; 6) Generalmajor Weiz; 7) Generallieutenant Hergenhahn; 8) General¬
major Franz v. Holbach, Chef des Kriegsministeriums und persönlich bei dem
Herzog sehr gern gesehen, weil er demselben die trüben Stunden der Herab¬
stimmung, welche mit denen der Aufregung und Erhebung abzuwechseln Pflegten,


Grenzboten IV. 186K. 41
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[0347] Herzog Adolph von Nassau. Ist der Vergleich gestattet, so bat am 4. November 1866 das Haus Nassau walramscher Linie seine „^rlieux ac ^ontkinedleau" gefeiert. Herzog Adolph hat sich von dem Reste seiner Armee verabschiedet. Und seine Armee, obgleich nur sechstausend Mann, lag ihm mekr am Herzen als das ganze übrige Be¬ reich seiner fürstlichen Machtvollkommenheit. In dem Staatshandbuch des Herzogtdums Nassau, Welches jedes Jahr herausgegeben wurde, handelt das erste Capitel von dem Hofstaate, das zweite Von dem Militäretat; und letzteres Capitel begann mit den Worten: „Das Obercommando führen Seine Hoheit der Herzog Allerhöchstselbst." Auch von dem Truppencommando hieß es: „Wird, so lange ein Generalcommandant der herzoglichen Truppen nicht ernannt ist. von Seiner Hoheit dem Herzog Allerhöchstselbst geführt und geht sonach im Obercommando der Truppen auf. Obgleich hiernach der Herzog Adolph einen großen Theil der Last des Commandos auf sich genommen hatte, so existirten doch außer ihm ausweislich der officiellen Angaben des gedachten „Staatshanbbuchs" nicht weniger als neun Generale, nämlich 1) der General- lieutenant Prinz August von Sayn-Wittgenstein-Berlcburg, der nebenbei auch dirigircnder Staatsminister war; 2) der Generallieutenant und Geheime Rath v. Hadeln, der mit dem Prädicat Excellenz begabt war und die Erziehung des Herzogs geleitet hatte; 3) der Generalmajor Hieronymus v. Ziemiccki, der vor zwölf Jahren als fremder — östreichischer oder sächsischer — Oberlieutenant a. D. in das Land gekommen und schnell bis an die Spitze des Miliicircabinets avan- cirt war; 4) der Generalmajor Prinz Nikolaus von Nassau, Halbbruder des Herzogs, Präsident des Herrenhauses; 5) der Generalmajor Freiherr Anton v. Breidbach, früher Oberstallmeister des Herzogs, bekannt als geschickter Bienen¬ züchter; 6) Generalmajor Weiz; 7) Generallieutenant Hergenhahn; 8) General¬ major Franz v. Holbach, Chef des Kriegsministeriums und persönlich bei dem Herzog sehr gern gesehen, weil er demselben die trüben Stunden der Herab¬ stimmung, welche mit denen der Aufregung und Erhebung abzuwechseln Pflegten, Grenzboten IV. 186K. 41

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/347>, abgerufen am 28.06.2024.