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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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wirkt, als die bescheidenen Geschichten, welche unter dem Namen "Otte Kamelien"
Haushund der meisten Bürgerfamilien im Norden des Harz, und liebe Gäste in
sehr vielen Häusern bis zum Main hinauf geworden sind.

Die vorliegende Novelle ist von dem Dichter seinem werthen Freunde,
Julian Schmidt, gewidmet. Es war in früheren Jahren dies Blatt, wo die
Poesien Reuters fast zuerst die hohe Anerkennung fanden, welche ihnen auch
die ästhetische Kritik schuldet. Möchte den Grenzboten noch oft die Freude
werden, vor ihren Landsleuten zu rühmen, was ein Gewinn für unsere Kunst
G. F. und unser Volksleben geworden ist.




Der Friede und Sachsen.

Der Friede mit Oestreich, Bayern, Würtemberg, Baden ist vereinbart, die
Ratification der Fncdensinstrumente, soweit dieselbe nicht bereits erfolgte, steht
in den nächsten Wochen zu erwarten. Abtretungen an Land wurden allein
Bayern zugemuthet, auch diese sind auf ein Minimum reducirt, die Summe der
Kriegskosten, welche den einzelnen Staaten auferlegt wurde, ist verhältnißmäßig
nicht hoch gegriffen, sie beläuft sich incl. der östreichischen auf etwa 45 Millionen
Thaler. Noch laufen die Verhandlungen mit Hessen-Darmstadt, bei welchem
die Gebietsabtretungen und die zukünftige Stellung des Großherzogthums zum
Bunde für Preußen eine höhere Bedeutung haben; auch über das Schicksal
von Meiningen und Reuß-Greiz ist wohl noch nichts entschieden; aber auch
diese schwebenden Fragen werden voraussichtlich in kurzem erledigt werden.

Daß die Regierungen von Bayern und Würtemberg so leichten Kaufs
davongekommen sind, hat in Preußen nicht nur die Kriegspartei, auch viele
friedliebende Männer betroffen gemacht, und doch war diese Schonung eine
durch die Umstände gebotene Klugheit. Allerdings nicht aus dem Grunde
noblessö odli^s, welchen preußische Korrespondenten verbreiteten und Herr
v. d. Pfordten geltend gemacht haben soll. Zwei Wege standen der preußischen
Negierung offen: entweder viel zu nehmen oder gar nichts. Es lag in ihrer
Hand. Bayern bis Nürnberg und Ansbach zu Verkleinern, von Würtemberg


wirkt, als die bescheidenen Geschichten, welche unter dem Namen „Otte Kamelien"
Haushund der meisten Bürgerfamilien im Norden des Harz, und liebe Gäste in
sehr vielen Häusern bis zum Main hinauf geworden sind.

Die vorliegende Novelle ist von dem Dichter seinem werthen Freunde,
Julian Schmidt, gewidmet. Es war in früheren Jahren dies Blatt, wo die
Poesien Reuters fast zuerst die hohe Anerkennung fanden, welche ihnen auch
die ästhetische Kritik schuldet. Möchte den Grenzboten noch oft die Freude
werden, vor ihren Landsleuten zu rühmen, was ein Gewinn für unsere Kunst
G. F. und unser Volksleben geworden ist.




Der Friede und Sachsen.

Der Friede mit Oestreich, Bayern, Würtemberg, Baden ist vereinbart, die
Ratification der Fncdensinstrumente, soweit dieselbe nicht bereits erfolgte, steht
in den nächsten Wochen zu erwarten. Abtretungen an Land wurden allein
Bayern zugemuthet, auch diese sind auf ein Minimum reducirt, die Summe der
Kriegskosten, welche den einzelnen Staaten auferlegt wurde, ist verhältnißmäßig
nicht hoch gegriffen, sie beläuft sich incl. der östreichischen auf etwa 45 Millionen
Thaler. Noch laufen die Verhandlungen mit Hessen-Darmstadt, bei welchem
die Gebietsabtretungen und die zukünftige Stellung des Großherzogthums zum
Bunde für Preußen eine höhere Bedeutung haben; auch über das Schicksal
von Meiningen und Reuß-Greiz ist wohl noch nichts entschieden; aber auch
diese schwebenden Fragen werden voraussichtlich in kurzem erledigt werden.

Daß die Regierungen von Bayern und Würtemberg so leichten Kaufs
davongekommen sind, hat in Preußen nicht nur die Kriegspartei, auch viele
friedliebende Männer betroffen gemacht, und doch war diese Schonung eine
durch die Umstände gebotene Klugheit. Allerdings nicht aus dem Grunde
noblessö odli^s, welchen preußische Korrespondenten verbreiteten und Herr
v. d. Pfordten geltend gemacht haben soll. Zwei Wege standen der preußischen
Negierung offen: entweder viel zu nehmen oder gar nichts. Es lag in ihrer
Hand. Bayern bis Nürnberg und Ansbach zu Verkleinern, von Würtemberg


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/422>, abgerufen am 03.07.2024.