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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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richter-und Jspravnikstellen. kein Kastenvorrecht auf die Regierung der befreiten
Bauern. Dergleichen war gut, wenigstens durch nichts Anderes zu ersetzen für
den Anfang. Für künftig wird es dazu nur bedürfen, daß-die gebildetere
Classe sich mehr auf ihren Gütern aufhält und sich dort mit der Landwirth-
schaft beschäftigt. Nicht von einer geschlossnen Kaste muß die Verwaltung und
Regierung der Bauern geführt werden, sondern von allen Ständen, d. h. von
den Vertretern des großen und mittlen Grundbesitzes und der Bauerngemeinden>
welche schon jetzt in nicht wenigen ihrer Mitglieder recht gute Anlagen dazu
bekunden , und dies wird auch wirklich ins Leben treten mit den neuen Land-
tagsinstitutiönen, welchen das örtliche Selfgovernment übergeben ist.




Die industrielle Entwickelung des WuMrthM.

Was der Wupper ihren Weltruf verschafft hat. ist nicht ihre Wasserkraft.
Es sind vielmehr die Eigenschaften, welche ihr Wasser und ihre Ufer frühzeitig
in ungewöhnlichem Grade dem Bleichergewerbe empfohlen haben: die Klarheit
und Härte des ersteren, die verhältnißmäßige Breite und Flachheit der letzteren.
Während das Thal jetzt eng erscheint, weil sich hundert hohe Schornsteine und
Tausende von Dächern in ihm auf zweistündiger Länge zusammendrängen, bot
es bis tief ins vorige Jahrhundert hinein den Anblick einer gar nicht schmalen
grünen Wiesenfläche, durchzogen von endlosen Streifen Weißen Garns und
Zeuges, hier und da von einem kleinen Häuserklumpen unterbrochen. Eine
Urkunde vom 21. Februar 1400 nennt die Gräfin Anna von Waldeck, geborne
Gräfin von Eleve-Mark als die Erste, welche die schöne Lage des Thalgrundes
und die kalkhaltige Trefflichkeit des Flusses zum Bleichen benutzt habe. Natür¬
lich aber bleichte die Gräfin nur für ihren Hausgebrauch. Die industrielle Ge¬
schichte "des Wupperthales beginnt mit Gödert Wichelhaus, der fünfzig Jahre
späte, im Bereich des heutigen Barmer die erste Bleiche anlegte. Der Name
Wichelhaus gehört noch heute zu den angesehensten des Thales.

siebenundsiebzig Jahre war das wupverthäler Bleichergewerbe lediglich
aus eigener Kraft emporgewachsen, da erbarmte sich seiner die Landesregierung
"ut griff ihm nach damaliger Gewohnheit mit einem Privileg unter die Arme.


richter-und Jspravnikstellen. kein Kastenvorrecht auf die Regierung der befreiten
Bauern. Dergleichen war gut, wenigstens durch nichts Anderes zu ersetzen für
den Anfang. Für künftig wird es dazu nur bedürfen, daß-die gebildetere
Classe sich mehr auf ihren Gütern aufhält und sich dort mit der Landwirth-
schaft beschäftigt. Nicht von einer geschlossnen Kaste muß die Verwaltung und
Regierung der Bauern geführt werden, sondern von allen Ständen, d. h. von
den Vertretern des großen und mittlen Grundbesitzes und der Bauerngemeinden>
welche schon jetzt in nicht wenigen ihrer Mitglieder recht gute Anlagen dazu
bekunden , und dies wird auch wirklich ins Leben treten mit den neuen Land-
tagsinstitutiönen, welchen das örtliche Selfgovernment übergeben ist.




Die industrielle Entwickelung des WuMrthM.

Was der Wupper ihren Weltruf verschafft hat. ist nicht ihre Wasserkraft.
Es sind vielmehr die Eigenschaften, welche ihr Wasser und ihre Ufer frühzeitig
in ungewöhnlichem Grade dem Bleichergewerbe empfohlen haben: die Klarheit
und Härte des ersteren, die verhältnißmäßige Breite und Flachheit der letzteren.
Während das Thal jetzt eng erscheint, weil sich hundert hohe Schornsteine und
Tausende von Dächern in ihm auf zweistündiger Länge zusammendrängen, bot
es bis tief ins vorige Jahrhundert hinein den Anblick einer gar nicht schmalen
grünen Wiesenfläche, durchzogen von endlosen Streifen Weißen Garns und
Zeuges, hier und da von einem kleinen Häuserklumpen unterbrochen. Eine
Urkunde vom 21. Februar 1400 nennt die Gräfin Anna von Waldeck, geborne
Gräfin von Eleve-Mark als die Erste, welche die schöne Lage des Thalgrundes
und die kalkhaltige Trefflichkeit des Flusses zum Bleichen benutzt habe. Natür¬
lich aber bleichte die Gräfin nur für ihren Hausgebrauch. Die industrielle Ge¬
schichte "des Wupperthales beginnt mit Gödert Wichelhaus, der fünfzig Jahre
späte, im Bereich des heutigen Barmer die erste Bleiche anlegte. Der Name
Wichelhaus gehört noch heute zu den angesehensten des Thales.

siebenundsiebzig Jahre war das wupverthäler Bleichergewerbe lediglich
aus eigener Kraft emporgewachsen, da erbarmte sich seiner die Landesregierung
«ut griff ihm nach damaliger Gewohnheit mit einem Privileg unter die Arme.


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[0282] richter-und Jspravnikstellen. kein Kastenvorrecht auf die Regierung der befreiten Bauern. Dergleichen war gut, wenigstens durch nichts Anderes zu ersetzen für den Anfang. Für künftig wird es dazu nur bedürfen, daß-die gebildetere Classe sich mehr auf ihren Gütern aufhält und sich dort mit der Landwirth- schaft beschäftigt. Nicht von einer geschlossnen Kaste muß die Verwaltung und Regierung der Bauern geführt werden, sondern von allen Ständen, d. h. von den Vertretern des großen und mittlen Grundbesitzes und der Bauerngemeinden> welche schon jetzt in nicht wenigen ihrer Mitglieder recht gute Anlagen dazu bekunden , und dies wird auch wirklich ins Leben treten mit den neuen Land- tagsinstitutiönen, welchen das örtliche Selfgovernment übergeben ist. Die industrielle Entwickelung des WuMrthM. Was der Wupper ihren Weltruf verschafft hat. ist nicht ihre Wasserkraft. Es sind vielmehr die Eigenschaften, welche ihr Wasser und ihre Ufer frühzeitig in ungewöhnlichem Grade dem Bleichergewerbe empfohlen haben: die Klarheit und Härte des ersteren, die verhältnißmäßige Breite und Flachheit der letzteren. Während das Thal jetzt eng erscheint, weil sich hundert hohe Schornsteine und Tausende von Dächern in ihm auf zweistündiger Länge zusammendrängen, bot es bis tief ins vorige Jahrhundert hinein den Anblick einer gar nicht schmalen grünen Wiesenfläche, durchzogen von endlosen Streifen Weißen Garns und Zeuges, hier und da von einem kleinen Häuserklumpen unterbrochen. Eine Urkunde vom 21. Februar 1400 nennt die Gräfin Anna von Waldeck, geborne Gräfin von Eleve-Mark als die Erste, welche die schöne Lage des Thalgrundes und die kalkhaltige Trefflichkeit des Flusses zum Bleichen benutzt habe. Natür¬ lich aber bleichte die Gräfin nur für ihren Hausgebrauch. Die industrielle Ge¬ schichte "des Wupperthales beginnt mit Gödert Wichelhaus, der fünfzig Jahre späte, im Bereich des heutigen Barmer die erste Bleiche anlegte. Der Name Wichelhaus gehört noch heute zu den angesehensten des Thales. siebenundsiebzig Jahre war das wupverthäler Bleichergewerbe lediglich aus eigener Kraft emporgewachsen, da erbarmte sich seiner die Landesregierung «ut griff ihm nach damaliger Gewohnheit mit einem Privileg unter die Arme.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/282>, abgerufen am 03.07.2024.