Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.melden, was den Gegnern ungünstig ist. Die Preßfreiheit aber in allen katho¬ Reklamen. Reclame nennen wir im weiteren Sinne jedes Bestreben, durch überlautes, Aber allerdings blüht diese Art, sich und sein Geschäft zu empfehlen, vor¬ melden, was den Gegnern ungünstig ist. Die Preßfreiheit aber in allen katho¬ Reklamen. Reclame nennen wir im weiteren Sinne jedes Bestreben, durch überlautes, Aber allerdings blüht diese Art, sich und sein Geschäft zu empfehlen, vor¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0118" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285144"/> <p xml:id="ID_235" prev="#ID_234"> melden, was den Gegnern ungünstig ist. Die Preßfreiheit aber in allen katho¬<lb/> lischen oder halbkatholischen Ländern eingeführt, wird das beste Kampfesmittel<lb/> gegen die Ultramontanen sein, indem sie den gleichen gesetzlichen Schutz auch<lb/> denen gewährt, welche die von den Ultramontanen so oft beherrschte Staats¬<lb/> gewalt bisher nicht zu Wort kommen lassen wollte. Wenn jetzt in Baden der<lb/> neue Zustand sich gründlich befestigt hat, wird es nicht lange dauern, daß<lb/> auch in Hesse»-Darmstadt endlich die Sache der Glaubensfreiheit gegen die<lb/> mainz-darmstädter Convention siegt. Hier fällt dann der letzte Posten der Ultra¬<lb/> montanen im Südwesten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Reklamen.</head><lb/> <p xml:id="ID_236"> Reclame nennen wir im weiteren Sinne jedes Bestreben, durch überlautes,<lb/> ungewöhnliches oder gradezu barockes Reden oder Thun die Blicke der Menge<lb/> auf sich zu lenken, Stadt und Land von sich reden zu machen und dadurch<lb/> einen persönlichen Vortheil zu erreichen. In diesem Sinne gehört die Neclcune<lb/> nicht blos der Gegenwart an und beschränkt sie sich nicht aus das Gebiet von<lb/> Handel und Industrie. Wenn Hcrostratus den Tempel zu Ephesus anzündete,<lb/> lediglich um genannt zu werden, und wenn Alcibiades seinem schonen Hunde<lb/> den Schweif abschlug, einfach, um sich wieder einmal in den Mund der Philister<lb/> von Athen zu bringen, so war das bis zu einem gewissen Grade auch Reclame.<lb/> Diogenes mit der Tonne, die Sophisten der griechischen und römischen Welt,<lb/> die freien Gewerbe und fahrenden Leute des Mittelalters, selbst Gelehrte dieser<lb/> Periode, wie Picus von Mirandvla und Paracelsus, kannten die Kunst Auf¬<lb/> sehen zu erregen ebenfalls und übten sie zum Theil bis zum Exceß. Und<lb/> andrerseits wird heutzutage diese Kunst auch häusiger als billig im Bereich<lb/> nichtmaterieller Interessen, in Kunst und Wissenschaft, in der Politik, selbst<lb/> auf der Kanzel zur Anwendung gebracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_237" next="#ID_238"> Aber allerdings blüht diese Art, sich und sein Geschäft zu empfehlen, vor¬<lb/> züglich in den großen Gemeinwesen der neuesten Zeit, wo eine überfüllte Welt<lb/> sich Kopf an Kopf nach Verdienst und Reichthum drängt, wo kein mittelalter¬<lb/> liches Zunstgesctz mehr, die freie Bewerbung ausschließend, auch dem Trägen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0118]
melden, was den Gegnern ungünstig ist. Die Preßfreiheit aber in allen katho¬
lischen oder halbkatholischen Ländern eingeführt, wird das beste Kampfesmittel
gegen die Ultramontanen sein, indem sie den gleichen gesetzlichen Schutz auch
denen gewährt, welche die von den Ultramontanen so oft beherrschte Staats¬
gewalt bisher nicht zu Wort kommen lassen wollte. Wenn jetzt in Baden der
neue Zustand sich gründlich befestigt hat, wird es nicht lange dauern, daß
auch in Hesse»-Darmstadt endlich die Sache der Glaubensfreiheit gegen die
mainz-darmstädter Convention siegt. Hier fällt dann der letzte Posten der Ultra¬
montanen im Südwesten.
Reklamen.
Reclame nennen wir im weiteren Sinne jedes Bestreben, durch überlautes,
ungewöhnliches oder gradezu barockes Reden oder Thun die Blicke der Menge
auf sich zu lenken, Stadt und Land von sich reden zu machen und dadurch
einen persönlichen Vortheil zu erreichen. In diesem Sinne gehört die Neclcune
nicht blos der Gegenwart an und beschränkt sie sich nicht aus das Gebiet von
Handel und Industrie. Wenn Hcrostratus den Tempel zu Ephesus anzündete,
lediglich um genannt zu werden, und wenn Alcibiades seinem schonen Hunde
den Schweif abschlug, einfach, um sich wieder einmal in den Mund der Philister
von Athen zu bringen, so war das bis zu einem gewissen Grade auch Reclame.
Diogenes mit der Tonne, die Sophisten der griechischen und römischen Welt,
die freien Gewerbe und fahrenden Leute des Mittelalters, selbst Gelehrte dieser
Periode, wie Picus von Mirandvla und Paracelsus, kannten die Kunst Auf¬
sehen zu erregen ebenfalls und übten sie zum Theil bis zum Exceß. Und
andrerseits wird heutzutage diese Kunst auch häusiger als billig im Bereich
nichtmaterieller Interessen, in Kunst und Wissenschaft, in der Politik, selbst
auf der Kanzel zur Anwendung gebracht.
Aber allerdings blüht diese Art, sich und sein Geschäft zu empfehlen, vor¬
züglich in den großen Gemeinwesen der neuesten Zeit, wo eine überfüllte Welt
sich Kopf an Kopf nach Verdienst und Reichthum drängt, wo kein mittelalter¬
liches Zunstgesctz mehr, die freie Bewerbung ausschließend, auch dem Trägen,
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