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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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willen, eine prächtige reiche Decke in bauschigen Falten herüberwallen läßt.
Das auf sich selbst Ruhende. Unerschütterte, unbeugsam Trotzige, heldcnsiark
Markvolle des geschichtlichen Mannes will uns in solcher Stellung nicht zur
vollen Anschauung kommen, so vortrefflich immerhin der Kopf und das Detail
seiner Erscheinung herausgearbeitet sei.

Die zahlreichen großen Decorativfiguren in idealer Gewandung, Träger
und Trägerinnen irgendeines "abstrakten Tugend- oder Begriffnamens", wo¬
mit Schievelbein so manches öffentliche und Privatgebäude, hier neuerdings
noch Schloß und Börse geschmückt hat (an letzterer im Verein mit vielen ber¬
liner Genossen). Figuren, welche durchweg tadellos Posiren, gut drapirt sind,
nichts Häßliches, nichts Richtiges aufweisen und doch wie die meisten derartigen
modernen Arbeiten den effectvollen Schwung, den eine ältere Periode der de-
corativer Plastik ähnlichen Gestalten zu geben wußte, nicht ganz erreichen;
manches sehr schön componirte Relief rein poetischen Gehalts und idealen Stil'
charakters. das er bald als selbständiges Werk, bald zum Schmuck der Archi¬
tektur modellirte, und die nicht geringe Anzahl seiner Büsten -- auf alle diese
Leistungen kann in dieser gedrängten Uebersicht nur im großen Ganzen hinge¬
wiesen werden.




Briefe aus

Der gute Rath des Grafen Bismarck, den Schwerpunkt der östreichischen Po¬
litik nach Ofen zu verlegen, wurde in diesen Wochen probeweise befolgt. Nicht nur
die Residenz des Kaisers, auch sein Ministerrath ward in die ungarische Hofburg
übertragen. Und der Einfluß und das Uebergewicht der ungariscken Politik machte
sich bereits in so hervorragender Weise geltend, daß Graf Bclcrcdi, der Minister¬
präsident und Staatsminister, sich dringend veranlaßt sah, die Geschäfte in Wien
den Händen seiner Bureauchefs anzuvertrauen, um in unmittelbarer Nähe des
Kaisers in Pesth dem Gange der dortigen Verhandlungen zu folgen und wo mög¬
lich dem allzustürmischen Vordringen der ungarisch-dualistischen Staatsmänner einen
Riegel vorzuschieben. Es schien auch in der That Gefahr im Verzug. Denn schon


willen, eine prächtige reiche Decke in bauschigen Falten herüberwallen läßt.
Das auf sich selbst Ruhende. Unerschütterte, unbeugsam Trotzige, heldcnsiark
Markvolle des geschichtlichen Mannes will uns in solcher Stellung nicht zur
vollen Anschauung kommen, so vortrefflich immerhin der Kopf und das Detail
seiner Erscheinung herausgearbeitet sei.

Die zahlreichen großen Decorativfiguren in idealer Gewandung, Träger
und Trägerinnen irgendeines „abstrakten Tugend- oder Begriffnamens", wo¬
mit Schievelbein so manches öffentliche und Privatgebäude, hier neuerdings
noch Schloß und Börse geschmückt hat (an letzterer im Verein mit vielen ber¬
liner Genossen). Figuren, welche durchweg tadellos Posiren, gut drapirt sind,
nichts Häßliches, nichts Richtiges aufweisen und doch wie die meisten derartigen
modernen Arbeiten den effectvollen Schwung, den eine ältere Periode der de-
corativer Plastik ähnlichen Gestalten zu geben wußte, nicht ganz erreichen;
manches sehr schön componirte Relief rein poetischen Gehalts und idealen Stil'
charakters. das er bald als selbständiges Werk, bald zum Schmuck der Archi¬
tektur modellirte, und die nicht geringe Anzahl seiner Büsten — auf alle diese
Leistungen kann in dieser gedrängten Uebersicht nur im großen Ganzen hinge¬
wiesen werden.




Briefe aus

Der gute Rath des Grafen Bismarck, den Schwerpunkt der östreichischen Po¬
litik nach Ofen zu verlegen, wurde in diesen Wochen probeweise befolgt. Nicht nur
die Residenz des Kaisers, auch sein Ministerrath ward in die ungarische Hofburg
übertragen. Und der Einfluß und das Uebergewicht der ungariscken Politik machte
sich bereits in so hervorragender Weise geltend, daß Graf Bclcrcdi, der Minister¬
präsident und Staatsminister, sich dringend veranlaßt sah, die Geschäfte in Wien
den Händen seiner Bureauchefs anzuvertrauen, um in unmittelbarer Nähe des
Kaisers in Pesth dem Gange der dortigen Verhandlungen zu folgen und wo mög¬
lich dem allzustürmischen Vordringen der ungarisch-dualistischen Staatsmänner einen
Riegel vorzuschieben. Es schien auch in der That Gefahr im Verzug. Denn schon


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[0460] willen, eine prächtige reiche Decke in bauschigen Falten herüberwallen läßt. Das auf sich selbst Ruhende. Unerschütterte, unbeugsam Trotzige, heldcnsiark Markvolle des geschichtlichen Mannes will uns in solcher Stellung nicht zur vollen Anschauung kommen, so vortrefflich immerhin der Kopf und das Detail seiner Erscheinung herausgearbeitet sei. Die zahlreichen großen Decorativfiguren in idealer Gewandung, Träger und Trägerinnen irgendeines „abstrakten Tugend- oder Begriffnamens", wo¬ mit Schievelbein so manches öffentliche und Privatgebäude, hier neuerdings noch Schloß und Börse geschmückt hat (an letzterer im Verein mit vielen ber¬ liner Genossen). Figuren, welche durchweg tadellos Posiren, gut drapirt sind, nichts Häßliches, nichts Richtiges aufweisen und doch wie die meisten derartigen modernen Arbeiten den effectvollen Schwung, den eine ältere Periode der de- corativer Plastik ähnlichen Gestalten zu geben wußte, nicht ganz erreichen; manches sehr schön componirte Relief rein poetischen Gehalts und idealen Stil' charakters. das er bald als selbständiges Werk, bald zum Schmuck der Archi¬ tektur modellirte, und die nicht geringe Anzahl seiner Büsten — auf alle diese Leistungen kann in dieser gedrängten Uebersicht nur im großen Ganzen hinge¬ wiesen werden. Briefe aus Der gute Rath des Grafen Bismarck, den Schwerpunkt der östreichischen Po¬ litik nach Ofen zu verlegen, wurde in diesen Wochen probeweise befolgt. Nicht nur die Residenz des Kaisers, auch sein Ministerrath ward in die ungarische Hofburg übertragen. Und der Einfluß und das Uebergewicht der ungariscken Politik machte sich bereits in so hervorragender Weise geltend, daß Graf Bclcrcdi, der Minister¬ präsident und Staatsminister, sich dringend veranlaßt sah, die Geschäfte in Wien den Händen seiner Bureauchefs anzuvertrauen, um in unmittelbarer Nähe des Kaisers in Pesth dem Gange der dortigen Verhandlungen zu folgen und wo mög¬ lich dem allzustürmischen Vordringen der ungarisch-dualistischen Staatsmänner einen Riegel vorzuschieben. Es schien auch in der That Gefahr im Verzug. Denn schon

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/460>, abgerufen am 21.12.2024.