Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

fort, und sein Werth tritt uns lebhaft vor die Seele, wenn wir in dem großen
literarischen Werke des Verfassers Geist, Worte und dahinter zuweilen das
Antlitz des befreundeten Mannes erkennen.




Anfänge der Drnckkunst in Bild und Schrift.

^ollsetio ^siZsIiaua,. Die Anfänge der Druckkunst in Bild und Schrift. An
den frühesten Erzeugnissen erläutert in der weigelschcn Sammlung von Th. O. Weigel
und Dr. Zestermann. Mit 14S Facsimiles ze. 2 Bände, große. Royal-Quart.
Leipzig, 1866.

Auf diejenigen Künste, durch welche irgendein Erzeugniß des menschlichen
Geistes mechanisch vervielfältigt werden kann, hat man mit Recht zu allen Zeiten
den größten Werth gelegt. Sie öffnen den Weg, auf welchem alles, was
irgend die Bildung der Menschheit und den edlen Genuß des menschlichen
Strebens erhöht und erweitert, zum Gemeingute wird, und sie sind daher neben
dem lebendigen Worte die mächtigsten Hebel der Cultur. Vor allen andern
wichtig ist die Kunst, vermittelst einer Form Bild oder Schrift herzustellen.
Der Erfinder des Bilderdruckes ist unbekannt, dagegen haben für die Erfindung
des Schriftdruckes mit beweglichen Lettern die Resultate der Forschung den
Namen Johann Gutenbergs von M.unz immer entschiedener festgestellt.
Die Untersuchungen, die im oben angeführten Werke niedergelegt sind, bringen
"cuc und interessante Beweisstücke dafür bei. Wie hoch der Buchstabendruck,
die Typographie, vom Erfinder und seinen Zeitgenossen geschätzt wurde, und
Wie dankbar sie für dieses Geschenk der Vorsehung waren, ergiebt sich unter
andern aus den Schlußschriften zu den ersten gedruckten Büchern und aus den
Nachrichten über diese unschätzbare, mau kann wohl sagen welterlösende Erfindung.

So schreibt der sinnige Gutenberg in der Schlußschrift zum Latuolieorr des
Johannes de Janua, einem lateinischen Wörterbuche von 373 enggedruckten Folio¬
seiten: Unter dem Beistande des Allerhöchsten, ans dessen Wink die Zungen der Kinder
beredt werden, und der oft den Unmündigen offenbart, was er den Weisen ver¬
heimlicht, ist dieses treffliche Buch, das (^tlwlieon, im Jahre der Menschwerdung
des Herrn 1460 in der ehrwürdigen Stadt Mainz im Lande des ruhmvollen
deutschen Volkes, welches die Güte Gottes mit einer so hohen Leuchte des Geistes


fort, und sein Werth tritt uns lebhaft vor die Seele, wenn wir in dem großen
literarischen Werke des Verfassers Geist, Worte und dahinter zuweilen das
Antlitz des befreundeten Mannes erkennen.




Anfänge der Drnckkunst in Bild und Schrift.

^ollsetio ^siZsIiaua,. Die Anfänge der Druckkunst in Bild und Schrift. An
den frühesten Erzeugnissen erläutert in der weigelschcn Sammlung von Th. O. Weigel
und Dr. Zestermann. Mit 14S Facsimiles ze. 2 Bände, große. Royal-Quart.
Leipzig, 1866.

Auf diejenigen Künste, durch welche irgendein Erzeugniß des menschlichen
Geistes mechanisch vervielfältigt werden kann, hat man mit Recht zu allen Zeiten
den größten Werth gelegt. Sie öffnen den Weg, auf welchem alles, was
irgend die Bildung der Menschheit und den edlen Genuß des menschlichen
Strebens erhöht und erweitert, zum Gemeingute wird, und sie sind daher neben
dem lebendigen Worte die mächtigsten Hebel der Cultur. Vor allen andern
wichtig ist die Kunst, vermittelst einer Form Bild oder Schrift herzustellen.
Der Erfinder des Bilderdruckes ist unbekannt, dagegen haben für die Erfindung
des Schriftdruckes mit beweglichen Lettern die Resultate der Forschung den
Namen Johann Gutenbergs von M.unz immer entschiedener festgestellt.
Die Untersuchungen, die im oben angeführten Werke niedergelegt sind, bringen
"cuc und interessante Beweisstücke dafür bei. Wie hoch der Buchstabendruck,
die Typographie, vom Erfinder und seinen Zeitgenossen geschätzt wurde, und
Wie dankbar sie für dieses Geschenk der Vorsehung waren, ergiebt sich unter
andern aus den Schlußschriften zu den ersten gedruckten Büchern und aus den
Nachrichten über diese unschätzbare, mau kann wohl sagen welterlösende Erfindung.

So schreibt der sinnige Gutenberg in der Schlußschrift zum Latuolieorr des
Johannes de Janua, einem lateinischen Wörterbuche von 373 enggedruckten Folio¬
seiten: Unter dem Beistande des Allerhöchsten, ans dessen Wink die Zungen der Kinder
beredt werden, und der oft den Unmündigen offenbart, was er den Weisen ver¬
heimlicht, ist dieses treffliche Buch, das (^tlwlieon, im Jahre der Menschwerdung
des Herrn 1460 in der ehrwürdigen Stadt Mainz im Lande des ruhmvollen
deutschen Volkes, welches die Güte Gottes mit einer so hohen Leuchte des Geistes


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0265" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284735"/>
          <p xml:id="ID_905" prev="#ID_904"> fort, und sein Werth tritt uns lebhaft vor die Seele, wenn wir in dem großen<lb/>
literarischen Werke des Verfassers Geist, Worte und dahinter zuweilen das<lb/>
Antlitz des befreundeten Mannes erkennen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Anfänge der Drnckkunst in Bild und Schrift.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_906"> ^ollsetio ^siZsIiaua,. Die Anfänge der Druckkunst in Bild und Schrift. An<lb/>
den frühesten Erzeugnissen erläutert in der weigelschcn Sammlung von Th. O. Weigel<lb/>
und Dr. Zestermann.  Mit 14S Facsimiles ze.  2 Bände, große. Royal-Quart.<lb/>
Leipzig, 1866.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_907"> Auf diejenigen Künste, durch welche irgendein Erzeugniß des menschlichen<lb/>
Geistes mechanisch vervielfältigt werden kann, hat man mit Recht zu allen Zeiten<lb/>
den größten Werth gelegt. Sie öffnen den Weg, auf welchem alles, was<lb/>
irgend die Bildung der Menschheit und den edlen Genuß des menschlichen<lb/>
Strebens erhöht und erweitert, zum Gemeingute wird, und sie sind daher neben<lb/>
dem lebendigen Worte die mächtigsten Hebel der Cultur. Vor allen andern<lb/>
wichtig ist die Kunst, vermittelst einer Form Bild oder Schrift herzustellen.<lb/>
Der Erfinder des Bilderdruckes ist unbekannt, dagegen haben für die Erfindung<lb/>
des Schriftdruckes mit beweglichen Lettern die Resultate der Forschung den<lb/>
Namen Johann Gutenbergs von M.unz immer entschiedener festgestellt.<lb/>
Die Untersuchungen, die im oben angeführten Werke niedergelegt sind, bringen<lb/>
"cuc und interessante Beweisstücke dafür bei. Wie hoch der Buchstabendruck,<lb/>
die Typographie, vom Erfinder und seinen Zeitgenossen geschätzt wurde, und<lb/>
Wie dankbar sie für dieses Geschenk der Vorsehung waren, ergiebt sich unter<lb/>
andern aus den Schlußschriften zu den ersten gedruckten Büchern und aus den<lb/>
Nachrichten über diese unschätzbare, mau kann wohl sagen welterlösende Erfindung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_908" next="#ID_909"> So schreibt der sinnige Gutenberg in der Schlußschrift zum Latuolieorr des<lb/>
Johannes de Janua, einem lateinischen Wörterbuche von 373 enggedruckten Folio¬<lb/>
seiten: Unter dem Beistande des Allerhöchsten, ans dessen Wink die Zungen der Kinder<lb/>
beredt werden, und der oft den Unmündigen offenbart, was er den Weisen ver¬<lb/>
heimlicht, ist dieses treffliche Buch, das (^tlwlieon, im Jahre der Menschwerdung<lb/>
des Herrn 1460 in der ehrwürdigen Stadt Mainz im Lande des ruhmvollen<lb/>
deutschen Volkes, welches die Güte Gottes mit einer so hohen Leuchte des Geistes</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0265] fort, und sein Werth tritt uns lebhaft vor die Seele, wenn wir in dem großen literarischen Werke des Verfassers Geist, Worte und dahinter zuweilen das Antlitz des befreundeten Mannes erkennen. Anfänge der Drnckkunst in Bild und Schrift. ^ollsetio ^siZsIiaua,. Die Anfänge der Druckkunst in Bild und Schrift. An den frühesten Erzeugnissen erläutert in der weigelschcn Sammlung von Th. O. Weigel und Dr. Zestermann. Mit 14S Facsimiles ze. 2 Bände, große. Royal-Quart. Leipzig, 1866. Auf diejenigen Künste, durch welche irgendein Erzeugniß des menschlichen Geistes mechanisch vervielfältigt werden kann, hat man mit Recht zu allen Zeiten den größten Werth gelegt. Sie öffnen den Weg, auf welchem alles, was irgend die Bildung der Menschheit und den edlen Genuß des menschlichen Strebens erhöht und erweitert, zum Gemeingute wird, und sie sind daher neben dem lebendigen Worte die mächtigsten Hebel der Cultur. Vor allen andern wichtig ist die Kunst, vermittelst einer Form Bild oder Schrift herzustellen. Der Erfinder des Bilderdruckes ist unbekannt, dagegen haben für die Erfindung des Schriftdruckes mit beweglichen Lettern die Resultate der Forschung den Namen Johann Gutenbergs von M.unz immer entschiedener festgestellt. Die Untersuchungen, die im oben angeführten Werke niedergelegt sind, bringen "cuc und interessante Beweisstücke dafür bei. Wie hoch der Buchstabendruck, die Typographie, vom Erfinder und seinen Zeitgenossen geschätzt wurde, und Wie dankbar sie für dieses Geschenk der Vorsehung waren, ergiebt sich unter andern aus den Schlußschriften zu den ersten gedruckten Büchern und aus den Nachrichten über diese unschätzbare, mau kann wohl sagen welterlösende Erfindung. So schreibt der sinnige Gutenberg in der Schlußschrift zum Latuolieorr des Johannes de Janua, einem lateinischen Wörterbuche von 373 enggedruckten Folio¬ seiten: Unter dem Beistande des Allerhöchsten, ans dessen Wink die Zungen der Kinder beredt werden, und der oft den Unmündigen offenbart, was er den Weisen ver¬ heimlicht, ist dieses treffliche Buch, das (^tlwlieon, im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1460 in der ehrwürdigen Stadt Mainz im Lande des ruhmvollen deutschen Volkes, welches die Güte Gottes mit einer so hohen Leuchte des Geistes

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/265
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/265>, abgerufen am 21.12.2024.