Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

mußte schweigen. Die Frage ist. ohne ein Votum der würtembergischen Kammer
über den modischen Bericht abzuwarten, endlich glücklich auf dem Punkt ange¬
langt, wohin ihr die Bahn von Anfang an unabänderlich vorgezeichnet war.
Das Bündnis; Oestreichs und der Mittelstaatcn hat sich in gegenseitige Vorwürfe
aufgelöst, und die Klügere" unter den Bekämpfen: des Handelsvertrags haben
sich bei Zeiten zurückgezogen. Sollten nun die Schutzzöllner ihren Gegnern
einen leichten Triumph gönnen? Oder sollten die Freunde des Handelsvertrags
riskiren, daß noch im jetzigen Augenblick die Mehrheit der würtembergischen
Kammer mit einem Votum gegen den Vertrag nachhinke? Es war in beider
Interesse, so sanft und schnell als möglich über die Frage hinwegzugehen. Die
Klärung im Lande ist allerdings im besten Zuge, aber sie ist noch nicht voll-
endet, nud sicher wäre die große Mehrheit der Kammer, die bisher Herrn
Mohl aufs Wort glaubte, daß Preußen in letzter Stunde auf die Stimme
seiner besorgten Freunde in Süddeutschland hören und reumüthig umkehren
werde, in keine geringe Verlegenheit gekommen, gerade jetzt zu einem Ja oder
Nein sich entscheiden zu sollen.

Alles in Allem genommen, ist die Adresse der getreue Ausdruck der
Wünsche des Landes. Sie zeichnet die Bedingungen, unter welchen der Einzel¬
staat auch in Zukunft die Fähigkeit und das Recht hat zu existiren. Wird sie
in diesem Sinne höchsten Orts verstanden und beherzigt werden? Wir wissen
es nicht. Nur so viel hat verlautet, daß der Empfang der Adreßdeputation ein
auffallend kühler gewesen ist.




Die Tellenschauspiele in der Schweiz vor Schiller.
Bon
E. L. Rochholz.
Dritter Abschnitt.

Die Zeiten des kirchlichen Schauspiels und des gelehrten Schuldramas. Letzteres
arbeitet in der Schweiz dem französischen Kunstdrama vor, und solcher Entstehung
sind: 6ri"lor, ^raZv<1lo 17 02 (vom Berner Samuel Hcnzi). -- Kuillaumo ?eU,
'Il-aMio ZM' 1o Allörro 1707. -- Nachtrag über die Namen Grislcr und Geßler.

Bereits am Schlüsse des sechzehnten Jahrhunderts war im deutschen Drama
an die Stelle des Volksthümlichen, Gesunden und Thatsächlichen verschrobene


mußte schweigen. Die Frage ist. ohne ein Votum der würtembergischen Kammer
über den modischen Bericht abzuwarten, endlich glücklich auf dem Punkt ange¬
langt, wohin ihr die Bahn von Anfang an unabänderlich vorgezeichnet war.
Das Bündnis; Oestreichs und der Mittelstaatcn hat sich in gegenseitige Vorwürfe
aufgelöst, und die Klügere» unter den Bekämpfen: des Handelsvertrags haben
sich bei Zeiten zurückgezogen. Sollten nun die Schutzzöllner ihren Gegnern
einen leichten Triumph gönnen? Oder sollten die Freunde des Handelsvertrags
riskiren, daß noch im jetzigen Augenblick die Mehrheit der würtembergischen
Kammer mit einem Votum gegen den Vertrag nachhinke? Es war in beider
Interesse, so sanft und schnell als möglich über die Frage hinwegzugehen. Die
Klärung im Lande ist allerdings im besten Zuge, aber sie ist noch nicht voll-
endet, nud sicher wäre die große Mehrheit der Kammer, die bisher Herrn
Mohl aufs Wort glaubte, daß Preußen in letzter Stunde auf die Stimme
seiner besorgten Freunde in Süddeutschland hören und reumüthig umkehren
werde, in keine geringe Verlegenheit gekommen, gerade jetzt zu einem Ja oder
Nein sich entscheiden zu sollen.

Alles in Allem genommen, ist die Adresse der getreue Ausdruck der
Wünsche des Landes. Sie zeichnet die Bedingungen, unter welchen der Einzel¬
staat auch in Zukunft die Fähigkeit und das Recht hat zu existiren. Wird sie
in diesem Sinne höchsten Orts verstanden und beherzigt werden? Wir wissen
es nicht. Nur so viel hat verlautet, daß der Empfang der Adreßdeputation ein
auffallend kühler gewesen ist.




Die Tellenschauspiele in der Schweiz vor Schiller.
Bon
E. L. Rochholz.
Dritter Abschnitt.

Die Zeiten des kirchlichen Schauspiels und des gelehrten Schuldramas. Letzteres
arbeitet in der Schweiz dem französischen Kunstdrama vor, und solcher Entstehung
sind: 6ri»lor, ^raZv<1lo 17 02 (vom Berner Samuel Hcnzi). — Kuillaumo ?eU,
'Il-aMio ZM' 1o Allörro 1707. — Nachtrag über die Namen Grislcr und Geßler.

Bereits am Schlüsse des sechzehnten Jahrhunderts war im deutschen Drama
an die Stelle des Volksthümlichen, Gesunden und Thatsächlichen verschrobene


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189323"/>
          <p xml:id="ID_805" prev="#ID_804"> mußte schweigen. Die Frage ist. ohne ein Votum der würtembergischen Kammer<lb/>
über den modischen Bericht abzuwarten, endlich glücklich auf dem Punkt ange¬<lb/>
langt, wohin ihr die Bahn von Anfang an unabänderlich vorgezeichnet war.<lb/>
Das Bündnis; Oestreichs und der Mittelstaatcn hat sich in gegenseitige Vorwürfe<lb/>
aufgelöst, und die Klügere» unter den Bekämpfen: des Handelsvertrags haben<lb/>
sich bei Zeiten zurückgezogen. Sollten nun die Schutzzöllner ihren Gegnern<lb/>
einen leichten Triumph gönnen? Oder sollten die Freunde des Handelsvertrags<lb/>
riskiren, daß noch im jetzigen Augenblick die Mehrheit der würtembergischen<lb/>
Kammer mit einem Votum gegen den Vertrag nachhinke? Es war in beider<lb/>
Interesse, so sanft und schnell als möglich über die Frage hinwegzugehen. Die<lb/>
Klärung im Lande ist allerdings im besten Zuge, aber sie ist noch nicht voll-<lb/>
endet, nud sicher wäre die große Mehrheit der Kammer, die bisher Herrn<lb/>
Mohl aufs Wort glaubte, daß Preußen in letzter Stunde auf die Stimme<lb/>
seiner besorgten Freunde in Süddeutschland hören und reumüthig umkehren<lb/>
werde, in keine geringe Verlegenheit gekommen, gerade jetzt zu einem Ja oder<lb/>
Nein sich entscheiden zu sollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_806"> Alles in Allem genommen, ist die Adresse der getreue Ausdruck der<lb/>
Wünsche des Landes. Sie zeichnet die Bedingungen, unter welchen der Einzel¬<lb/>
staat auch in Zukunft die Fähigkeit und das Recht hat zu existiren. Wird sie<lb/>
in diesem Sinne höchsten Orts verstanden und beherzigt werden? Wir wissen<lb/>
es nicht. Nur so viel hat verlautet, daß der Empfang der Adreßdeputation ein<lb/><note type="byline"/> auffallend kühler gewesen ist.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Tellenschauspiele in der Schweiz vor Schiller.<lb/>
Bon<lb/><note type="byline"> E. L. Rochholz.</note><lb/>
Dritter Abschnitt. </head><lb/>
          <note type="argument"> Die Zeiten des kirchlichen Schauspiels und des gelehrten Schuldramas. Letzteres<lb/>
arbeitet in der Schweiz dem französischen Kunstdrama vor, und solcher Entstehung<lb/>
sind: 6ri»lor, ^raZv&lt;1lo 17 02 (vom Berner Samuel Hcnzi). &#x2014; Kuillaumo ?eU,<lb/>
'Il-aMio ZM' 1o Allörro 1707. &#x2014; Nachtrag über die Namen Grislcr und Geßler.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_807" next="#ID_808"> Bereits am Schlüsse des sechzehnten Jahrhunderts war im deutschen Drama<lb/>
an die Stelle des Volksthümlichen, Gesunden und Thatsächlichen verschrobene</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0228] mußte schweigen. Die Frage ist. ohne ein Votum der würtembergischen Kammer über den modischen Bericht abzuwarten, endlich glücklich auf dem Punkt ange¬ langt, wohin ihr die Bahn von Anfang an unabänderlich vorgezeichnet war. Das Bündnis; Oestreichs und der Mittelstaatcn hat sich in gegenseitige Vorwürfe aufgelöst, und die Klügere» unter den Bekämpfen: des Handelsvertrags haben sich bei Zeiten zurückgezogen. Sollten nun die Schutzzöllner ihren Gegnern einen leichten Triumph gönnen? Oder sollten die Freunde des Handelsvertrags riskiren, daß noch im jetzigen Augenblick die Mehrheit der würtembergischen Kammer mit einem Votum gegen den Vertrag nachhinke? Es war in beider Interesse, so sanft und schnell als möglich über die Frage hinwegzugehen. Die Klärung im Lande ist allerdings im besten Zuge, aber sie ist noch nicht voll- endet, nud sicher wäre die große Mehrheit der Kammer, die bisher Herrn Mohl aufs Wort glaubte, daß Preußen in letzter Stunde auf die Stimme seiner besorgten Freunde in Süddeutschland hören und reumüthig umkehren werde, in keine geringe Verlegenheit gekommen, gerade jetzt zu einem Ja oder Nein sich entscheiden zu sollen. Alles in Allem genommen, ist die Adresse der getreue Ausdruck der Wünsche des Landes. Sie zeichnet die Bedingungen, unter welchen der Einzel¬ staat auch in Zukunft die Fähigkeit und das Recht hat zu existiren. Wird sie in diesem Sinne höchsten Orts verstanden und beherzigt werden? Wir wissen es nicht. Nur so viel hat verlautet, daß der Empfang der Adreßdeputation ein auffallend kühler gewesen ist. Die Tellenschauspiele in der Schweiz vor Schiller. Bon E. L. Rochholz. Dritter Abschnitt. Die Zeiten des kirchlichen Schauspiels und des gelehrten Schuldramas. Letzteres arbeitet in der Schweiz dem französischen Kunstdrama vor, und solcher Entstehung sind: 6ri»lor, ^raZv<1lo 17 02 (vom Berner Samuel Hcnzi). — Kuillaumo ?eU, 'Il-aMio ZM' 1o Allörro 1707. — Nachtrag über die Namen Grislcr und Geßler. Bereits am Schlüsse des sechzehnten Jahrhunderts war im deutschen Drama an die Stelle des Volksthümlichen, Gesunden und Thatsächlichen verschrobene

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/228
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/228>, abgerufen am 28.09.2024.