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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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öffentlichte Fahr- und Gehordnungen, durch Vorsorge für Herbeischaffung der
Speisen und Getränke und durch billige Taxen derselben, durch ausgestellte
Wachen und Reiter, durch strenges Verbot jedes Baumvesteigens, Verderbens
der Felder und jedes unartigen Geschreies, durch scharfe Patrouillen in der
Stadt, durch Bestellung eines Chirurgus nebst Gesellen und Verbindezeug für
den Fall, daß jemand auf "diese oder jene Art" beschädigt würde, durch die
Böllerstgnale, ,,damit niemand ohne Noth der freien Luft zu lange sich aus¬
setzen dürfe", endlich durch Ermahnung zur Ordnung und Mäßigung, zumal
für den Fall, "wenn die Luftfahrt durch einen Zufall vereitelt werde oder der
gefaßten Meinung nicht entsprechen sollte." Auch den Festplatz hatten Rath
und Unternehmer ganz meisterhaft eingerichtet. Denn, wie die Flugschrift meldet:
der ganze Platz sah einer kleinen Vestung ähnlich, welche durch die spanischen
Reuter und --80 Soldaten hinlänglich bedeckt war, wenn ja Wider Ver¬
muthen der Pöbel hätte Unruhen anfangen wollen, wie es manchmal bei der¬
gleichen Gelegenheiten zu gehen Pflegt. Man muß es aber vom Größten bis
zum Geringsten rühmen, daß alles durch Bescheidenheit und Güte im Befehlen,
und mit Stille und Ordnung im Gehorchen glücklich vorüberging.




Sie haben wiederholt angedeutet, daß Sie bei aller Hochachtung vor der
preußischen Kriegführung in Schleswig der Art, wie eine gewisse hochgestellte
Persönlichkeit im Lager der Preußen die Bedeutung der dortigen kriegerischen
Leistungen im Vergleich mit andern aufzufassen scheint, nicht recht beizupflichten
vermögen, und in der That, wie groß auch das Verdienst des eigentlichen
Führers der Preußen sein mag, und wie tüchtig sich die Armee in der Ausführung
seiner Anordnungen, namentlich vor Düppel gezeigt hat: die Parallele zwischen
Austerlitz und Missunde war kein besonders glücklicher Griff, und den Düppel-
fieg als die glänzendste aller glänzenden Waffenthaten zu feiern möchte eine
nicht gerade gelinde Uebertreibung sein, namentlich in Zeiten, wo man die
fünfzigjährige Gedenkfeier der Schlachten bei Leipzig und Waterloo begeht.

Aber legen wir nicht zu viel Gewicht auf solche Verirrungen einer un¬
geübten Feder. Außerhalb Ilion wird jedenfalls in ganz andrer Weise noch


öffentlichte Fahr- und Gehordnungen, durch Vorsorge für Herbeischaffung der
Speisen und Getränke und durch billige Taxen derselben, durch ausgestellte
Wachen und Reiter, durch strenges Verbot jedes Baumvesteigens, Verderbens
der Felder und jedes unartigen Geschreies, durch scharfe Patrouillen in der
Stadt, durch Bestellung eines Chirurgus nebst Gesellen und Verbindezeug für
den Fall, daß jemand auf „diese oder jene Art" beschädigt würde, durch die
Böllerstgnale, ,,damit niemand ohne Noth der freien Luft zu lange sich aus¬
setzen dürfe", endlich durch Ermahnung zur Ordnung und Mäßigung, zumal
für den Fall, „wenn die Luftfahrt durch einen Zufall vereitelt werde oder der
gefaßten Meinung nicht entsprechen sollte." Auch den Festplatz hatten Rath
und Unternehmer ganz meisterhaft eingerichtet. Denn, wie die Flugschrift meldet:
der ganze Platz sah einer kleinen Vestung ähnlich, welche durch die spanischen
Reuter und —80 Soldaten hinlänglich bedeckt war, wenn ja Wider Ver¬
muthen der Pöbel hätte Unruhen anfangen wollen, wie es manchmal bei der¬
gleichen Gelegenheiten zu gehen Pflegt. Man muß es aber vom Größten bis
zum Geringsten rühmen, daß alles durch Bescheidenheit und Güte im Befehlen,
und mit Stille und Ordnung im Gehorchen glücklich vorüberging.




Sie haben wiederholt angedeutet, daß Sie bei aller Hochachtung vor der
preußischen Kriegführung in Schleswig der Art, wie eine gewisse hochgestellte
Persönlichkeit im Lager der Preußen die Bedeutung der dortigen kriegerischen
Leistungen im Vergleich mit andern aufzufassen scheint, nicht recht beizupflichten
vermögen, und in der That, wie groß auch das Verdienst des eigentlichen
Führers der Preußen sein mag, und wie tüchtig sich die Armee in der Ausführung
seiner Anordnungen, namentlich vor Düppel gezeigt hat: die Parallele zwischen
Austerlitz und Missunde war kein besonders glücklicher Griff, und den Düppel-
fieg als die glänzendste aller glänzenden Waffenthaten zu feiern möchte eine
nicht gerade gelinde Uebertreibung sein, namentlich in Zeiten, wo man die
fünfzigjährige Gedenkfeier der Schlachten bei Leipzig und Waterloo begeht.

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geübten Feder. Außerhalb Ilion wird jedenfalls in ganz andrer Weise noch


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[0356] öffentlichte Fahr- und Gehordnungen, durch Vorsorge für Herbeischaffung der Speisen und Getränke und durch billige Taxen derselben, durch ausgestellte Wachen und Reiter, durch strenges Verbot jedes Baumvesteigens, Verderbens der Felder und jedes unartigen Geschreies, durch scharfe Patrouillen in der Stadt, durch Bestellung eines Chirurgus nebst Gesellen und Verbindezeug für den Fall, daß jemand auf „diese oder jene Art" beschädigt würde, durch die Böllerstgnale, ,,damit niemand ohne Noth der freien Luft zu lange sich aus¬ setzen dürfe", endlich durch Ermahnung zur Ordnung und Mäßigung, zumal für den Fall, „wenn die Luftfahrt durch einen Zufall vereitelt werde oder der gefaßten Meinung nicht entsprechen sollte." Auch den Festplatz hatten Rath und Unternehmer ganz meisterhaft eingerichtet. Denn, wie die Flugschrift meldet: der ganze Platz sah einer kleinen Vestung ähnlich, welche durch die spanischen Reuter und —80 Soldaten hinlänglich bedeckt war, wenn ja Wider Ver¬ muthen der Pöbel hätte Unruhen anfangen wollen, wie es manchmal bei der¬ gleichen Gelegenheiten zu gehen Pflegt. Man muß es aber vom Größten bis zum Geringsten rühmen, daß alles durch Bescheidenheit und Güte im Befehlen, und mit Stille und Ordnung im Gehorchen glücklich vorüberging. Sie haben wiederholt angedeutet, daß Sie bei aller Hochachtung vor der preußischen Kriegführung in Schleswig der Art, wie eine gewisse hochgestellte Persönlichkeit im Lager der Preußen die Bedeutung der dortigen kriegerischen Leistungen im Vergleich mit andern aufzufassen scheint, nicht recht beizupflichten vermögen, und in der That, wie groß auch das Verdienst des eigentlichen Führers der Preußen sein mag, und wie tüchtig sich die Armee in der Ausführung seiner Anordnungen, namentlich vor Düppel gezeigt hat: die Parallele zwischen Austerlitz und Missunde war kein besonders glücklicher Griff, und den Düppel- fieg als die glänzendste aller glänzenden Waffenthaten zu feiern möchte eine nicht gerade gelinde Uebertreibung sein, namentlich in Zeiten, wo man die fünfzigjährige Gedenkfeier der Schlachten bei Leipzig und Waterloo begeht. Aber legen wir nicht zu viel Gewicht auf solche Verirrungen einer un¬ geübten Feder. Außerhalb Ilion wird jedenfalls in ganz andrer Weise noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/356>, abgerufen am 23.07.2024.