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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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staatliche Beredtsamt'eit bekanntlich noch in den Kinderschuhen, und es gibt
daher unter uns wenige so ausgebildete Sprecher, wie der Dr. Karl Braun
in Wiesbaden. Eine köstliche Ruhe bewahrt ihn vor der gemeinsten aller ora>
dorischen Jugendsünden, vor dem allzu geschwinden und trüben Fluß der Rede;
und damit verbindet er juristische, finanzielle und nationalökonomische Kenntnisse,
die ihn zum Range einer Specialität erheben, sowie einen Witz, der auf dein
weimarischen Abgcvrdnetentage z, B. selbst jene würtembergischen Schutzzöllner
wider ihren Willen zur Heiterkeit stimmte, denen seine Wirksamkeit für den
Handelsvertrag ein Gräuel ist. Der echte Repräsentant aber, und eigentliche
politische Führer des nassauischen Liberalismus ist Brauns langjähriger Freund
und Parteigenosse, Dr. Lang in Wiesbaden. Charakterstärke, Energie und
kühle Klugheit stellen ihn an die Spitze der Fortschrittspartei, wie sie ihm im
Ausschuß des Nationalvereins, dessen nassauisehcs Mitglied er ist, einen hervor¬
ragenden Platz sichern. Er vor Allen ist ganz von jenem hohen nationale"
Selbstgefühl erfüllt, das die Schwinge ist, auf der das deutsche Volk jetzt zu
würdigen Geschicken emporstrebe. Solche Feldherrn und solch ein Heer werden
nicht lange vergebens kämpfen. Binnen Jahresfrist wird Nassau aus einer
Dependenz der östreichisch-mittelstaatlichen Koalition zu einem kaum noch an¬
gefochtenen Besitz des verjüngten Deutschland geworden sein.




Deutsche Briefe ans der preußischen PrMnz Posen.

I. ?le6n alö ?s,ng, ^Wusa. I. Gesang zum Herrn Jesu.
(Schluß von Ur. 6).

Der Kolko. -- Ein Unglück des Herrn v. Niegolewst'i. -- Der Erzbischof von
Posen. .....- Die Wahlmanöver. -- Die agitatorischen Kirchenlieder, Trauer¬
gottesdienste und Processionen. -- Schlußbcmcrkungen.

Welches Bedürfniß und welches Vermögen die polnische Nation habe, sich -
gängeln zu lassen, beweist auch das jetzt etwa dreizehnjährige Bestehen eines
eomits ein'ecwur, welches seinen Sitz in Posen hat und Von dort aus jedem
Wahlkreise seinen Abgeordneten zuweist. Ost waren die zu wählenden Männer
dem Wahlkörper sehr unliebsam, und doch ist in den ganzen dreizehn Jahren
nur ein Abgeordneter nicht wider, sondern nur ohne den Willen des eowite
gewählt worden, öl-. Prusinowski hatte Mar 1862 erklärt, er werde sich >n


staatliche Beredtsamt'eit bekanntlich noch in den Kinderschuhen, und es gibt
daher unter uns wenige so ausgebildete Sprecher, wie der Dr. Karl Braun
in Wiesbaden. Eine köstliche Ruhe bewahrt ihn vor der gemeinsten aller ora>
dorischen Jugendsünden, vor dem allzu geschwinden und trüben Fluß der Rede;
und damit verbindet er juristische, finanzielle und nationalökonomische Kenntnisse,
die ihn zum Range einer Specialität erheben, sowie einen Witz, der auf dein
weimarischen Abgcvrdnetentage z, B. selbst jene würtembergischen Schutzzöllner
wider ihren Willen zur Heiterkeit stimmte, denen seine Wirksamkeit für den
Handelsvertrag ein Gräuel ist. Der echte Repräsentant aber, und eigentliche
politische Führer des nassauischen Liberalismus ist Brauns langjähriger Freund
und Parteigenosse, Dr. Lang in Wiesbaden. Charakterstärke, Energie und
kühle Klugheit stellen ihn an die Spitze der Fortschrittspartei, wie sie ihm im
Ausschuß des Nationalvereins, dessen nassauisehcs Mitglied er ist, einen hervor¬
ragenden Platz sichern. Er vor Allen ist ganz von jenem hohen nationale»
Selbstgefühl erfüllt, das die Schwinge ist, auf der das deutsche Volk jetzt zu
würdigen Geschicken emporstrebe. Solche Feldherrn und solch ein Heer werden
nicht lange vergebens kämpfen. Binnen Jahresfrist wird Nassau aus einer
Dependenz der östreichisch-mittelstaatlichen Koalition zu einem kaum noch an¬
gefochtenen Besitz des verjüngten Deutschland geworden sein.




Deutsche Briefe ans der preußischen PrMnz Posen.

I. ?le6n alö ?s,ng, ^Wusa. I. Gesang zum Herrn Jesu.
(Schluß von Ur. 6).

Der Kolko. — Ein Unglück des Herrn v. Niegolewst'i. — Der Erzbischof von
Posen. .....- Die Wahlmanöver. — Die agitatorischen Kirchenlieder, Trauer¬
gottesdienste und Processionen. — Schlußbcmcrkungen.

Welches Bedürfniß und welches Vermögen die polnische Nation habe, sich -
gängeln zu lassen, beweist auch das jetzt etwa dreizehnjährige Bestehen eines
eomits ein'ecwur, welches seinen Sitz in Posen hat und Von dort aus jedem
Wahlkreise seinen Abgeordneten zuweist. Ost waren die zu wählenden Männer
dem Wahlkörper sehr unliebsam, und doch ist in den ganzen dreizehn Jahren
nur ein Abgeordneter nicht wider, sondern nur ohne den Willen des eowite
gewählt worden, öl-. Prusinowski hatte Mar 1862 erklärt, er werde sich >n


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/454>, abgerufen am 21.11.2024.