Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Das östreichische Fußvolk. Mit dem Aufhören des Nittenvesens. der Zeit, in welcher nur der berittene Und die Erfahrungen der letzten Kriege haben gezeigt, daß die Infanterie Dennoch würde die Ansicht, daß man der Infanterie eine ihrem Werthe Daß man hier und da Eliteinfanterie, wie z. B. Grenadiere, Garden, Das östreichische Fußvolk. Mit dem Aufhören des Nittenvesens. der Zeit, in welcher nur der berittene Und die Erfahrungen der letzten Kriege haben gezeigt, daß die Infanterie Dennoch würde die Ansicht, daß man der Infanterie eine ihrem Werthe Daß man hier und da Eliteinfanterie, wie z. B. Grenadiere, Garden, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115734"/> </div> <div n="1"> <head> Das östreichische Fußvolk.</head><lb/> <p xml:id="ID_933"> Mit dem Aufhören des Nittenvesens. der Zeit, in welcher nur der berittene<lb/> Adelige thätigen Antheil an den Gefahren des Krieges nahm und auch allein<lb/> den Lohn hierfür empfing, wuchsen die Zahl, die Güte und die Bedeutung<lb/> der Infanterie. Dieselbe, welche früher in den „Knechten zu Fuß" nur als<lb/> ein Anhängsel der Heere betrachtet worden war und nur ausnahmsweise in<lb/> den flandrischen Bürgerkriegen, bei den Schweizern und in den Hussitenkriegen<lb/> eine Rolle gespielt hatte, gelangte seit den Thaten der „frommen Landsknechte",<lb/> des spanischen Fußvolkes und der in aller Herren Diensten fechtenden schweize¬<lb/> rischen Miethtruppen zu immer größerem Ansehen, sie schwang sich nach und<lb/> nach zur zahlreichsten, unentbehrlichsten, ja zur Hauptwaffe aller europäischen<lb/> Heere empor.</p><lb/> <p xml:id="ID_934"> Und die Erfahrungen der letzten Kriege haben gezeigt, daß die Infanterie<lb/> zu noch höherer Geltung und noch größerer Vermehrung gelangen, die Reiterei<lb/> aber zurückgedrängt werden muß. und daß nur die Artillerie, nachdem sie die<lb/> durch Verallgemeinerung der weittragenden Handfeuerwaffen erlittene Einbuße<lb/> mit der endlichen Lösung des Problems der gezogenen Geschütze wieder aus¬<lb/> geglichen, ihren bisherigen Rang behaupten kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_935"> Dennoch würde die Ansicht, daß man der Infanterie eine ihrem Werthe<lb/> entsprechende Aufmerksamkeit zugewendet habe, das beste Material für sie aus¬<lb/> wähle und sie überhaupt als Hauptwaffe behandle, eine irrthümliche sein.<lb/> Denn noch immer zählt das Fußvolk nur zu dem großen Haufen der Heere,<lb/> man theilt ihm nur diejenigen Soldaten zu, welche für keine andere Truppe<lb/> taugen, stellt es hinsichtlich des Soldes und häufig auch des Ranges den übri¬<lb/> gen Waffengattungen nach und betrachtet es im Kriege, wo ohnehin der In¬<lb/> fanterist die größten Strapazen zu ertragen hat, als das eigentliche Kanonen¬<lb/> futter. Wenn von einer vorzüglichen Infanterie, z. B. jener des preußischen<lb/> Heeres unter dem großen Friedrich die Rede ist. so ist diese Vorzüglichkeit nur<lb/> eine relative; denn das preußische Fußvolk jener Zeit war nur vorzüglicher als<lb/> die Infanterie der übrigen Heere, keineswegs aber die vorzüglichste Waffengat¬<lb/> tung des preußischen Heeres selbst oder sie wurde wenigstens nicht so behandelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_936"> Daß man hier und da Eliteinfanterie, wie z. B. Grenadiere, Garden,<lb/> Jäger und Schützen, findet, ändert nichts an der Sache, da man auch bei den<lb/> übrigen Waffengattungen ähnliche Elitetruppen antrifft und dafür dann ge¬<lb/> wöhnlich die übrige Masse der Infanterie um so schlechter und geringer geach¬<lb/> tet ist.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
Das östreichische Fußvolk.
Mit dem Aufhören des Nittenvesens. der Zeit, in welcher nur der berittene
Adelige thätigen Antheil an den Gefahren des Krieges nahm und auch allein
den Lohn hierfür empfing, wuchsen die Zahl, die Güte und die Bedeutung
der Infanterie. Dieselbe, welche früher in den „Knechten zu Fuß" nur als
ein Anhängsel der Heere betrachtet worden war und nur ausnahmsweise in
den flandrischen Bürgerkriegen, bei den Schweizern und in den Hussitenkriegen
eine Rolle gespielt hatte, gelangte seit den Thaten der „frommen Landsknechte",
des spanischen Fußvolkes und der in aller Herren Diensten fechtenden schweize¬
rischen Miethtruppen zu immer größerem Ansehen, sie schwang sich nach und
nach zur zahlreichsten, unentbehrlichsten, ja zur Hauptwaffe aller europäischen
Heere empor.
Und die Erfahrungen der letzten Kriege haben gezeigt, daß die Infanterie
zu noch höherer Geltung und noch größerer Vermehrung gelangen, die Reiterei
aber zurückgedrängt werden muß. und daß nur die Artillerie, nachdem sie die
durch Verallgemeinerung der weittragenden Handfeuerwaffen erlittene Einbuße
mit der endlichen Lösung des Problems der gezogenen Geschütze wieder aus¬
geglichen, ihren bisherigen Rang behaupten kann.
Dennoch würde die Ansicht, daß man der Infanterie eine ihrem Werthe
entsprechende Aufmerksamkeit zugewendet habe, das beste Material für sie aus¬
wähle und sie überhaupt als Hauptwaffe behandle, eine irrthümliche sein.
Denn noch immer zählt das Fußvolk nur zu dem großen Haufen der Heere,
man theilt ihm nur diejenigen Soldaten zu, welche für keine andere Truppe
taugen, stellt es hinsichtlich des Soldes und häufig auch des Ranges den übri¬
gen Waffengattungen nach und betrachtet es im Kriege, wo ohnehin der In¬
fanterist die größten Strapazen zu ertragen hat, als das eigentliche Kanonen¬
futter. Wenn von einer vorzüglichen Infanterie, z. B. jener des preußischen
Heeres unter dem großen Friedrich die Rede ist. so ist diese Vorzüglichkeit nur
eine relative; denn das preußische Fußvolk jener Zeit war nur vorzüglicher als
die Infanterie der übrigen Heere, keineswegs aber die vorzüglichste Waffengat¬
tung des preußischen Heeres selbst oder sie wurde wenigstens nicht so behandelt.
Daß man hier und da Eliteinfanterie, wie z. B. Grenadiere, Garden,
Jäger und Schützen, findet, ändert nichts an der Sache, da man auch bei den
übrigen Waffengattungen ähnliche Elitetruppen antrifft und dafür dann ge¬
wöhnlich die übrige Masse der Infanterie um so schlechter und geringer geach¬
tet ist.
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