Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sostomos erzählt, daß Theagenes nach Beendigung seiner Athletenlaufbahn ein
wackerer Bürger und guter Staatsmann gewesen sei, so ist dies eine Ausnahme.
So lange freilich der Athletik das Gewerbsmäßige fehlte, versteht es sich von
selbst. So nahm z. B, der Athlet Phayllos aus Kreta mit einem eignen
Schiffe auf Seite der Hellenen an der Schlacht bei Salamis Theil, und der
rhodische Paukratiast Dorinus kämpfte im peloponnesischen Kriege mit eigenen
Fahrzeugen gegen die Athener.




Alls Mecklenburg.
Zur Körnerfeier.

Mecklenburg hat es an dankbarer Pietät gegen den deutschen Helden und
Sänger, der unter der Eiche bei Wöbbelin begraben liegt, zu keiner Zeit fehlen
lassen. Die Schüler der oberen Classe des Gymnasiums zu Schwerin Wall¬
fahrteten, nach einer bis in die neuere Zeit fortgepflanzten Sitte, alljährlich
an die Grabstätte und feierten in Gesang und Rede das Andenken Theodor
Körners. Noch im Jahre 1851 ward auf der Stelle, wo er die Todeswunde
erhielt, zu Rosenberg bei Schwerin, unter angemessenen Feierlichkeiten ein Denk¬
mal errichtet. Ein alter Freiheitskämpfer, der Rector a. D. Brasch zu Schwerin,
fügte vor zwei Jahren in dem Buche "das Grab zu Wöbbelin" den Denk¬
malen aus Stein und Eisen ein umfängliches, auf sorgsamster Forschung
ruhendes literarisches Denkmal hinzu.

Aus diesen und vielen andern Zeugnissen ist zu entnehmen, daß der
Spruch über der Pforte von Körners Grabstätte: "Vergeht der treuen Todten
nicht!" auch in die Herzen der Mecklenburger eingegraben ist. und daß der
Name des Sängers von Leier und Schwert unter uns in verdienten Ehren
gehalten wird. Wenn bei dem Allen die Theilnahme an der am 26. August
bevorstehenden, von Hamburg aus angeregten Nativnalfeier des funfzigjährigen
Gedächtnißtages des Todes Theodor Körners in Mecklenburg selbst voraus¬
sichtlich eine äußerst geringe und matte sein wird, so liegt dies an andern Ur¬
sachen als an mangelnder Sympathie für den im Grabe zu Wöbbelin ruhenden
Freiheitskämpfer.


sostomos erzählt, daß Theagenes nach Beendigung seiner Athletenlaufbahn ein
wackerer Bürger und guter Staatsmann gewesen sei, so ist dies eine Ausnahme.
So lange freilich der Athletik das Gewerbsmäßige fehlte, versteht es sich von
selbst. So nahm z. B, der Athlet Phayllos aus Kreta mit einem eignen
Schiffe auf Seite der Hellenen an der Schlacht bei Salamis Theil, und der
rhodische Paukratiast Dorinus kämpfte im peloponnesischen Kriege mit eigenen
Fahrzeugen gegen die Athener.




Alls Mecklenburg.
Zur Körnerfeier.

Mecklenburg hat es an dankbarer Pietät gegen den deutschen Helden und
Sänger, der unter der Eiche bei Wöbbelin begraben liegt, zu keiner Zeit fehlen
lassen. Die Schüler der oberen Classe des Gymnasiums zu Schwerin Wall¬
fahrteten, nach einer bis in die neuere Zeit fortgepflanzten Sitte, alljährlich
an die Grabstätte und feierten in Gesang und Rede das Andenken Theodor
Körners. Noch im Jahre 1851 ward auf der Stelle, wo er die Todeswunde
erhielt, zu Rosenberg bei Schwerin, unter angemessenen Feierlichkeiten ein Denk¬
mal errichtet. Ein alter Freiheitskämpfer, der Rector a. D. Brasch zu Schwerin,
fügte vor zwei Jahren in dem Buche „das Grab zu Wöbbelin" den Denk¬
malen aus Stein und Eisen ein umfängliches, auf sorgsamster Forschung
ruhendes literarisches Denkmal hinzu.

Aus diesen und vielen andern Zeugnissen ist zu entnehmen, daß der
Spruch über der Pforte von Körners Grabstätte: „Vergeht der treuen Todten
nicht!" auch in die Herzen der Mecklenburger eingegraben ist. und daß der
Name des Sängers von Leier und Schwert unter uns in verdienten Ehren
gehalten wird. Wenn bei dem Allen die Theilnahme an der am 26. August
bevorstehenden, von Hamburg aus angeregten Nativnalfeier des funfzigjährigen
Gedächtnißtages des Todes Theodor Körners in Mecklenburg selbst voraus¬
sichtlich eine äußerst geringe und matte sein wird, so liegt dies an andern Ur¬
sachen als an mangelnder Sympathie für den im Grabe zu Wöbbelin ruhenden
Freiheitskämpfer.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115496"/>
            <p xml:id="ID_287" prev="#ID_286"> sostomos erzählt, daß Theagenes nach Beendigung seiner Athletenlaufbahn ein<lb/>
wackerer Bürger und guter Staatsmann gewesen sei, so ist dies eine Ausnahme.<lb/>
So lange freilich der Athletik das Gewerbsmäßige fehlte, versteht es sich von<lb/>
selbst. So nahm z. B, der Athlet Phayllos aus Kreta mit einem eignen<lb/>
Schiffe auf Seite der Hellenen an der Schlacht bei Salamis Theil, und der<lb/>
rhodische Paukratiast Dorinus kämpfte im peloponnesischen Kriege mit eigenen<lb/>
Fahrzeugen gegen die Athener.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Alls Mecklenburg.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Zur Körnerfeier.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_288"> Mecklenburg hat es an dankbarer Pietät gegen den deutschen Helden und<lb/>
Sänger, der unter der Eiche bei Wöbbelin begraben liegt, zu keiner Zeit fehlen<lb/>
lassen. Die Schüler der oberen Classe des Gymnasiums zu Schwerin Wall¬<lb/>
fahrteten, nach einer bis in die neuere Zeit fortgepflanzten Sitte, alljährlich<lb/>
an die Grabstätte und feierten in Gesang und Rede das Andenken Theodor<lb/>
Körners. Noch im Jahre 1851 ward auf der Stelle, wo er die Todeswunde<lb/>
erhielt, zu Rosenberg bei Schwerin, unter angemessenen Feierlichkeiten ein Denk¬<lb/>
mal errichtet. Ein alter Freiheitskämpfer, der Rector a. D. Brasch zu Schwerin,<lb/>
fügte vor zwei Jahren in dem Buche &#x201E;das Grab zu Wöbbelin" den Denk¬<lb/>
malen aus Stein und Eisen ein umfängliches, auf sorgsamster Forschung<lb/>
ruhendes literarisches Denkmal hinzu.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_289"> Aus diesen und vielen andern Zeugnissen ist zu entnehmen, daß der<lb/>
Spruch über der Pforte von Körners Grabstätte: &#x201E;Vergeht der treuen Todten<lb/>
nicht!" auch in die Herzen der Mecklenburger eingegraben ist. und daß der<lb/>
Name des Sängers von Leier und Schwert unter uns in verdienten Ehren<lb/>
gehalten wird. Wenn bei dem Allen die Theilnahme an der am 26. August<lb/>
bevorstehenden, von Hamburg aus angeregten Nativnalfeier des funfzigjährigen<lb/>
Gedächtnißtages des Todes Theodor Körners in Mecklenburg selbst voraus¬<lb/>
sichtlich eine äußerst geringe und matte sein wird, so liegt dies an andern Ur¬<lb/>
sachen als an mangelnder Sympathie für den im Grabe zu Wöbbelin ruhenden<lb/>
Freiheitskämpfer.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0104] sostomos erzählt, daß Theagenes nach Beendigung seiner Athletenlaufbahn ein wackerer Bürger und guter Staatsmann gewesen sei, so ist dies eine Ausnahme. So lange freilich der Athletik das Gewerbsmäßige fehlte, versteht es sich von selbst. So nahm z. B, der Athlet Phayllos aus Kreta mit einem eignen Schiffe auf Seite der Hellenen an der Schlacht bei Salamis Theil, und der rhodische Paukratiast Dorinus kämpfte im peloponnesischen Kriege mit eigenen Fahrzeugen gegen die Athener. Alls Mecklenburg. Zur Körnerfeier. Mecklenburg hat es an dankbarer Pietät gegen den deutschen Helden und Sänger, der unter der Eiche bei Wöbbelin begraben liegt, zu keiner Zeit fehlen lassen. Die Schüler der oberen Classe des Gymnasiums zu Schwerin Wall¬ fahrteten, nach einer bis in die neuere Zeit fortgepflanzten Sitte, alljährlich an die Grabstätte und feierten in Gesang und Rede das Andenken Theodor Körners. Noch im Jahre 1851 ward auf der Stelle, wo er die Todeswunde erhielt, zu Rosenberg bei Schwerin, unter angemessenen Feierlichkeiten ein Denk¬ mal errichtet. Ein alter Freiheitskämpfer, der Rector a. D. Brasch zu Schwerin, fügte vor zwei Jahren in dem Buche „das Grab zu Wöbbelin" den Denk¬ malen aus Stein und Eisen ein umfängliches, auf sorgsamster Forschung ruhendes literarisches Denkmal hinzu. Aus diesen und vielen andern Zeugnissen ist zu entnehmen, daß der Spruch über der Pforte von Körners Grabstätte: „Vergeht der treuen Todten nicht!" auch in die Herzen der Mecklenburger eingegraben ist. und daß der Name des Sängers von Leier und Schwert unter uns in verdienten Ehren gehalten wird. Wenn bei dem Allen die Theilnahme an der am 26. August bevorstehenden, von Hamburg aus angeregten Nativnalfeier des funfzigjährigen Gedächtnißtages des Todes Theodor Körners in Mecklenburg selbst voraus¬ sichtlich eine äußerst geringe und matte sein wird, so liegt dies an andern Ur¬ sachen als an mangelnder Sympathie für den im Grabe zu Wöbbelin ruhenden Freiheitskämpfer.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/104
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/104>, abgerufen am 22.12.2024.