Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.gen Uebungen in dieser Aufstellungsart alle zum Theil cmnplicirten Evolutionen General Otto Gras Baudissin. Bulgarische Zustände. Nach den Mittheilungen eines Bulgaren. Daß der letzte Pariser Friede der Entwickelung des großen politischen Die Türkei ist durch die neue Ordnung der Dinge nicht gestärkt worden, Mit jenem Wachsthum der Bildung und Gesittung der Christen auf der gen Uebungen in dieser Aufstellungsart alle zum Theil cmnplicirten Evolutionen General Otto Gras Baudissin. Bulgarische Zustände. Nach den Mittheilungen eines Bulgaren. Daß der letzte Pariser Friede der Entwickelung des großen politischen Die Türkei ist durch die neue Ordnung der Dinge nicht gestärkt worden, Mit jenem Wachsthum der Bildung und Gesittung der Christen auf der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114783"/> <p xml:id="ID_1842" prev="#ID_1841"> gen Uebungen in dieser Aufstellungsart alle zum Theil cmnplicirten Evolutionen<lb/> sich angeeignet und mit Sicherheit und Genauigkeit ausgeführt.</p><lb/> <note type="byline"> General Otto Gras Baudissin.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bulgarische Zustände.<lb/><note type="byline"> Nach den Mittheilungen eines Bulgaren.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1843"> Daß der letzte Pariser Friede der Entwickelung des großen politischen<lb/> Drama's, welches wir die orientalische Frage nennen, nicht auf die Dauer<lb/> Halt gebieten, daß er diesen Proceß der Auflösung und Neubildung überhaupt<lb/> nur scheinbar hemmen konnte, ist eine Thatsache, über die sich schon bei Ab¬<lb/> schluß jenes Vertrags nur solche zu täuschen vermochten, welche mit den hierbei<lb/> zu beachtenden Verhältnissen unbekannt waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1844"> Die Türkei ist durch die neue Ordnung der Dinge nicht gestärkt worden,<lb/> ihre Krankheit, eine Art politischer Altersbrand, rückte seitdem zwar nicht mehr<lb/> so augenfällig, aber ganz ebenso stetig mit jedem Jahr der Krisis näher, die<lb/> mit dem Aufhören der Herrschaft des Sultans in Europa enden wird. Sie<lb/> davor zu bewahren ist unmöglich, weil es unmöglich ist, der Natur andere Ge¬<lb/> setze zu geben, und weil es gegen die Naturgesetze verstößt, daß eine geistig<lb/> niedrig stehende Minorität eine höher entwickelte Majorität beherrscht. Dies<lb/> aber ist das Verhältniß, in dem sich die im Reich der Pforte lebenden Türken<lb/> zu den dortigen Christen, zu der Gesammtheit der dortigen nichttürkischen<lb/> Stamme befinden. Diese Stämme sind natürlich als Ganzes den Culturvölkern<lb/> noch nicht beizuzählen — wie sollten sie das auch bei ihrer Geschichte! — wohl<lb/> aber haben sie an Bildung und mit dieser an Selbstgefühl die letzten Jahre<lb/> hindurch in aller Stille verhältnißmäßig sehr beträchtliche Fortschritte gemacht.<lb/> Die Osmanli dagegen sind, wenn wir von dem schwächlichen unnatürlichen<lb/> Iungtürkcnthum absehen, geblieben, was sie zu Anfang der revolutionären Re¬<lb/> gungen unter den Rajah waren, und Stillstand ist Rückschritt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1845" next="#ID_1846"> Mit jenem Wachsthum der Bildung und Gesittung der Christen auf der<lb/> illyrischen Halbinsel aber hat sich die Situation und unsre Stellung zu der<lb/> ganzen Frage auch nach einer andern Seite hin wesentlich geändert. Noch vor</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0469]
gen Uebungen in dieser Aufstellungsart alle zum Theil cmnplicirten Evolutionen
sich angeeignet und mit Sicherheit und Genauigkeit ausgeführt.
General Otto Gras Baudissin.
Bulgarische Zustände.
Nach den Mittheilungen eines Bulgaren.
Daß der letzte Pariser Friede der Entwickelung des großen politischen
Drama's, welches wir die orientalische Frage nennen, nicht auf die Dauer
Halt gebieten, daß er diesen Proceß der Auflösung und Neubildung überhaupt
nur scheinbar hemmen konnte, ist eine Thatsache, über die sich schon bei Ab¬
schluß jenes Vertrags nur solche zu täuschen vermochten, welche mit den hierbei
zu beachtenden Verhältnissen unbekannt waren.
Die Türkei ist durch die neue Ordnung der Dinge nicht gestärkt worden,
ihre Krankheit, eine Art politischer Altersbrand, rückte seitdem zwar nicht mehr
so augenfällig, aber ganz ebenso stetig mit jedem Jahr der Krisis näher, die
mit dem Aufhören der Herrschaft des Sultans in Europa enden wird. Sie
davor zu bewahren ist unmöglich, weil es unmöglich ist, der Natur andere Ge¬
setze zu geben, und weil es gegen die Naturgesetze verstößt, daß eine geistig
niedrig stehende Minorität eine höher entwickelte Majorität beherrscht. Dies
aber ist das Verhältniß, in dem sich die im Reich der Pforte lebenden Türken
zu den dortigen Christen, zu der Gesammtheit der dortigen nichttürkischen
Stamme befinden. Diese Stämme sind natürlich als Ganzes den Culturvölkern
noch nicht beizuzählen — wie sollten sie das auch bei ihrer Geschichte! — wohl
aber haben sie an Bildung und mit dieser an Selbstgefühl die letzten Jahre
hindurch in aller Stille verhältnißmäßig sehr beträchtliche Fortschritte gemacht.
Die Osmanli dagegen sind, wenn wir von dem schwächlichen unnatürlichen
Iungtürkcnthum absehen, geblieben, was sie zu Anfang der revolutionären Re¬
gungen unter den Rajah waren, und Stillstand ist Rückschritt.
Mit jenem Wachsthum der Bildung und Gesittung der Christen auf der
illyrischen Halbinsel aber hat sich die Situation und unsre Stellung zu der
ganzen Frage auch nach einer andern Seite hin wesentlich geändert. Noch vor
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