Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Nachdem wir im Vorstehenden die kurze Lebensskizze eines Mannes gegeben, der Was den Styl von Nasus Werken betrifft, so ist er um kein Haar feiner Vermischte Literatur. Johann Gottlieb Fichtes Leben und literarischer Briefwechsel. Von seinem Sohne Immanuel Hermann Fichte. Zweite sehr vermehrte und verbesserte Auflage. 2 Bände. Mit einem Bildniß I. G. Fichtes. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1862. Die neue Auflage ist in der That eine wesentlich veränderte. Die erste (1830 Nachdem wir im Vorstehenden die kurze Lebensskizze eines Mannes gegeben, der Was den Styl von Nasus Werken betrifft, so ist er um kein Haar feiner Vermischte Literatur. Johann Gottlieb Fichtes Leben und literarischer Briefwechsel. Von seinem Sohne Immanuel Hermann Fichte. Zweite sehr vermehrte und verbesserte Auflage. 2 Bände. Mit einem Bildniß I. G. Fichtes. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1862. Die neue Auflage ist in der That eine wesentlich veränderte. Die erste (1830 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114064"/> <p xml:id="ID_832"> Nachdem wir im Vorstehenden die kurze Lebensskizze eines Mannes gegeben, der<lb/> in der Literatur seiner Zeit und bei den Ereignissen derselben ein lautes Wort<lb/> angeredet, sollten wir eigentlich über seine Schriften reden, von denen Schöpf über<lb/> 40 Nummern, zum Theil in einem Nachtrage zu seiner Broschüre, aufzählt.<lb/> Wir begnügen uns hier einfach mit einer Hinweisung auf unsere Quelle, da<lb/> sich schwerlich jemand anders als der Literarhistoriker mit derselben nachträglich<lb/> beschäftigen wird. Nur ein opu« wollen wir erwähnen. Es ist die Practica<lb/> practicarum gedruckt zu Ingolstadt 1567, von der schon Gödccke nachweist, daß<lb/> sie Fischart bei seiner „Praktik" zum Vorbild diente und von ihm stillschweigend<lb/> ganz ungenirt geplündert wurde, worüber man übrigens in jener Zeit andere<lb/> Begriffe hatte als jetzt. Diese Berbältnisse dürfte übrigens der literarische<lb/> Verein in Stuttgart, der wie wir vernehmen, eine neue Ausgabe Fischarts beab¬<lb/> sichtigt, ins Auge fassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_833"> Was den Styl von Nasus Werken betrifft, so ist er um kein Haar feiner<lb/> und wohlgebildeter als der seiner Gegner; auch in ihm spiegelt sich die volle<lb/> Derbheit und Rohheit seiner Zeit. Wir empfehlen ihn den modernen Ultra¬<lb/> montanen, welche sich auch befleißigen möglichst „säuisch und grobianisch" aufzu¬<lb/> treten. Vielleicht könnte Herr Brunner in Wien oder Herr Zander zu München<lb/> eine Blumenlese mit Vortheil verwerthen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vermischte Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Johann Gottlieb Fichtes Leben und literarischer Briefwechsel. Von seinem<lb/> Sohne Immanuel Hermann Fichte. Zweite sehr vermehrte und verbesserte Auflage.<lb/> 2 Bände. Mit einem Bildniß I. G. Fichtes. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1862.</head><lb/> <p xml:id="ID_834" next="#ID_835"> Die neue Auflage ist in der That eine wesentlich veränderte. Die erste (1830<lb/> erschienen) war mehr Apologie als Biographie und enthielt eine Polemik gegen An¬<lb/> sichten, die jetzt längst aufgegeben und einer gerechten, Würdigung dessen gewichen<lb/> sind, was Fichte als Mensch war und als Philosoph leistete. Indem der Verfasser<lb/> von solcher Vertheidigung der Lehre und des Charakters Fichte's jetzt absah, gewann<lb/> er Raum für das, was wir von einer Biographie vorzugsweise verlangen, für den<lb/> Versuch, eingehend zu zeigen, wie die Lehre seines Philosophen nur Ausfluß und<lb/> Abdruck seines innersten sittlichen Wesens, seines Charakterkerns war, wie beide<lb/> jedoch sich allmälig vertieften und erweiterten und zwar nicht sowohl durch Herein-<lb/> ziehung von Fremdem, als durch die stillwirkcnde Kraft des Lebens und der reiferen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0284]
Nachdem wir im Vorstehenden die kurze Lebensskizze eines Mannes gegeben, der
in der Literatur seiner Zeit und bei den Ereignissen derselben ein lautes Wort
angeredet, sollten wir eigentlich über seine Schriften reden, von denen Schöpf über
40 Nummern, zum Theil in einem Nachtrage zu seiner Broschüre, aufzählt.
Wir begnügen uns hier einfach mit einer Hinweisung auf unsere Quelle, da
sich schwerlich jemand anders als der Literarhistoriker mit derselben nachträglich
beschäftigen wird. Nur ein opu« wollen wir erwähnen. Es ist die Practica
practicarum gedruckt zu Ingolstadt 1567, von der schon Gödccke nachweist, daß
sie Fischart bei seiner „Praktik" zum Vorbild diente und von ihm stillschweigend
ganz ungenirt geplündert wurde, worüber man übrigens in jener Zeit andere
Begriffe hatte als jetzt. Diese Berbältnisse dürfte übrigens der literarische
Verein in Stuttgart, der wie wir vernehmen, eine neue Ausgabe Fischarts beab¬
sichtigt, ins Auge fassen.
Was den Styl von Nasus Werken betrifft, so ist er um kein Haar feiner
und wohlgebildeter als der seiner Gegner; auch in ihm spiegelt sich die volle
Derbheit und Rohheit seiner Zeit. Wir empfehlen ihn den modernen Ultra¬
montanen, welche sich auch befleißigen möglichst „säuisch und grobianisch" aufzu¬
treten. Vielleicht könnte Herr Brunner in Wien oder Herr Zander zu München
eine Blumenlese mit Vortheil verwerthen.
Vermischte Literatur.
Johann Gottlieb Fichtes Leben und literarischer Briefwechsel. Von seinem
Sohne Immanuel Hermann Fichte. Zweite sehr vermehrte und verbesserte Auflage.
2 Bände. Mit einem Bildniß I. G. Fichtes. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1862.
Die neue Auflage ist in der That eine wesentlich veränderte. Die erste (1830
erschienen) war mehr Apologie als Biographie und enthielt eine Polemik gegen An¬
sichten, die jetzt längst aufgegeben und einer gerechten, Würdigung dessen gewichen
sind, was Fichte als Mensch war und als Philosoph leistete. Indem der Verfasser
von solcher Vertheidigung der Lehre und des Charakters Fichte's jetzt absah, gewann
er Raum für das, was wir von einer Biographie vorzugsweise verlangen, für den
Versuch, eingehend zu zeigen, wie die Lehre seines Philosophen nur Ausfluß und
Abdruck seines innersten sittlichen Wesens, seines Charakterkerns war, wie beide
jedoch sich allmälig vertieften und erweiterten und zwar nicht sowohl durch Herein-
ziehung von Fremdem, als durch die stillwirkcnde Kraft des Lebens und der reiferen
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