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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit der Wähler sind gekränkt, durch nichts mehr, als
durch die behenden Concessionen, welche das Ministerium des Handels und der Finan¬
zen der öffentlichen Meinung so Plötzlich zu machen bereit war.

Die Urwähler haben in solcher Empfindung gewählt. Die Wahlmänner werden
in derselben Ueberzeugung ihre Pflicht thun, dann kommt die schwerere Aufgabe der
Abgeordneten, der gehobenen Stimmung des Landes dadurch gerecht zu werden,
daß auch sie würdigen und festen Ausdruck finden für die Lage des Staates.




Schreiben des Flottencomit"! zu Leipzig an das preußische Ministerium
der Marine.

Das Leipziger FlottcncomitS hat an den preußischen Minister des Kriegs und
der Marine folgendes Schreiben gerichtet.


Hochwohlgeborner Herr!
Insbesondere hochzuvcrehrendcr Herr Staatsminister.

Das unterzeichnete ComitS erbittet Ew. Excellenz hochgeneigtes Wohlwollen für
das folgende ehrerbietigste Gesuch, in der Ueberzeugung, daß, was wir hier ausspre-
chen, zugleich die Ansicht einer großen Zcchl derer ausdrückt, welche in- und außer¬
halb Preußens für eine deutsche Flotte unter preußischer Flagge gesammelt haben.

Die Beiträge, welche bis jetzt aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands
bei einem hohen Ministerium der Marine einliefen, sind allerdings nicht unter gleich¬
lautenden Titel gesammelt worden, in der Regel zum Bau von Dnmpfkanonen-
booten, zuweilen ohne diese Beschränkung, zuweilen in der Hoffnung, größere Kriegs¬
fahrzeuge daraus hergestellt zu sehen. Immer war die selbstverständliche Tendenz
der Sammlungen, die preußische Wehrkraft zur See zu fördern, so weit dies über¬
haupt durch freiwillige Geldopfer Einzelner geschehen kann. Und da die Vertheidi¬
gungsmittel der Ostsee nach den bisherigen Annahmen genügend erschienen, so war
die Verwendung der freiwilligen Gaben für eine preußische Marine der Nordsee stiller
oder ausgesprochener Wunsch bei einer großen Zahl der Geber.

Allerdings konnten selbstverständlich die ausgesprochenen Wünscht und etwaigen
Beschränkungen, welche die einzelnen Comites den eingesandten Summen beifügten,
in Ew. Excellenz Ministerium nur so weil Berücksichtigung finden, als sie nicht mit
der Höhe der Gesnmmtsumme oder in technischer Beziehung mit der besseren Ein¬
sicht der Sachverständigen in Widerspruch traten. Und wir sind lebhaft überzeugt,
daß Ew. Excellenz geneigt war, ihnen jede irgend thunliche Berücksichtigung/zu
gönnen.

Wir selbst haben unter dieser Voraussetzung und nach der Einsicht von den
Bedürfnissen einer Küstenbefestigung, welche im vorigen Frühjahr die allgemeine war,
zum Bau von Dampfkcmonenbovten gesammelt.


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Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit der Wähler sind gekränkt, durch nichts mehr, als
durch die behenden Concessionen, welche das Ministerium des Handels und der Finan¬
zen der öffentlichen Meinung so Plötzlich zu machen bereit war.

Die Urwähler haben in solcher Empfindung gewählt. Die Wahlmänner werden
in derselben Ueberzeugung ihre Pflicht thun, dann kommt die schwerere Aufgabe der
Abgeordneten, der gehobenen Stimmung des Landes dadurch gerecht zu werden,
daß auch sie würdigen und festen Ausdruck finden für die Lage des Staates.




Schreiben des Flottencomit«! zu Leipzig an das preußische Ministerium
der Marine.

Das Leipziger FlottcncomitS hat an den preußischen Minister des Kriegs und
der Marine folgendes Schreiben gerichtet.


Hochwohlgeborner Herr!
Insbesondere hochzuvcrehrendcr Herr Staatsminister.

Das unterzeichnete ComitS erbittet Ew. Excellenz hochgeneigtes Wohlwollen für
das folgende ehrerbietigste Gesuch, in der Ueberzeugung, daß, was wir hier ausspre-
chen, zugleich die Ansicht einer großen Zcchl derer ausdrückt, welche in- und außer¬
halb Preußens für eine deutsche Flotte unter preußischer Flagge gesammelt haben.

Die Beiträge, welche bis jetzt aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands
bei einem hohen Ministerium der Marine einliefen, sind allerdings nicht unter gleich¬
lautenden Titel gesammelt worden, in der Regel zum Bau von Dnmpfkanonen-
booten, zuweilen ohne diese Beschränkung, zuweilen in der Hoffnung, größere Kriegs¬
fahrzeuge daraus hergestellt zu sehen. Immer war die selbstverständliche Tendenz
der Sammlungen, die preußische Wehrkraft zur See zu fördern, so weit dies über¬
haupt durch freiwillige Geldopfer Einzelner geschehen kann. Und da die Vertheidi¬
gungsmittel der Ostsee nach den bisherigen Annahmen genügend erschienen, so war
die Verwendung der freiwilligen Gaben für eine preußische Marine der Nordsee stiller
oder ausgesprochener Wunsch bei einer großen Zahl der Geber.

Allerdings konnten selbstverständlich die ausgesprochenen Wünscht und etwaigen
Beschränkungen, welche die einzelnen Comites den eingesandten Summen beifügten,
in Ew. Excellenz Ministerium nur so weil Berücksichtigung finden, als sie nicht mit
der Höhe der Gesnmmtsumme oder in technischer Beziehung mit der besseren Ein¬
sicht der Sachverständigen in Widerspruch traten. Und wir sind lebhaft überzeugt,
daß Ew. Excellenz geneigt war, ihnen jede irgend thunliche Berücksichtigung/zu
gönnen.

Wir selbst haben unter dieser Voraussetzung und nach der Einsicht von den
Bedürfnissen einer Küstenbefestigung, welche im vorigen Frühjahr die allgemeine war,
zum Bau von Dampfkcmonenbovten gesammelt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/243>, abgerufen am 05.01.2025.