Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Neue Reisewerke.
Studien und Bilder aus Süddeutschen Land und Volk. Von Friedrich
Brintmann. 2 Bde. Leipzig, Fr. Fleischer. 1862.

Der Verfasser hat zunächst Nürnberg, dann Regensburg und die Walhalla be¬
sucht und ist dann nach dem Hochland, dem Starenberger, Tegern-, Schlier- und
Chiemsee und von dort nach Salzburg, Se. Gilgen und Se. Wolfgang gewandert.
Weitere Hauptpunkte seiner Reisen waren der Schasoerg, das Traunthal, Linz', Se.
Florian und Moll, Passau, Deggendorf, Altötting, das Unter-Jnnthcrl und die
Scharnitz, Oberammergau, der Eid- und Plansee, das Oder-Jnnthal, der Ortcles,
Innsbruck, das Zillerthal und das Pinzgau, Berchtesgaden, Gosau und Hallstatt und
der Alter- und Mondsec. Hauptsache ist ihm die Natur und die Landschaft, die Men¬
schen und ihre Sitten erscheinen mehr als Staffage, doch ist auch von diesen man¬
ches hübsche Bild eingefügt (wir machen namentlich aus das Kapitel über die Pinz-
gauer und auf die Frau, Bd. 1, S. 199 bis 205 aufmerksam, die das Wallfahrten
und Beten für Andere als Erwerbszweig betreibt und recht ergötzlich geschildert ist)
und zum Schluß folgt eine vergleichende Charakteristik der Altbayern und der Oest¬
reicher, die neben vielem Bekannten auch manches Neue und Interessante enthält und
uns im Wesentlichen das Rechte zu treffen scheint. Im Uebrigen macht der Ver¬
fasser den Eindruck einer stillen, sinnigen Natur, die starke religiöse, bisweilen auch
empfindsame Anwandlungen hat, aber doch Verstand und Sinn für charakteristische
Details genug besitzt, um nicht in bloßen Stimmungen aufzugehen. Zu große Aus¬
führlichkeit in der Schilderung seiner Gefühle und im Ausspinnen von Gedanken,
die eigentlich Reminiscenzen sind, sind die Hauptfehler, die er bei künftigen Arbeiten
dieser Art zu vermeiden haben wirb.


Fünfzig Tage in der Wüste von Didicr. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonnenberg.

Die Beschreibung einer Reise, welche im März und April 1854 von Suatin
über Kassaia nach Khartum, also vom Rothen Meer westwärts bis z>,.in Zusammen¬
fluß des Weißen mit dem Blauen Nil unternommen wurde. Von Interesse ist
namentlich das, was über. Kassala mitgetheilt ist, eine Stadt an der Grenze Abyssi-
niens gelegen und den Türken gehörig, die sehr selten von Europäern besucht wor¬
den ist. Das Ganze mag denen empfohlen werden, die sich über die Verhältnisse,
unter denen unsre Expedition nach Wadai den ersten Theil ihrer Reise zurückzulegen
hat, unterrichten und zugleich sich unterhalten wollen.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
Neue Reisewerke.
Studien und Bilder aus Süddeutschen Land und Volk. Von Friedrich
Brintmann. 2 Bde. Leipzig, Fr. Fleischer. 1862.

Der Verfasser hat zunächst Nürnberg, dann Regensburg und die Walhalla be¬
sucht und ist dann nach dem Hochland, dem Starenberger, Tegern-, Schlier- und
Chiemsee und von dort nach Salzburg, Se. Gilgen und Se. Wolfgang gewandert.
Weitere Hauptpunkte seiner Reisen waren der Schasoerg, das Traunthal, Linz', Se.
Florian und Moll, Passau, Deggendorf, Altötting, das Unter-Jnnthcrl und die
Scharnitz, Oberammergau, der Eid- und Plansee, das Oder-Jnnthal, der Ortcles,
Innsbruck, das Zillerthal und das Pinzgau, Berchtesgaden, Gosau und Hallstatt und
der Alter- und Mondsec. Hauptsache ist ihm die Natur und die Landschaft, die Men¬
schen und ihre Sitten erscheinen mehr als Staffage, doch ist auch von diesen man¬
ches hübsche Bild eingefügt (wir machen namentlich aus das Kapitel über die Pinz-
gauer und auf die Frau, Bd. 1, S. 199 bis 205 aufmerksam, die das Wallfahrten
und Beten für Andere als Erwerbszweig betreibt und recht ergötzlich geschildert ist)
und zum Schluß folgt eine vergleichende Charakteristik der Altbayern und der Oest¬
reicher, die neben vielem Bekannten auch manches Neue und Interessante enthält und
uns im Wesentlichen das Rechte zu treffen scheint. Im Uebrigen macht der Ver¬
fasser den Eindruck einer stillen, sinnigen Natur, die starke religiöse, bisweilen auch
empfindsame Anwandlungen hat, aber doch Verstand und Sinn für charakteristische
Details genug besitzt, um nicht in bloßen Stimmungen aufzugehen. Zu große Aus¬
führlichkeit in der Schilderung seiner Gefühle und im Ausspinnen von Gedanken,
die eigentlich Reminiscenzen sind, sind die Hauptfehler, die er bei künftigen Arbeiten
dieser Art zu vermeiden haben wirb.


Fünfzig Tage in der Wüste von Didicr. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonnenberg.

Die Beschreibung einer Reise, welche im März und April 1854 von Suatin
über Kassaia nach Khartum, also vom Rothen Meer westwärts bis z>,.in Zusammen¬
fluß des Weißen mit dem Blauen Nil unternommen wurde. Von Interesse ist
namentlich das, was über. Kassala mitgetheilt ist, eine Stadt an der Grenze Abyssi-
niens gelegen und den Türken gehörig, die sehr selten von Europäern besucht wor¬
den ist. Das Ganze mag denen empfohlen werden, die sich über die Verhältnisse,
unter denen unsre Expedition nach Wadai den ersten Theil ihrer Reise zurückzulegen
hat, unterrichten und zugleich sich unterhalten wollen.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0168" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113948"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Neue Reisewerke.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Studien und Bilder aus Süddeutschen Land und Volk. Von Friedrich<lb/>
Brintmann.  2 Bde.  Leipzig, Fr. Fleischer. 1862.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_460"> Der Verfasser hat zunächst Nürnberg, dann Regensburg und die Walhalla be¬<lb/>
sucht und ist dann nach dem Hochland, dem Starenberger, Tegern-, Schlier- und<lb/>
Chiemsee und von dort nach Salzburg, Se. Gilgen und Se. Wolfgang gewandert.<lb/>
Weitere Hauptpunkte seiner Reisen waren der Schasoerg, das Traunthal, Linz', Se.<lb/>
Florian und Moll, Passau, Deggendorf, Altötting, das Unter-Jnnthcrl und die<lb/>
Scharnitz, Oberammergau, der Eid- und Plansee, das Oder-Jnnthal, der Ortcles,<lb/>
Innsbruck, das Zillerthal und das Pinzgau, Berchtesgaden, Gosau und Hallstatt und<lb/>
der Alter- und Mondsec. Hauptsache ist ihm die Natur und die Landschaft, die Men¬<lb/>
schen und ihre Sitten erscheinen mehr als Staffage, doch ist auch von diesen man¬<lb/>
ches hübsche Bild eingefügt (wir machen namentlich aus das Kapitel über die Pinz-<lb/>
gauer und auf die Frau, Bd. 1, S. 199 bis 205 aufmerksam, die das Wallfahrten<lb/>
und Beten für Andere als Erwerbszweig betreibt und recht ergötzlich geschildert ist)<lb/>
und zum Schluß folgt eine vergleichende Charakteristik der Altbayern und der Oest¬<lb/>
reicher, die neben vielem Bekannten auch manches Neue und Interessante enthält und<lb/>
uns im Wesentlichen das Rechte zu treffen scheint. Im Uebrigen macht der Ver¬<lb/>
fasser den Eindruck einer stillen, sinnigen Natur, die starke religiöse, bisweilen auch<lb/>
empfindsame Anwandlungen hat, aber doch Verstand und Sinn für charakteristische<lb/>
Details genug besitzt, um nicht in bloßen Stimmungen aufzugehen. Zu große Aus¬<lb/>
führlichkeit in der Schilderung seiner Gefühle und im Ausspinnen von Gedanken,<lb/>
die eigentlich Reminiscenzen sind, sind die Hauptfehler, die er bei künftigen Arbeiten<lb/>
dieser Art zu vermeiden haben wirb.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Fünfzig Tage in der Wüste von Didicr.  Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonnenberg.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_461"> Die Beschreibung einer Reise, welche im März und April 1854 von Suatin<lb/>
über Kassaia nach Khartum, also vom Rothen Meer westwärts bis z&gt;,.in Zusammen¬<lb/>
fluß des Weißen mit dem Blauen Nil unternommen wurde. Von Interesse ist<lb/>
namentlich das, was über. Kassala mitgetheilt ist, eine Stadt an der Grenze Abyssi-<lb/>
niens gelegen und den Türken gehörig, die sehr selten von Europäern besucht wor¬<lb/>
den ist. Das Ganze mag denen empfohlen werden, die sich über die Verhältnisse,<lb/>
unter denen unsre Expedition nach Wadai den ersten Theil ihrer Reise zurückzulegen<lb/>
hat, unterrichten und zugleich sich unterhalten wollen.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.<lb/>
Verlag von F. L. Herbig.   Druck von C. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0168] Neue Reisewerke. Studien und Bilder aus Süddeutschen Land und Volk. Von Friedrich Brintmann. 2 Bde. Leipzig, Fr. Fleischer. 1862. Der Verfasser hat zunächst Nürnberg, dann Regensburg und die Walhalla be¬ sucht und ist dann nach dem Hochland, dem Starenberger, Tegern-, Schlier- und Chiemsee und von dort nach Salzburg, Se. Gilgen und Se. Wolfgang gewandert. Weitere Hauptpunkte seiner Reisen waren der Schasoerg, das Traunthal, Linz', Se. Florian und Moll, Passau, Deggendorf, Altötting, das Unter-Jnnthcrl und die Scharnitz, Oberammergau, der Eid- und Plansee, das Oder-Jnnthal, der Ortcles, Innsbruck, das Zillerthal und das Pinzgau, Berchtesgaden, Gosau und Hallstatt und der Alter- und Mondsec. Hauptsache ist ihm die Natur und die Landschaft, die Men¬ schen und ihre Sitten erscheinen mehr als Staffage, doch ist auch von diesen man¬ ches hübsche Bild eingefügt (wir machen namentlich aus das Kapitel über die Pinz- gauer und auf die Frau, Bd. 1, S. 199 bis 205 aufmerksam, die das Wallfahrten und Beten für Andere als Erwerbszweig betreibt und recht ergötzlich geschildert ist) und zum Schluß folgt eine vergleichende Charakteristik der Altbayern und der Oest¬ reicher, die neben vielem Bekannten auch manches Neue und Interessante enthält und uns im Wesentlichen das Rechte zu treffen scheint. Im Uebrigen macht der Ver¬ fasser den Eindruck einer stillen, sinnigen Natur, die starke religiöse, bisweilen auch empfindsame Anwandlungen hat, aber doch Verstand und Sinn für charakteristische Details genug besitzt, um nicht in bloßen Stimmungen aufzugehen. Zu große Aus¬ führlichkeit in der Schilderung seiner Gefühle und im Ausspinnen von Gedanken, die eigentlich Reminiscenzen sind, sind die Hauptfehler, die er bei künftigen Arbeiten dieser Art zu vermeiden haben wirb. Fünfzig Tage in der Wüste von Didicr. Leipzig, I. A. Bcrgson-Sonnenberg. Die Beschreibung einer Reise, welche im März und April 1854 von Suatin über Kassaia nach Khartum, also vom Rothen Meer westwärts bis z>,.in Zusammen¬ fluß des Weißen mit dem Blauen Nil unternommen wurde. Von Interesse ist namentlich das, was über. Kassala mitgetheilt ist, eine Stadt an der Grenze Abyssi- niens gelegen und den Türken gehörig, die sehr selten von Europäern besucht wor¬ den ist. Das Ganze mag denen empfohlen werden, die sich über die Verhältnisse, unter denen unsre Expedition nach Wadai den ersten Theil ihrer Reise zurückzulegen hat, unterrichten und zugleich sich unterhalten wollen. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/168
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/168>, abgerufen am 05.01.2025.