Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.deutsch-preußischen Seemacht, wie die "Grenzboten" sie neulich geschildert haben, Diesem harmlosen Charakter der Jnstructionen entspricht es denn auch, Nachklänge der Prorestanrenhehe in Tirol. In unsere Protestantenfrage hat schließlich auch der Papst dreingeredet. Geliebte Söhne! Gruß und apostolischen Segen. Mitten unter den größten Bitterkeiten, die Uns von allen Seiten ve- Die Red. ') Wir behalten uns vor, den Gegenstand noch einmal zu erörtern.
deutsch-preußischen Seemacht, wie die „Grenzboten" sie neulich geschildert haben, Diesem harmlosen Charakter der Jnstructionen entspricht es denn auch, Nachklänge der Prorestanrenhehe in Tirol. In unsere Protestantenfrage hat schließlich auch der Papst dreingeredet. Geliebte Söhne! Gruß und apostolischen Segen. Mitten unter den größten Bitterkeiten, die Uns von allen Seiten ve- Die Red. ') Wir behalten uns vor, den Gegenstand noch einmal zu erörtern.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0208" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112716"/> <p xml:id="ID_624" prev="#ID_623"> deutsch-preußischen Seemacht, wie die „Grenzboten" sie neulich geschildert haben,<lb/> sich bekannt. Dieser Idee entgegenzuwirken, waren die bekannten, dem han-<lb/> noverschen Gesandten bei den Hansestädten ertheilten Jnstructionen weder be¬<lb/> stimmt, noch geeignet. In denselben ist von der Begründung einer Bundes-<lb/> Kricgsflotte wohl als von einem Ideal der Zukunft die Rede; in ihren prak¬<lb/> tischen Anträgen dagegen sprechen sie lediglich von der Küstenvertheidigung.<lb/> Für diese letztere wünschen sie zwar eine Geldverwendung der Städte, aber<lb/> ausdrücklich nur den matrikelmäßigen Beitrag. Ihr Zweck ist also nicht im<lb/> Mindesten, den Städten eine anderweite Verwendung für Preußens Marine<lb/> finanziell zu erschweren.</p><lb/> <p xml:id="ID_625"> Diesem harmlosen Charakter der Jnstructionen entspricht es denn auch,<lb/> daß. nach glaubwürdigen Nachrichten, sowohl das berliner Cabinet als auch<lb/> die Senate der Hansestädte zu erkennen gegeben haben, sie würden die Anträge<lb/> Hannovers beim Bunde nachdrücklich unterstützen. Für das berliner Cabinet<lb/> hat die Entschließung des Königs Georg des Fünften noch einen besonderen Werth.<lb/> Die Würzburger verargen es der preußischen Politik, wenn sie bisweilen hün-<lb/> disch vorgeht, ohne^'erst den Erfolg der gründlichen Bundesvcrhandlungen ab¬<lb/> zuwarten. Jetzt thut Hannover genau dasselbe, „der Noth gehorchend, nicht<lb/> dem eignen Triebe", und beweist damit besser, als Bände vermöchten, daß<lb/> wer in Deutschland etwas thun will, wenigstens vorläufig vom Bundestage<lb/> sich emancipiren muß. Denn was anderes ist es, wenn Hannover erst Schiffe<lb/> bauen und hinterdrein in Frankfurt den Bau der Schiffe beschließen lassen<lb/> will? Schlimmer hat Preußen es nie gemacht, und wenn hier von einem<lb/> Schachzuge die Rede ist, so ist es ein Schachzug mehr gegen Frankfurt als<lb/> gegen Berlin.*)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Nachklänge der Prorestanrenhehe in Tirol.</head><lb/> <p xml:id="ID_626"> In unsere Protestantenfrage hat schließlich auch der Papst dreingeredet.<lb/> Am 30. Juni tagte beim goldenen Stern zu Innsbruck ein Schwarm Leute,<lb/> welche der Klerus als Vertrauensmänner der Gemeinden zusammengetrommelt<lb/> hatte und blamirte sich außer durch einige Mißtrauensvoten an liberale Abgeordnete<lb/> uno Journale durch eine Adresse um den Papst, der somit mir nichts dir nichts<lb/> in eine innere Angelegenheit des Reiches hereingezogen wurde. Zu Rom hat<lb/> man für jeden derartigen Schmerzensschrei ein seines Ohr, und bald ertönte<lb/> das Echo. Als Nachklang aus den Zeiten Gregors des Siebenten hat es<lb/> einigen Werth und verdient weitere Verbreitung. Der Papst beginnt:</p><lb/> <note type="salute"> Geliebte Söhne! Gruß und apostolischen Segen.</note><lb/> <p xml:id="ID_627" next="#ID_628"> Mitten unter den größten Bitterkeiten, die Uns von allen Seiten ve-</p><lb/> <note xml:id="FID_13" place="foot"><note type="byline"> Die Red.</note> ') Wir behalten uns vor, den Gegenstand noch einmal zu erörtern. </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0208]
deutsch-preußischen Seemacht, wie die „Grenzboten" sie neulich geschildert haben,
sich bekannt. Dieser Idee entgegenzuwirken, waren die bekannten, dem han-
noverschen Gesandten bei den Hansestädten ertheilten Jnstructionen weder be¬
stimmt, noch geeignet. In denselben ist von der Begründung einer Bundes-
Kricgsflotte wohl als von einem Ideal der Zukunft die Rede; in ihren prak¬
tischen Anträgen dagegen sprechen sie lediglich von der Küstenvertheidigung.
Für diese letztere wünschen sie zwar eine Geldverwendung der Städte, aber
ausdrücklich nur den matrikelmäßigen Beitrag. Ihr Zweck ist also nicht im
Mindesten, den Städten eine anderweite Verwendung für Preußens Marine
finanziell zu erschweren.
Diesem harmlosen Charakter der Jnstructionen entspricht es denn auch,
daß. nach glaubwürdigen Nachrichten, sowohl das berliner Cabinet als auch
die Senate der Hansestädte zu erkennen gegeben haben, sie würden die Anträge
Hannovers beim Bunde nachdrücklich unterstützen. Für das berliner Cabinet
hat die Entschließung des Königs Georg des Fünften noch einen besonderen Werth.
Die Würzburger verargen es der preußischen Politik, wenn sie bisweilen hün-
disch vorgeht, ohne^'erst den Erfolg der gründlichen Bundesvcrhandlungen ab¬
zuwarten. Jetzt thut Hannover genau dasselbe, „der Noth gehorchend, nicht
dem eignen Triebe", und beweist damit besser, als Bände vermöchten, daß
wer in Deutschland etwas thun will, wenigstens vorläufig vom Bundestage
sich emancipiren muß. Denn was anderes ist es, wenn Hannover erst Schiffe
bauen und hinterdrein in Frankfurt den Bau der Schiffe beschließen lassen
will? Schlimmer hat Preußen es nie gemacht, und wenn hier von einem
Schachzuge die Rede ist, so ist es ein Schachzug mehr gegen Frankfurt als
gegen Berlin.*)
Nachklänge der Prorestanrenhehe in Tirol.
In unsere Protestantenfrage hat schließlich auch der Papst dreingeredet.
Am 30. Juni tagte beim goldenen Stern zu Innsbruck ein Schwarm Leute,
welche der Klerus als Vertrauensmänner der Gemeinden zusammengetrommelt
hatte und blamirte sich außer durch einige Mißtrauensvoten an liberale Abgeordnete
uno Journale durch eine Adresse um den Papst, der somit mir nichts dir nichts
in eine innere Angelegenheit des Reiches hereingezogen wurde. Zu Rom hat
man für jeden derartigen Schmerzensschrei ein seines Ohr, und bald ertönte
das Echo. Als Nachklang aus den Zeiten Gregors des Siebenten hat es
einigen Werth und verdient weitere Verbreitung. Der Papst beginnt:
Geliebte Söhne! Gruß und apostolischen Segen.
Mitten unter den größten Bitterkeiten, die Uns von allen Seiten ve-
Die Red. ') Wir behalten uns vor, den Gegenstand noch einmal zu erörtern.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |