Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Geld bestehen, und welche schon während des Friedens gebracht werden müssen.
Eine Nation, welche diese Opfer zu bringen nicht bereit ist. erklärt dadurch,
daß ihre Ehre und ihre Unabhängigkeit ihr dem Gelde gegenüber gleich¬
gültig sind.

Die Flottenbewegung, welche jetzt Deutschland ergriffen hat. zeigt, daß
über den Werth der maritimen Nationalvertheidigung in den deutschen Be¬
völkerungen dieselben Begriffe lebendig sind, welche in England und Frank¬
reich und bei allen Nationen schon seit Jahrhunderten lebten.

Die Hansestädte, in deren Bürgerschaften von jeher ein patriotischer Geist
geherrscht hat, werden -- so hoffen wir -- es dem Auslande nicht lange
gestatten, sie als besonders verständig zu beloben, und von ihnen zu rühmen,
daß sie von Kriegsschiffen und Waffen nicht viel halten.




Die Pariser Kunstausstellung von 1861 und die bildende Kunst
des 19. Jahrhunderts in Frankreich.
'l "N ' II 1, ^ ^ "l^ ^^ 7 ' - ^'MN
Die classische Richtung: David und seine Zeitgenossen. Die
Malerei der Revolution und des Kaiserreichs.

Die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts in seiner zweiten Hälfte, wel¬
cher der Aufschwung der neuen Zeit ein Ende machte, ist zu einer eigenthüm¬
lichen Berühmtheit gelangt. In ihrer Verwilderung und Ausartung trägt
sie ganz den Charakter des damaligen Lebens. Die Sitten und das Treiben
der höheren Stände gaben dem Zeitalter sein Gepräge: sie fanden ihren
treffenden Ausdruck nicht bloß in den bekannten Bildern von Boucher und
seinen Nachahmern, welche die vornehme Gesellschaft mit ihrer Ausschweifung
und Geziertheit in eine idyllische Natur setzten, sondern ebenso in den
hundertfach variirten mythologischen Scenen, welche den Göttern und Helden
der alten Welt mit einer sinnlich ausgeladenen Form den lüsternen Anstrich


Geld bestehen, und welche schon während des Friedens gebracht werden müssen.
Eine Nation, welche diese Opfer zu bringen nicht bereit ist. erklärt dadurch,
daß ihre Ehre und ihre Unabhängigkeit ihr dem Gelde gegenüber gleich¬
gültig sind.

Die Flottenbewegung, welche jetzt Deutschland ergriffen hat. zeigt, daß
über den Werth der maritimen Nationalvertheidigung in den deutschen Be¬
völkerungen dieselben Begriffe lebendig sind, welche in England und Frank¬
reich und bei allen Nationen schon seit Jahrhunderten lebten.

Die Hansestädte, in deren Bürgerschaften von jeher ein patriotischer Geist
geherrscht hat, werden — so hoffen wir — es dem Auslande nicht lange
gestatten, sie als besonders verständig zu beloben, und von ihnen zu rühmen,
daß sie von Kriegsschiffen und Waffen nicht viel halten.




Die Pariser Kunstausstellung von 1861 und die bildende Kunst
des 19. Jahrhunderts in Frankreich.
'l "N ' II 1, ^ ^ «l^ ^^ 7 ' - ^'MN
Die classische Richtung: David und seine Zeitgenossen. Die
Malerei der Revolution und des Kaiserreichs.

Die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts in seiner zweiten Hälfte, wel¬
cher der Aufschwung der neuen Zeit ein Ende machte, ist zu einer eigenthüm¬
lichen Berühmtheit gelangt. In ihrer Verwilderung und Ausartung trägt
sie ganz den Charakter des damaligen Lebens. Die Sitten und das Treiben
der höheren Stände gaben dem Zeitalter sein Gepräge: sie fanden ihren
treffenden Ausdruck nicht bloß in den bekannten Bildern von Boucher und
seinen Nachahmern, welche die vornehme Gesellschaft mit ihrer Ausschweifung
und Geziertheit in eine idyllische Natur setzten, sondern ebenso in den
hundertfach variirten mythologischen Scenen, welche den Göttern und Helden
der alten Welt mit einer sinnlich ausgeladenen Form den lüsternen Anstrich


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0502" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112472"/>
            <p xml:id="ID_1653" prev="#ID_1652"> Geld bestehen, und welche schon während des Friedens gebracht werden müssen.<lb/>
Eine Nation, welche diese Opfer zu bringen nicht bereit ist. erklärt dadurch,<lb/>
daß ihre Ehre und ihre Unabhängigkeit ihr dem Gelde gegenüber gleich¬<lb/>
gültig sind.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1654"> Die Flottenbewegung, welche jetzt Deutschland ergriffen hat. zeigt, daß<lb/>
über den Werth der maritimen Nationalvertheidigung in den deutschen Be¬<lb/>
völkerungen dieselben Begriffe lebendig sind, welche in England und Frank¬<lb/>
reich und bei allen Nationen schon seit Jahrhunderten lebten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1655"> Die Hansestädte, in deren Bürgerschaften von jeher ein patriotischer Geist<lb/>
geherrscht hat, werden &#x2014; so hoffen wir &#x2014; es dem Auslande nicht lange<lb/>
gestatten, sie als besonders verständig zu beloben, und von ihnen zu rühmen,<lb/>
daß sie von Kriegsschiffen und Waffen nicht viel halten.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Pariser Kunstausstellung von 1861 und die bildende Kunst<lb/>
des 19. Jahrhunderts in Frankreich.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> 'l   "N ' II  1, ^ ^ «l^ ^^ 7 '   - ^'MN<lb/>
Die classische Richtung: David und seine Zeitgenossen. Die<lb/>
Malerei der Revolution und des Kaiserreichs.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1656" next="#ID_1657"> Die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts in seiner zweiten Hälfte, wel¬<lb/>
cher der Aufschwung der neuen Zeit ein Ende machte, ist zu einer eigenthüm¬<lb/>
lichen Berühmtheit gelangt. In ihrer Verwilderung und Ausartung trägt<lb/>
sie ganz den Charakter des damaligen Lebens. Die Sitten und das Treiben<lb/>
der höheren Stände gaben dem Zeitalter sein Gepräge: sie fanden ihren<lb/>
treffenden Ausdruck nicht bloß in den bekannten Bildern von Boucher und<lb/>
seinen Nachahmern, welche die vornehme Gesellschaft mit ihrer Ausschweifung<lb/>
und Geziertheit in eine idyllische Natur setzten, sondern ebenso in den<lb/>
hundertfach variirten mythologischen Scenen, welche den Göttern und Helden<lb/>
der alten Welt mit einer sinnlich ausgeladenen Form den lüsternen Anstrich</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0502] Geld bestehen, und welche schon während des Friedens gebracht werden müssen. Eine Nation, welche diese Opfer zu bringen nicht bereit ist. erklärt dadurch, daß ihre Ehre und ihre Unabhängigkeit ihr dem Gelde gegenüber gleich¬ gültig sind. Die Flottenbewegung, welche jetzt Deutschland ergriffen hat. zeigt, daß über den Werth der maritimen Nationalvertheidigung in den deutschen Be¬ völkerungen dieselben Begriffe lebendig sind, welche in England und Frank¬ reich und bei allen Nationen schon seit Jahrhunderten lebten. Die Hansestädte, in deren Bürgerschaften von jeher ein patriotischer Geist geherrscht hat, werden — so hoffen wir — es dem Auslande nicht lange gestatten, sie als besonders verständig zu beloben, und von ihnen zu rühmen, daß sie von Kriegsschiffen und Waffen nicht viel halten. Die Pariser Kunstausstellung von 1861 und die bildende Kunst des 19. Jahrhunderts in Frankreich. 'l "N ' II 1, ^ ^ «l^ ^^ 7 ' - ^'MN Die classische Richtung: David und seine Zeitgenossen. Die Malerei der Revolution und des Kaiserreichs. Die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts in seiner zweiten Hälfte, wel¬ cher der Aufschwung der neuen Zeit ein Ende machte, ist zu einer eigenthüm¬ lichen Berühmtheit gelangt. In ihrer Verwilderung und Ausartung trägt sie ganz den Charakter des damaligen Lebens. Die Sitten und das Treiben der höheren Stände gaben dem Zeitalter sein Gepräge: sie fanden ihren treffenden Ausdruck nicht bloß in den bekannten Bildern von Boucher und seinen Nachahmern, welche die vornehme Gesellschaft mit ihrer Ausschweifung und Geziertheit in eine idyllische Natur setzten, sondern ebenso in den hundertfach variirten mythologischen Scenen, welche den Göttern und Helden der alten Welt mit einer sinnlich ausgeladenen Form den lüsternen Anstrich

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/502
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/502>, abgerufen am 13.11.2024.