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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Die Universität Breslnn in den Händen der Jesuiten.

Die Universität zu Breslau vor der Vereinigung der Frankfurter Vi-rärin" mit der
liöoxoläina.. Festschrift der kathol. theoi. Facultät von or. Joseph Reinkens
Professor an der Universität Breslau. 1861. 4. 132 S.

Wie uns die Vorrede belehrt, war die Bearbeitung der Geschichte der
Jesuitenhochschule, welche von Leopold dem Ersten 1702 gegründet hier bis
zum Jahre 1811 bestanden hat. ursprünglich als eine zur Feier des Universi-
tätsjubilüums im Auftrage des Senates auszuführende Festschrift beabsichtigt,
wurde aber dann durch einen neuen Beschluß ausschließlich der kathol. thcol.
Facultät überlassen, und wie wir glauben, mit vollem Rechte, da eigentlich
doch nur diese letztere ein Interesse hat. sich des Zusammenhanges mit jener
Anstalt, welche weder dem Geiste noch der Form nach jemals eine eigentliche
Universität gewesen und jedenfalls ihre Bedeutung nur auf dem Gebiete der
katholischen Kirche hat, bewußt zu erhalten. Es macht in der That einen
eigenthümlichen Eindruck, wenn man nach diesen festlichen Tagen, wo die
wahrhaft überraschende freudige Theilnahme der ganzen Bevölkerung des
großen Breslau's an dem schonen Feste) der Universität deutlich zeigte, in
wie hohem Grade diese Hochschule mit der Bürgerschaft verwachsen ist,
jener Anstalt gedenkt, welche nur unter dem heftigsten, nachhaltigsten,
vor keinem Opfer zurückscheuenden Widerstande des Rathes und der Bürger¬
schaft ins Leben gerufen werden konnte und in der ganzen Zeit ihres Be¬
stehens der Stadt Breslau, gelindestens gesagt, vollständig fremd geblieben
ist. Man konnte nicht umhin, mit einer gewissen Neugierde die vorliegende
Schrift aufzuschlagen, um zu sehen, ob wohl der Verfasser als Professor der
kathol. Theologie hier eine Ehrenrettung jener Anstalt versuchen und wie er
es anfangen würde, dieselbe zu Ehren zu bringen. Schon die Vorrede ließ
uns einen ernsten Kampf gegen die bisher geltend gewesene Meinung vor¬
aussehen. Wenn hier davon gesprochen wird, wie kaum in einer andern
Stadt die Pflanzstätte der Wissenschaften, um Wurzel zu fassen, einen so
schweren, so lange andauernden Kampf hauptsächlich mit dem "engherzigen
Eigennutze" zu bestehen gehabt hatte, so hatten wir alle Ursache, neugierig


Grenzboten III. 1861. 56
Die Universität Breslnn in den Händen der Jesuiten.

Die Universität zu Breslau vor der Vereinigung der Frankfurter Vi-rärin» mit der
liöoxoläina.. Festschrift der kathol. theoi. Facultät von or. Joseph Reinkens
Professor an der Universität Breslau. 1861. 4. 132 S.

Wie uns die Vorrede belehrt, war die Bearbeitung der Geschichte der
Jesuitenhochschule, welche von Leopold dem Ersten 1702 gegründet hier bis
zum Jahre 1811 bestanden hat. ursprünglich als eine zur Feier des Universi-
tätsjubilüums im Auftrage des Senates auszuführende Festschrift beabsichtigt,
wurde aber dann durch einen neuen Beschluß ausschließlich der kathol. thcol.
Facultät überlassen, und wie wir glauben, mit vollem Rechte, da eigentlich
doch nur diese letztere ein Interesse hat. sich des Zusammenhanges mit jener
Anstalt, welche weder dem Geiste noch der Form nach jemals eine eigentliche
Universität gewesen und jedenfalls ihre Bedeutung nur auf dem Gebiete der
katholischen Kirche hat, bewußt zu erhalten. Es macht in der That einen
eigenthümlichen Eindruck, wenn man nach diesen festlichen Tagen, wo die
wahrhaft überraschende freudige Theilnahme der ganzen Bevölkerung des
großen Breslau's an dem schonen Feste) der Universität deutlich zeigte, in
wie hohem Grade diese Hochschule mit der Bürgerschaft verwachsen ist,
jener Anstalt gedenkt, welche nur unter dem heftigsten, nachhaltigsten,
vor keinem Opfer zurückscheuenden Widerstande des Rathes und der Bürger¬
schaft ins Leben gerufen werden konnte und in der ganzen Zeit ihres Be¬
stehens der Stadt Breslau, gelindestens gesagt, vollständig fremd geblieben
ist. Man konnte nicht umhin, mit einer gewissen Neugierde die vorliegende
Schrift aufzuschlagen, um zu sehen, ob wohl der Verfasser als Professor der
kathol. Theologie hier eine Ehrenrettung jener Anstalt versuchen und wie er
es anfangen würde, dieselbe zu Ehren zu bringen. Schon die Vorrede ließ
uns einen ernsten Kampf gegen die bisher geltend gewesene Meinung vor¬
aussehen. Wenn hier davon gesprochen wird, wie kaum in einer andern
Stadt die Pflanzstätte der Wissenschaften, um Wurzel zu fassen, einen so
schweren, so lange andauernden Kampf hauptsächlich mit dem „engherzigen
Eigennutze" zu bestehen gehabt hatte, so hatten wir alle Ursache, neugierig


Grenzboten III. 1861. 56
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[0451] Die Universität Breslnn in den Händen der Jesuiten. Die Universität zu Breslau vor der Vereinigung der Frankfurter Vi-rärin» mit der liöoxoläina.. Festschrift der kathol. theoi. Facultät von or. Joseph Reinkens Professor an der Universität Breslau. 1861. 4. 132 S. Wie uns die Vorrede belehrt, war die Bearbeitung der Geschichte der Jesuitenhochschule, welche von Leopold dem Ersten 1702 gegründet hier bis zum Jahre 1811 bestanden hat. ursprünglich als eine zur Feier des Universi- tätsjubilüums im Auftrage des Senates auszuführende Festschrift beabsichtigt, wurde aber dann durch einen neuen Beschluß ausschließlich der kathol. thcol. Facultät überlassen, und wie wir glauben, mit vollem Rechte, da eigentlich doch nur diese letztere ein Interesse hat. sich des Zusammenhanges mit jener Anstalt, welche weder dem Geiste noch der Form nach jemals eine eigentliche Universität gewesen und jedenfalls ihre Bedeutung nur auf dem Gebiete der katholischen Kirche hat, bewußt zu erhalten. Es macht in der That einen eigenthümlichen Eindruck, wenn man nach diesen festlichen Tagen, wo die wahrhaft überraschende freudige Theilnahme der ganzen Bevölkerung des großen Breslau's an dem schonen Feste) der Universität deutlich zeigte, in wie hohem Grade diese Hochschule mit der Bürgerschaft verwachsen ist, jener Anstalt gedenkt, welche nur unter dem heftigsten, nachhaltigsten, vor keinem Opfer zurückscheuenden Widerstande des Rathes und der Bürger¬ schaft ins Leben gerufen werden konnte und in der ganzen Zeit ihres Be¬ stehens der Stadt Breslau, gelindestens gesagt, vollständig fremd geblieben ist. Man konnte nicht umhin, mit einer gewissen Neugierde die vorliegende Schrift aufzuschlagen, um zu sehen, ob wohl der Verfasser als Professor der kathol. Theologie hier eine Ehrenrettung jener Anstalt versuchen und wie er es anfangen würde, dieselbe zu Ehren zu bringen. Schon die Vorrede ließ uns einen ernsten Kampf gegen die bisher geltend gewesene Meinung vor¬ aussehen. Wenn hier davon gesprochen wird, wie kaum in einer andern Stadt die Pflanzstätte der Wissenschaften, um Wurzel zu fassen, einen so schweren, so lange andauernden Kampf hauptsächlich mit dem „engherzigen Eigennutze" zu bestehen gehabt hatte, so hatten wir alle Ursache, neugierig Grenzboten III. 1861. 56

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/451>, abgerufen am 13.11.2024.