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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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KreKaggio^lag, an dem Stifter des Christenthums zu vergreifen, seine Com-
Militonen dies nicht ungestraft würden haben geschehen lassen.

Helm wollte zwar im Verhöre (wie in solchen Fällen die Ausrede ge¬
wöhnlich lautet) die saubere oratio von einem bereits verstorbenen Studiosen
erhalten haben und ihren Verfasser nicht kennen. Auch Fritz wußte natürlich
von nichts. Unter den Studenten aber galt Fritz allgemein für den Verfasser
derselben, und hat sich später als Jahr gegen Vertraute unverholen zu der
Autorschaft derselben bekannt. Sie war aber offenbar nicht erst in Greifswald
verfaßt, sondern schon von Halle mit herübergewandert. Denn unter den Pa¬
pieren Heims, welche der Senat in Beschlag nehmen ließ, befand sich ein
zweites Exemplar derselben*), .welches den Titel trug: oratio al-LNÄsoloZie^
"Äcro-dui-selrieoLa, xrv Zraäu Zoetoria huomoäonis, gehalten im letzten De-
cennio des 18. Jahrhunderts zu Saal-Athen (Halle) vom Ober-Fuchs-Marschrou-
ten-Commissions-Präsidenten daselbst. Auch gab einer der Greifswalder Pro¬
fessoren sein Gutachten dahin ab: "diese Rede ist nicht auf unserm Boden
entstanden, denn sie enthält hier gänzlich unbekannte Ausdrücke, die auf den
Universitäten am Rhein und an der Saale von alten lüderlicher Studenten
ausgeheckt sind."

Der Greifswalder Senat konnte wol nicht schwanken, ob Mühlenbruch
"der ob Fritz von der Universität zu entfernen sei. "Fritz, heißt es in einem
bei dieser Gelegenheit abgegebenen Gutachten, hat so schlechte und rohe Ge¬
zwungen und Sitten aus dem gemeinsten Burschenwesen unter den hiesigen
^>tudirenden bekannt gemacht, daß zu wünschen wäre, wenn er hier gar nicht
""N akademischen Bürger aufgenommen sein möchte." Am 7. Februar 1803
ehielten Fritz wegen Mißhandlung des Slud. Hahn, und Helm wegen Ver¬
breitung einer "gotteslästerlichen" Rede das Consilium absunäi.


^!',i'^: -'^ 2. , ^ ^. ^ ^
Jahr unter dem Namen Fritz in Mecklenburg.

Wenn Jahr irgend etwas Ehre macht, so ist es der rasche, entschiedene
schritt, den er von dem Sitten-Verderber der Greifswalder akademischen Jugend
Zum Sitten-Bildner und Turnlehrer der Jugend von Neubrandenburg that.
Denn hierher hatte er sich, nach seiner Verbannung von Greifswald, mit sei¬
nem Unglücksgenossen Helm gewendet, der. den Fcicultätsstudien wieder ert¬
heilt, in der Simmerlingschen Apotheke daselbst als Gehilfe eintrat, während
"Utz den Unterricht und die Erziehung der Söhne*) des dort wohnhaften Ba-




u"s Helmsche Heft, in welchem das zweite Exemplar sich befindet, enthält noch mehrere
es^ e Sächelchen, unter andern einen Entwurf zu einem Compendium der Zotologie,
)°s der Sprache nach mit der or-rtio denselben Verfasser zu haben scheint,
v ^ Der älteste von ihnen focht 1813 an Indus Seite unter den Schwarzen und ward
ki"° ^> b>s an seinen Tod (1S60) erinnerte'er in Tracht und Manier an seinen ebema-
u°n Lehrer.

KreKaggio^lag, an dem Stifter des Christenthums zu vergreifen, seine Com-
Militonen dies nicht ungestraft würden haben geschehen lassen.

Helm wollte zwar im Verhöre (wie in solchen Fällen die Ausrede ge¬
wöhnlich lautet) die saubere oratio von einem bereits verstorbenen Studiosen
erhalten haben und ihren Verfasser nicht kennen. Auch Fritz wußte natürlich
von nichts. Unter den Studenten aber galt Fritz allgemein für den Verfasser
derselben, und hat sich später als Jahr gegen Vertraute unverholen zu der
Autorschaft derselben bekannt. Sie war aber offenbar nicht erst in Greifswald
verfaßt, sondern schon von Halle mit herübergewandert. Denn unter den Pa¬
pieren Heims, welche der Senat in Beschlag nehmen ließ, befand sich ein
zweites Exemplar derselben*), .welches den Titel trug: oratio al-LNÄsoloZie^
«Äcro-dui-selrieoLa, xrv Zraäu Zoetoria huomoäonis, gehalten im letzten De-
cennio des 18. Jahrhunderts zu Saal-Athen (Halle) vom Ober-Fuchs-Marschrou-
ten-Commissions-Präsidenten daselbst. Auch gab einer der Greifswalder Pro¬
fessoren sein Gutachten dahin ab: „diese Rede ist nicht auf unserm Boden
entstanden, denn sie enthält hier gänzlich unbekannte Ausdrücke, die auf den
Universitäten am Rhein und an der Saale von alten lüderlicher Studenten
ausgeheckt sind."

Der Greifswalder Senat konnte wol nicht schwanken, ob Mühlenbruch
"der ob Fritz von der Universität zu entfernen sei. „Fritz, heißt es in einem
bei dieser Gelegenheit abgegebenen Gutachten, hat so schlechte und rohe Ge¬
zwungen und Sitten aus dem gemeinsten Burschenwesen unter den hiesigen
^>tudirenden bekannt gemacht, daß zu wünschen wäre, wenn er hier gar nicht
""N akademischen Bürger aufgenommen sein möchte." Am 7. Februar 1803
ehielten Fritz wegen Mißhandlung des Slud. Hahn, und Helm wegen Ver¬
breitung einer „gotteslästerlichen" Rede das Consilium absunäi.


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Jahr unter dem Namen Fritz in Mecklenburg.

Wenn Jahr irgend etwas Ehre macht, so ist es der rasche, entschiedene
schritt, den er von dem Sitten-Verderber der Greifswalder akademischen Jugend
Zum Sitten-Bildner und Turnlehrer der Jugend von Neubrandenburg that.
Denn hierher hatte er sich, nach seiner Verbannung von Greifswald, mit sei¬
nem Unglücksgenossen Helm gewendet, der. den Fcicultätsstudien wieder ert¬
heilt, in der Simmerlingschen Apotheke daselbst als Gehilfe eintrat, während
»Utz den Unterricht und die Erziehung der Söhne*) des dort wohnhaften Ba-




u»s Helmsche Heft, in welchem das zweite Exemplar sich befindet, enthält noch mehrere
es^ e Sächelchen, unter andern einen Entwurf zu einem Compendium der Zotologie,
)°s der Sprache nach mit der or-rtio denselben Verfasser zu haben scheint,
v ^ Der älteste von ihnen focht 1813 an Indus Seite unter den Schwarzen und ward
ki»° ^> b>s an seinen Tod (1S60) erinnerte'er in Tracht und Manier an seinen ebema-
u°n Lehrer.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/399>, abgerufen am 13.11.2024.