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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Gott aber, der mich zum Herrn berufen, gebe mir Kraft und Strenge
Zucht und Sitte aufrecht zu erhalten, allewege zu Seines Namens Ehre.--


Cuno Graf Hahn. Erblandmarschall,


Walkers Armee.

Schmarda in seiner "Reise um die Erde" erzählt von der Armee des bekannten
Flibustiers, die er in Granada sah, Folgendes. Gegen 5 Uhr hörte ich Trommel¬
schlag, und eine Truppe in zwei Reihen, die im officiellen Styl das zweite Linien¬
regiment hieß, marschirte vorüber nach dem Hauptplatze. In dem officiellen Blatte
hatte ein Artikel über die Armee Nicaraguas gestanden, der sie mit den Hauptarmeen
Europas verglich, und da derselbe am Schluß die Bemerkung enthielt, daß man
nichts Erhabeneres sehen könne als diese Leute, von denen jeder ein Held und befähigt
sei, im alten Europa wenigstens Escadrons- oder Bataillonschef zu sein, so konnte
ich der Versuchung nicht widerstehen, den humoristischen Eindruck, den der Artikel
wir verursacht hatte, durch den Anblick der Parade zu vervollständigen. Die Plaza
>se ein großes Viereck, welches mit Leichtigkeit das Zehnfache dieser Hcldenarmce auf¬
nehmen könnte. In der Mitte stand der Flaggcnbaum mit der neuen Flagge, ein
rother Stern in einem blauen und weißen Felde; daneben erhob sich ein Freibeits-
b"um mit der Freiheitsmütze, welche die weise Negierung aus ökonomischen Gründen
"As Blech hatte anfertigen lassen und die, vom leichten Seewinde bewegt, sich wie
°>n Wetterhahn drehte und lustig klapperte. In ihrer Form ist sie wenig verfäng-
Uch, denn sie hat mehr das Aussehen einer russischen Grenadiermütze des vorigen
Jahrhunderts als das einer JacobiyLrmützc. Daneben standen zwei alte Kanonen, die
"ne auf plumpen Rädern, die andere auf einer vermorschten Lafette. Am Tage der
neuen Flaggcncinweihung hatte der Artilleriechef das Wagestück begangen, die Flagge
^wie zu salutiren. Auf der einen Seite des Platzes war die Hauptwache, deren
Mannschaft unde.r Gewehr getreten war, aus der andern Seite das Haus des. amerika-
U'sehen ChargS d'Affaires, über welchem das Sternenbanner flatterte. Die Leute, die
'es vorüberziehen gesehen hatte, standen schon unter Waffen, und bald langte auch das
"übern Infanterieregiment und die Ristes (Schützen) an; eine Musikbande, aus sieben
Mann bestehend, von denen einer die große Trommel schlug, die übrigen Hörner und
trompeten bliesen, vervollständigten den Apparat dieser Heerschau. Vo.n. einer Ani-
'°rmirung der Truppcy war keine Spur; ich sah den französische^ Frack und Tuch-
^°et neben der MatroseiMcke und der Blouse, fast alle waren abgeriGn und ekelhaft


Gott aber, der mich zum Herrn berufen, gebe mir Kraft und Strenge
Zucht und Sitte aufrecht zu erhalten, allewege zu Seines Namens Ehre.—


Cuno Graf Hahn. Erblandmarschall,


Walkers Armee.

Schmarda in seiner „Reise um die Erde" erzählt von der Armee des bekannten
Flibustiers, die er in Granada sah, Folgendes. Gegen 5 Uhr hörte ich Trommel¬
schlag, und eine Truppe in zwei Reihen, die im officiellen Styl das zweite Linien¬
regiment hieß, marschirte vorüber nach dem Hauptplatze. In dem officiellen Blatte
hatte ein Artikel über die Armee Nicaraguas gestanden, der sie mit den Hauptarmeen
Europas verglich, und da derselbe am Schluß die Bemerkung enthielt, daß man
nichts Erhabeneres sehen könne als diese Leute, von denen jeder ein Held und befähigt
sei, im alten Europa wenigstens Escadrons- oder Bataillonschef zu sein, so konnte
ich der Versuchung nicht widerstehen, den humoristischen Eindruck, den der Artikel
wir verursacht hatte, durch den Anblick der Parade zu vervollständigen. Die Plaza
>se ein großes Viereck, welches mit Leichtigkeit das Zehnfache dieser Hcldenarmce auf¬
nehmen könnte. In der Mitte stand der Flaggcnbaum mit der neuen Flagge, ein
rother Stern in einem blauen und weißen Felde; daneben erhob sich ein Freibeits-
b»um mit der Freiheitsmütze, welche die weise Negierung aus ökonomischen Gründen
"As Blech hatte anfertigen lassen und die, vom leichten Seewinde bewegt, sich wie
°>n Wetterhahn drehte und lustig klapperte. In ihrer Form ist sie wenig verfäng-
Uch, denn sie hat mehr das Aussehen einer russischen Grenadiermütze des vorigen
Jahrhunderts als das einer JacobiyLrmützc. Daneben standen zwei alte Kanonen, die
"ne auf plumpen Rädern, die andere auf einer vermorschten Lafette. Am Tage der
neuen Flaggcncinweihung hatte der Artilleriechef das Wagestück begangen, die Flagge
^wie zu salutiren. Auf der einen Seite des Platzes war die Hauptwache, deren
Mannschaft unde.r Gewehr getreten war, aus der andern Seite das Haus des. amerika-
U'sehen ChargS d'Affaires, über welchem das Sternenbanner flatterte. Die Leute, die
'es vorüberziehen gesehen hatte, standen schon unter Waffen, und bald langte auch das
"übern Infanterieregiment und die Ristes (Schützen) an; eine Musikbande, aus sieben
Mann bestehend, von denen einer die große Trommel schlug, die übrigen Hörner und
trompeten bliesen, vervollständigten den Apparat dieser Heerschau. Vo.n. einer Ani-
'°rmirung der Truppcy war keine Spur; ich sah den französische^ Frack und Tuch-
^°et neben der MatroseiMcke und der Blouse, fast alle waren abgeriGn und ekelhaft


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[0319] Gott aber, der mich zum Herrn berufen, gebe mir Kraft und Strenge Zucht und Sitte aufrecht zu erhalten, allewege zu Seines Namens Ehre.— Cuno Graf Hahn. Erblandmarschall, Walkers Armee. Schmarda in seiner „Reise um die Erde" erzählt von der Armee des bekannten Flibustiers, die er in Granada sah, Folgendes. Gegen 5 Uhr hörte ich Trommel¬ schlag, und eine Truppe in zwei Reihen, die im officiellen Styl das zweite Linien¬ regiment hieß, marschirte vorüber nach dem Hauptplatze. In dem officiellen Blatte hatte ein Artikel über die Armee Nicaraguas gestanden, der sie mit den Hauptarmeen Europas verglich, und da derselbe am Schluß die Bemerkung enthielt, daß man nichts Erhabeneres sehen könne als diese Leute, von denen jeder ein Held und befähigt sei, im alten Europa wenigstens Escadrons- oder Bataillonschef zu sein, so konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, den humoristischen Eindruck, den der Artikel wir verursacht hatte, durch den Anblick der Parade zu vervollständigen. Die Plaza >se ein großes Viereck, welches mit Leichtigkeit das Zehnfache dieser Hcldenarmce auf¬ nehmen könnte. In der Mitte stand der Flaggcnbaum mit der neuen Flagge, ein rother Stern in einem blauen und weißen Felde; daneben erhob sich ein Freibeits- b»um mit der Freiheitsmütze, welche die weise Negierung aus ökonomischen Gründen "As Blech hatte anfertigen lassen und die, vom leichten Seewinde bewegt, sich wie °>n Wetterhahn drehte und lustig klapperte. In ihrer Form ist sie wenig verfäng- Uch, denn sie hat mehr das Aussehen einer russischen Grenadiermütze des vorigen Jahrhunderts als das einer JacobiyLrmützc. Daneben standen zwei alte Kanonen, die "ne auf plumpen Rädern, die andere auf einer vermorschten Lafette. Am Tage der neuen Flaggcncinweihung hatte der Artilleriechef das Wagestück begangen, die Flagge ^wie zu salutiren. Auf der einen Seite des Platzes war die Hauptwache, deren Mannschaft unde.r Gewehr getreten war, aus der andern Seite das Haus des. amerika- U'sehen ChargS d'Affaires, über welchem das Sternenbanner flatterte. Die Leute, die 'es vorüberziehen gesehen hatte, standen schon unter Waffen, und bald langte auch das "übern Infanterieregiment und die Ristes (Schützen) an; eine Musikbande, aus sieben Mann bestehend, von denen einer die große Trommel schlug, die übrigen Hörner und trompeten bliesen, vervollständigten den Apparat dieser Heerschau. Vo.n. einer Ani- '°rmirung der Truppcy war keine Spur; ich sah den französische^ Frack und Tuch- ^°et neben der MatroseiMcke und der Blouse, fast alle waren abgeriGn und ekelhaft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/319>, abgerufen am 13.11.2024.