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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Ausschüsse zur Controle der Kreiskasse, und Beaufsichtigung der gemeinsamen
Anstalten des Kreises, und außerordentliche nach Bedürfniß.

Dieß würden die Grundzüge einer zwar volksthümlichen und freisinnigen,
aber der historischen Grundlage nicht entbehrenden Verfassung sein. Es
würden demnach als königliche Behörden in den untern und mittlern Instan¬
zen nur die Staatsfinanzbehörden, die Appellations- und Bezirksgerichte und
die Amtshauptmannschaften stehen bleiben; letztere würden aber ihre begut¬
achtende Stellung, die sie jetzt den Kreisdirectionen gegenüber einnehmen, dem
Kreishauptmann gegenüber verlieren und ihre Geschäfte unter unmittelbarer
Aufsicht der betreffenden Ministerien führen. -- In der Hauptsache dieselben
Grundsätze sind es, welche Oestreich jetzt an die Spitze seiner Reformen gestellt
hat. das Oestreich, wo die Bureaukratie bisher am Mächtigsten wucherte.




Die Pariser Kunstausstellung von 18K1 und die bildende Kunst
des 19. Jahrhunderts in Frankreich.
i.
Der Staat und die Kunst. Die moderne französische und die mo¬
derne deutsche Kunst. Ein Blick aus die deutschen Hoffnungen.

Nicht immer ist bei den Völkern die Zeit der Kunstblüthe zugleich die
Periode eines normalen und glücklichen politischen Zustandes, nicht immer
geht die künstlerische Entwicklung Hand in Hand mit der staatlichen. Als
Albrecht Dürer und der jüngere Holbein die deutsche Kunst zu ihrem Höhe¬
punkt brachten, begann die Reformation die politische Existenz des deutschen
Reiches zu zerrütten; das heruntergekommene, durch kirchlichen und politischen
Despotismus mißhandelte Spanien des 17. Jahrhunderts brachte cbendamals
in der Dichtung und Malerei seine Meisterwerke hervor, und zu derselben
Zeit, da das deutsche Staatswesen schon lange seinem Untergang unaufhalt¬
sam sich nähernd, endlich in das Stadium der Auflösung überging, erreichte
die deutsche Poesie ihren Gipfel.

So scheint manchmal die Kunst in der Geschichte der Völker andere Ein¬
schnitte zu bilden, als die Politik. Daß dennoch zwischen diesen Lebens¬
formen, wenn sie auch in verschiedenen Zeitläuften sich erfüllen, ein innerer
und tiefer Zusammenhang stattfindet, versteht sich von selbst. Unter ungünstigen
staatlichen Verhältnissen kann nur dann die Kunst blühen, wenn sie dem
leiste und der Phantasie des Volkes die ihnen eigenthümliche Entwicklung


Grenzboten III. 1361.

Ausschüsse zur Controle der Kreiskasse, und Beaufsichtigung der gemeinsamen
Anstalten des Kreises, und außerordentliche nach Bedürfniß.

Dieß würden die Grundzüge einer zwar volksthümlichen und freisinnigen,
aber der historischen Grundlage nicht entbehrenden Verfassung sein. Es
würden demnach als königliche Behörden in den untern und mittlern Instan¬
zen nur die Staatsfinanzbehörden, die Appellations- und Bezirksgerichte und
die Amtshauptmannschaften stehen bleiben; letztere würden aber ihre begut¬
achtende Stellung, die sie jetzt den Kreisdirectionen gegenüber einnehmen, dem
Kreishauptmann gegenüber verlieren und ihre Geschäfte unter unmittelbarer
Aufsicht der betreffenden Ministerien führen. — In der Hauptsache dieselben
Grundsätze sind es, welche Oestreich jetzt an die Spitze seiner Reformen gestellt
hat. das Oestreich, wo die Bureaukratie bisher am Mächtigsten wucherte.




Die Pariser Kunstausstellung von 18K1 und die bildende Kunst
des 19. Jahrhunderts in Frankreich.
i.
Der Staat und die Kunst. Die moderne französische und die mo¬
derne deutsche Kunst. Ein Blick aus die deutschen Hoffnungen.

Nicht immer ist bei den Völkern die Zeit der Kunstblüthe zugleich die
Periode eines normalen und glücklichen politischen Zustandes, nicht immer
geht die künstlerische Entwicklung Hand in Hand mit der staatlichen. Als
Albrecht Dürer und der jüngere Holbein die deutsche Kunst zu ihrem Höhe¬
punkt brachten, begann die Reformation die politische Existenz des deutschen
Reiches zu zerrütten; das heruntergekommene, durch kirchlichen und politischen
Despotismus mißhandelte Spanien des 17. Jahrhunderts brachte cbendamals
in der Dichtung und Malerei seine Meisterwerke hervor, und zu derselben
Zeit, da das deutsche Staatswesen schon lange seinem Untergang unaufhalt¬
sam sich nähernd, endlich in das Stadium der Auflösung überging, erreichte
die deutsche Poesie ihren Gipfel.

So scheint manchmal die Kunst in der Geschichte der Völker andere Ein¬
schnitte zu bilden, als die Politik. Daß dennoch zwischen diesen Lebens¬
formen, wenn sie auch in verschiedenen Zeitläuften sich erfüllen, ein innerer
und tiefer Zusammenhang stattfindet, versteht sich von selbst. Unter ungünstigen
staatlichen Verhältnissen kann nur dann die Kunst blühen, wenn sie dem
leiste und der Phantasie des Volkes die ihnen eigenthümliche Entwicklung


Grenzboten III. 1361.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/115>, abgerufen am 13.11.2024.