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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Fahrzeugen einen großen Vortheil über die schwer beweglichen Segelschiffe,
und es bedarf nur einer kurzen Windstille, um ein Segellinienschiff von 84
Geschützen zu zwingen, die Flagge vor f> --10 Schraubenkanonenbooten zu
streichen. Das große Schiff muß aus dem einfachen Grunde unterliegen, weil
die Schraubenbootc die freie Wahl des Angriffspunkts haben und gegen die
schwache, Seite des Linienschiffs, den hintern Theil, mehr Feuer richten können,
als dieses zu erwidern im Stande ist.

Aus demselben Grunde würde eine Flotille von Schraubeukanonenbooten
der Jagd dänischer Segelschiffe auf deutsche Kauffahrer in der Nordsee rasch ein
Ende machen und das Verhältniß umkehren.

Wie bekannt diese Dinge auch sind, so scheinen die Regierungen der
deutschen Nordseestaatcn doch bis jetzt noch fest entschlossen zu sein, dem dänischen
Marineminister die Verwendung seiner alten. l'riegsnntüchtigen Segelschiffe
und damit die Zerstörung der Schifffahrt und des Handels des nordwest
lichen Deutschlands zu gestatten.




Washington.

Washington, die Stadt, auf der jetzt mehr wie je seit ihrer. Gründung
die Augen der Amerikaner ruhen, liegt in dem vom Staat Maryland ab¬
getrennten District Columbia und zwar da, wo der Tibercreek in eine Bucht
des Potomac mündet.

Die Gegend ist ein anmuthiges Hügelland, die Entfernung der Stadt
von der Chesapeake-Bai beträgt nur 28 deutsche Meilen, und der Potomac
'se bis hier herauf für mittelgroße Seeschiffe befahrbar. Man konnte hoffen,
daß unter so günstigen Umständen die Rührigkeit der Bevölkerung Amerikas
"Ach diesem künstlichen Sprößling ein gesundes Leben und rasches Wachsthum
verleihen würde, und so legte man die Stadt (1793) nach einem großartigen
Plane an. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt, der Plan ist in seinen meisten
theilen Plan geblieben. Washington bat keine andere Bedeutung, als d,e,
daß es der Sitz des Präsidenten und des Kongresses ist.

Das hat seine Vortheile, indem Regierung und Gesetzgebung auf diese
^>je nicht unter dem mehr oder minder gefährlichen Einfluß der leicht er>


Gre"zi'oder II. 1861. 52

Fahrzeugen einen großen Vortheil über die schwer beweglichen Segelschiffe,
und es bedarf nur einer kurzen Windstille, um ein Segellinienschiff von 84
Geschützen zu zwingen, die Flagge vor f> —10 Schraubenkanonenbooten zu
streichen. Das große Schiff muß aus dem einfachen Grunde unterliegen, weil
die Schraubenbootc die freie Wahl des Angriffspunkts haben und gegen die
schwache, Seite des Linienschiffs, den hintern Theil, mehr Feuer richten können,
als dieses zu erwidern im Stande ist.

Aus demselben Grunde würde eine Flotille von Schraubeukanonenbooten
der Jagd dänischer Segelschiffe auf deutsche Kauffahrer in der Nordsee rasch ein
Ende machen und das Verhältniß umkehren.

Wie bekannt diese Dinge auch sind, so scheinen die Regierungen der
deutschen Nordseestaatcn doch bis jetzt noch fest entschlossen zu sein, dem dänischen
Marineminister die Verwendung seiner alten. l'riegsnntüchtigen Segelschiffe
und damit die Zerstörung der Schifffahrt und des Handels des nordwest
lichen Deutschlands zu gestatten.




Washington.

Washington, die Stadt, auf der jetzt mehr wie je seit ihrer. Gründung
die Augen der Amerikaner ruhen, liegt in dem vom Staat Maryland ab¬
getrennten District Columbia und zwar da, wo der Tibercreek in eine Bucht
des Potomac mündet.

Die Gegend ist ein anmuthiges Hügelland, die Entfernung der Stadt
von der Chesapeake-Bai beträgt nur 28 deutsche Meilen, und der Potomac
'se bis hier herauf für mittelgroße Seeschiffe befahrbar. Man konnte hoffen,
daß unter so günstigen Umständen die Rührigkeit der Bevölkerung Amerikas
"Ach diesem künstlichen Sprößling ein gesundes Leben und rasches Wachsthum
verleihen würde, und so legte man die Stadt (1793) nach einem großartigen
Plane an. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt, der Plan ist in seinen meisten
theilen Plan geblieben. Washington bat keine andere Bedeutung, als d,e,
daß es der Sitz des Präsidenten und des Kongresses ist.

Das hat seine Vortheile, indem Regierung und Gesetzgebung auf diese
^>je nicht unter dem mehr oder minder gefährlichen Einfluß der leicht er>


Gre»zi'oder II. 1861. 52
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[0419] Fahrzeugen einen großen Vortheil über die schwer beweglichen Segelschiffe, und es bedarf nur einer kurzen Windstille, um ein Segellinienschiff von 84 Geschützen zu zwingen, die Flagge vor f> —10 Schraubenkanonenbooten zu streichen. Das große Schiff muß aus dem einfachen Grunde unterliegen, weil die Schraubenbootc die freie Wahl des Angriffspunkts haben und gegen die schwache, Seite des Linienschiffs, den hintern Theil, mehr Feuer richten können, als dieses zu erwidern im Stande ist. Aus demselben Grunde würde eine Flotille von Schraubeukanonenbooten der Jagd dänischer Segelschiffe auf deutsche Kauffahrer in der Nordsee rasch ein Ende machen und das Verhältniß umkehren. Wie bekannt diese Dinge auch sind, so scheinen die Regierungen der deutschen Nordseestaatcn doch bis jetzt noch fest entschlossen zu sein, dem dänischen Marineminister die Verwendung seiner alten. l'riegsnntüchtigen Segelschiffe und damit die Zerstörung der Schifffahrt und des Handels des nordwest lichen Deutschlands zu gestatten. Washington. Washington, die Stadt, auf der jetzt mehr wie je seit ihrer. Gründung die Augen der Amerikaner ruhen, liegt in dem vom Staat Maryland ab¬ getrennten District Columbia und zwar da, wo der Tibercreek in eine Bucht des Potomac mündet. Die Gegend ist ein anmuthiges Hügelland, die Entfernung der Stadt von der Chesapeake-Bai beträgt nur 28 deutsche Meilen, und der Potomac 'se bis hier herauf für mittelgroße Seeschiffe befahrbar. Man konnte hoffen, daß unter so günstigen Umständen die Rührigkeit der Bevölkerung Amerikas "Ach diesem künstlichen Sprößling ein gesundes Leben und rasches Wachsthum verleihen würde, und so legte man die Stadt (1793) nach einem großartigen Plane an. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt, der Plan ist in seinen meisten theilen Plan geblieben. Washington bat keine andere Bedeutung, als d,e, daß es der Sitz des Präsidenten und des Kongresses ist. Das hat seine Vortheile, indem Regierung und Gesetzgebung auf diese ^>je nicht unter dem mehr oder minder gefährlichen Einfluß der leicht er> Gre»zi'oder II. 1861. 52

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/419>, abgerufen am 22.07.2024.